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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis
Autoren: Gary Paulsen
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zurück an die Oberfläche. Sein Kopf tauchte auf, die Augen irre geweitet vor Schreck, seine Hände griffen Halt suchend nach dem Stahlrohrgestänge – und er war frei; hing keuchend und immer noch schwindlig im Kopf zwischen den Drähten und Aluminiumspanten des Flugzeughecks.
    Lange Minuten verschnaufte er dort, suchte sich zu beruhigen und das Bild des Piloten aus dem Gedächtnis zu drängen. Es war nicht leicht, denn Brian wusste, dass dieses Bild ihn nicht mehr verlassen würde. Aber das Leben war stärker. Brian sah die Bäume am Ufer und dahinter die Sonne am Horizont, sah die Felsenklippe, die sein Zuhause geworden war, und er hörte die Vögel singen.
    Tiefer Frieden lag über dem Land. Auch wenn die Wildnis gleichgültig war gegen die Angst und die Not der Menschen.
    Brian sammelte seine Gedanken, sein Herz schlug ruhiger jetzt und er atmete in tiefen Zügen. Er war dem Schrecken entronnen.
    Und jetzt gab es viel zu tun. Der Sack mit dem Überlebenspaket schwamm neben ihm im Wasser; er musste ihn aus dem Flugzeug schaffen und auf das Floß hieven und ans Ufer zurückschwimmen.
    Brian zwängte sich durch die Öffnung. Es ging diesmal nicht so leicht wie beim Hineinschlüpfen. Und dann musste er auch den Sack nach draußen zerren, der sich im Wirrwarr der Kabel und Rohre verfing. Er war sperrig und beinahe schien es, als wollte er das Flugzeug nicht verlassen. Brian rüttelte an dem Paket, schob die Nylonhülle hin und her und musste schließlich den Inhalt zurechtkneten, den Sack länger und schmaler machen, damit er durch die Öffnung passte. Nach einigem Rütteln und Ziehen kam das Paket ins Freie.
    All dies dauerte eine Weile, und bis Brian den Sack endlich auf seinem Floß verstaut hatte, war es fast dunkel geworden. Er war erschöpft und kaputt, nachdem er den ganzen Tag im kalten Wasser gearbeitet hatte. Er fror und klapperte mit den Zähnen – und musste noch immer das Floß ans Ufer schieben.
    Manchmal glaubte er, es nicht mehr zu schaffen. Das Floß, zusätzlich belastet durch das Gewicht des Überlebenspakets – das immer schwerer zu werden schien –, bewegte sich kaum von der Stelle. Oder lag es daran, dass Brians Kräfte am Ende waren? Oft musste er sich an die Fichtenbalken klammern, die so träge im Wasser lagen. Dann wieder machte er ein paar Schwimmstöße und schob das Floß ein paar Zentimeter weiter.
    Es dauerte eine Ewigkeit, obwohl Brian den kürzesten Weg zum Ufer wählte. Nicht direkt zu seinem Lagerplatz, sondern zu jener Landspitze vor der L-förmigen Bucht. Als er Grund unter den Füßen spürte, konnte er das Floß die letzten Meter durch Schilf und Schlingpflanzen schieben, bis es sich knirschend auf den Kies am Ufer schob.
    Brian konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Auf Händen und Knien kroch er an Land. Er ließ sich fallen und nahm nicht mehr wahr, dass die Moskitos ihn wie eine giftige Wolke überfielen.
    Er hatte es geschafft.
    Dies war sein einziger Gedanke: Er hatte es geschafft.
    Ächzend richtete er sich auf und zog die Beine aus dem Wasser. Ausgepumpt saß er da und ließ den Kopf hängen. Endlich raffte er sich auf und hob den Sack ans Ufer. Den ganzen Rückweg zum Lagerplatz schleppte er das Paket am Boden hinter sich her. Er war zu müde, um es auf den Schultern zu tragen.
    Beinahe drei Stunden lang stolperte er durch die Dunkelheit. Streckenweit kroch er auf allen vieren. Doch keinen Moment ließ er das Überlebenspaket aus den Händen. Als er den kleinen Sandstrand vor seiner Hütte erreichte, brach er zusammen. Und noch im Schlaf umklammerte er das Paket, das er aus dem Flugzeug gerettet hatte.
    Er hatte es geschafft.

19
    Welche Schätze!
    Unglaubliche Schätze waren das. Immer wieder betrachtete Brian staunend den Inhalt des Überlebenspakets. Am letzten Abend war er erschöpft eingeschlafen, völlig ausgepumpt, und hatte nichts anderes tun können, als an der Stelle liegen zu bleiben, wo er – vor der Tür zu seiner Schutzhütte – zusammengebrochen war. Nach einem Tag voll mühsamer Abenteuer und Schrecken war ihm alles egal gewesen – die angriffslustigen Mücken, die Nacht und die Kälte in seinen klammen Kleidern. Aber im ersten Morgengrau war er erwacht. Neugierig hatte er das Überlebenspaket geöffnet und die Schätze entdeckt.
    Da war ein Schlafsack, den er gleich an der Hüttenwand zum Trocknen aufhängte, und eine Schlafmatte aus Schaumgummi. Ein Aluminiumkocher mit vier kleinen Töpfen und zwei Bratpfannen. Sogar ein Besteck war dabei, mit
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