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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis
Autoren: Gary Paulsen
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Schneehasen und Waldkaninchen. Die Dummvögel waren amerikanische Waldhühner (ruffled grouse). Von den Trappern dort, wegen ihrer Dummheit, auch fool hens genannt. Die kleinen Fische, die Brian fing, waren Klumpfische (blue gills), Sonnenfische (sun fish) und Flussbarsche (perch). Die Schildkröteneier hatte eine Schnappschildkröte gelegt, wie er richtig vermutet hatte. Die Wölfe waren timber wolves, die, wie bekannt, Menschen nicht angreifen. Die Elchkuh, nun ja, war eine Elchkuh.
    Geblieben waren Brian auch die Träume. Und er träumte nach seiner Rettung noch oft von dem See. Die kanadischen Behörden veranlassten eine Expedition, um die Leiche des Piloten zu bergen – in Begleitung von Reportern, die natürlich Aufnahmen vom Lagerplatz und der Schutzhütte und allem anderen mitbrachten. Für einige Zeit geriet Brian in die Schlagzeilen, er wurde im Fernsehen interviewt – aber nach ein paar Monaten verebbte der Rummel. Ein Schriftsteller kam, der ein Buch über das »totale Abenteuer« (wie er sagte) schreiben wollte, aber er war ein Träumer, wie sich herausstellte, und es blieb bei dem guten Vorsatz. Brian bekam Abzüge von den Fotos und Kopien der Filmaufnahmen. Und diese Wiederbegegnung mit dem Schauplatz seines Überlebenskampfes löste die Träume aus: Es waren keine Albträume und sie ängstigten ihn auch nicht – aber manchmal erwachte er davon; er wurde wach und richtete sich auf und dachte an den See, an den Wald, an das Feuer in der Nacht, an die Stimmen der Nachtvögel und die springenden Fische. Dann saß Brian allein in der Dunkelheit und erinnerte sich. Es waren keine schlechten Erinnerungen und sie bedrückten ihn nicht.
    Spekulationen sind meist fruchtlos. Aber wir dürfen wohl fragen, welches Schicksal Brian erwartet hätte, wäre er nicht gerettet worden: Ein harter Herbst hätte ihm bevorgestanden, vielleicht ein noch härterer Winter. In dem gefrorenen See hätte er keine Fische mehr fangen können. Und tiefer Schnee hätte seinen Bewegungsradius stark eingeschränkt. Wild gibt es genügend im Herbst (es ist auch leichter anzupirschen, wenn Bäume und Unterholz ihr Laub verlieren), aber im Winter wird es knapp und verschwindet mitunter ganz, weil Raubtiere – Fuchs, Luchs, Wolf, Wiesel, Fischotter, Marder und kanadischer Kojote – durch das Land streifen und die Bestände lichten. Es ist erstaunlich, was eine einzige Eule unter den Waldhühnern oder Kaninchen einer Region in wenigen Monaten anrichten kann.
    Brians Eltern waren glücklich über seine Rettung. Anfangs schien es sogar, als würden sie wieder zusammenfinden. Bald aber kehrte der Alltag ein. Sein Vater ging zurück auf die Ölfelder in der Arktis, wo Brian ihn schließlich einmal besuchte. Seine Mutter blieb in der Stadt, baute ihre Karriere im Immobiliengeschäft auf und traf sich weiterhin mit dem Mann im Kombiwagen.
    Mehrmals war Brian nahe daran, seinem Vater alles zu sagen, aber am Ende schwieg er und verlor nie ein Wort über jenen Mann oder darüber, was er wusste: das Geheimnis.

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