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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis
Autoren: Gary Paulsen
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den Füßen vom Floß ab.
    Der erste Schwung brachte ihn beinahe drei Meter in die Tiefe, aber im trüben Wasser konnte er kaum zwei Meter weit sehen. Noch einmal stieß er die Arme nach vorn, zog sie bis zum Körper durch und strampelte mit den Beinen. Noch immer kein Grund in Sicht und der Wasserdruck pochte in seinen Ohren.
    Gerade als ihm die Luft ausging, als er seine Lunge bersten fühlte, glaubte er, noch immer beinahe zwei Meter entfernt den Grund zu erkennen.
    Im letzten Moment tauchte er aus dem Wasser und krachte mit dem Kopf gegen das Höhenruder. Prustend wie ein Walfisch tauchte er auf, stieß den verbrauchten Atem aus, riss den Mund auf und rang keuchend nach Luft. Oh, er brauchte mehr Luft in der Lunge, mehr Luft. Er musste noch tiefer tauchen, viel tiefer – und dann brauchte er noch Zeit, am Boden das Beil zu suchen.
    Noch einmal schnappte Brian nach Luft, wölbte den Brustkorb, so weit es ging. Ein letzter Atemzug, kopfüber ins Wasser – und wieder tauchte Brian hinab.
    Diesmal reckte er die Arme weit vor, legte die Hände flach aneinander und stieß sich mit beiden Beinen von der Unterkante des Floßes ab. Alle Kraft legte er in diesen Stoß, der ihn in die Tiefe schnellte. Als sein Schwung nachließ, fing er mit den Armen an zu rudern und machte mit den Beinen Schwimmbewegungen wie ein Frosch – und diesmal trug es ihn so weit hinab, dass er mit dem Gesicht in den Schlamm am Grunde des Sees stieß.
    Brian schüttelte den Kopf, um sich den Sand aus den Augen zu spülen, und schaute sich um. Vor ihm hing das Flugzeug, sanft geneigt, in der Tiefe. Er glaubte sogar die Fenster erkennen zu können und schon musste er wieder an den Piloten denken, der dort drinnen seit so vielen Tagen saß. Krampfhaft versuchte er diese Vorstellung zu verdrängen und sich auf die Suche nach seinem Beil zu konzentrieren – aber er sah es nicht. Jetzt sah er schon rote Kreise vor den Augen, es schwindelte ihn im Kopf und ein steigender Druck drohte seine Lunge zu sprengen.
    Brian wusste, dass er zur Oberfläche zurückkehren musste, dass er es nicht länger in der Tiefe aushalten konnte. Schon zwang ihn die Atemnot den Mund zu öffnen – aber da, buchstäblich im letzten Moment, sah er den Stiel des Beils aus dem Schlamm aufragen. Er griff danach – griff daneben – griff noch einmal hin und spürte den Handgriff aus Gummi zwischen seinen Fingern. Er packte fest zu und mit letzter Kraft drückte er die Füße gegen den schlammigen Boden und stieß sich ab.
    Es war knapp. Prickelnde Hitze schoss ihm durch die Arme, die mit bleischwerer Bewegung durchs Wasser schlugen, er hörte das Blut in seinen Adern hämmern und ein Krampf drohte seine Lunge zu sprengen. Aber im letzten Moment schoss sein Kopf an die Oberfläche.
    »Zzzschack!« Es war, als sei ein Ballon explodiert. Mit einem schrillen Pfeifen entwich die verbrauchte Luft seiner Lunge durch Mund und Nase, und Brian rang keuchend nach Atem. Sein Brustkorb dehnte sich bis zum Zerspringen, so tief sog er die frische Luft ein. Mit beiden Händen klammerte er sich an das Floß, noch immer im Wasser hängend, und atmete, atmete … Aber in seiner rechten Hand glänzte der Stahl seines Beils.
    »Das ist geschafft«, stöhnte er. »Und jetzt das Flugzeug.«
    Dort klaffte das Loch in der Aluminiumhülle, das er geschlagen hatte. Mit dem Beil, das er jetzt vorsichtig festhielt, begann er wieder die silbern schimmernde Verkleidung zu bearbeiten, bis die Öffnung so groß war, dass er Kopf und Schultern hineinschieben und sich umschauen konnte.
    Es war dunkel im Innern des Flugzeugrumpfes und zuerst sah er nichts. Ganz gewiss keine Spur von einem Überlebenspaket. Papierfetzen schwammen drinnen im Wasser, Schmutz trieb an der Oberfläche, der sich von den Bodenplatten gelöst hatte – aber sonst gab es hier nichts.
    Na schön!, sagte er sich. So einfach geht es eben nicht. Was hast du denn erwartet? Einfach einsteigen in das Flugzeug und das Überlebenspaket herausholen …?
    Er musste die Öffnung noch größer machen, das Loch so erweitern, dass er sich hineinzwängen und sich drinnen umsehen konnte. Das Überlebenspaket steckte, wie Brian sich erinnerte, in einem Nylonsack mit Reißverschluss – oder war es ein Sack aus Segeltuch? War er rot gewesen? Oder grau? Wie auch immer!, sagte sich Brian. Bestimmt war das Paket herumgeschleudert worden, als das Flugzeug aufs Wasser krachte. Bestimmt lag es irgendwo – eingekeilt zwischen anderen Dingen.
    Wieder begann er die
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