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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis
Autoren: Anne LaBastille
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und gut dreißig Zentimeter dick, die in der Wintermitte geschlagen worden waren, als der Holzsaftgehalt niedrig war und die Rinde eng und fest am Stamm anlag. Ich war begeistert. Eine noch handhabbare Größe, wohl kaum über zweihundertdreißig Kilo je Block. Und ich würde die Blöcke nicht entrinden müssen. Weiche graue Borke war als Zimmerwand viel anheimelnder als glatte, nackte Balken.

    Nach meiner groben Rechnung sollten die Wände der Hütte zwei Meter hoch werden und der Innenraum 3,65 mal 3,65 Meter messen. Die Differenz zu 5 Metern kam durch die Blockdichte zustande und dadurch, daß die Stämme an den Ecken, wo sie ineinandergriffen, leicht überstanden. Das steile Dach sollte an beiden Seiten der Hütte rund zweieinhalb Meter überstehen, damit darunter kleine geschützte Veranden gebaut werden konnten. Für alles zusammen — Fundamentpfähle, Bodenunterbau, Wandblöcke, Tür- und Fensterrahmen, Verandapfosten und Dach — glaubte ich mit fünfundvierzig Stämmen auszukommen.
    Einen Zahnstocher zwischen den tabakbraunen Zähnen festklemmend, sagte Pierre: »Such dir aus, was du willst. Ich fahr’ sie dir zum See.« Nach einigem Schachern einigten wir uns auf sechshundert Dollar für fünfundvierzig Stämme, zu liefern an die See-Lände. »Du guter Franzose!« rief Pierre augenzwinkernd, als er ins Führerhaus seiner riesigen Holzverlademaschine kletterte. »’Ast guten Schnitt gemacht mit den Blöcken.«
    Mein Traumhaus begann an dem Tag Wirklichkeit zu werden, da die fünfundvierzig Blöcke vom Lastwagen rollten und donnernd in den See klatschten. Da schwamm mein künftiges Zuhause wie ein Haufen von Pierres Zahnstochern, leise schwankend, zweieinhalb Kilometer von seinem Bestimmungsort entfernt.
    Mit dem Boot wie mit einem Cowboypferd auf dem See herumreitend, gelang es mir, die Stämme zusammenzutreiben und sie zu zwei floßähnlichen Gebilden zu bündeln. Langsam schleppte ich sie über den See. Zwei Stunden brauchte ich für jede Ladung. Ich mußte aufpassen, daß ich nicht mit dem Ufer kollidierte, nirgendwo auflief und den zehnpferdigen Motor nicht überhitzte. Am Nachmittag hatte ich meine fünfundvierzig Stämme schließlich in einer Art Pferch versammelt, der an gewachsenen Bäumen am Ufer verankert war.
    Spätestens jetzt wurde klar, daß ich für das Bewegen der Blöcke und den Bau des Hüttenbodens und Dachstuhls Hilfe brauchen würde. Der örtliche Eisenwarenladen empfahl zwei Brüder, die als Team arbeiteten, Bob und Dave, zwei stämmige, wortkarge Zimmerleute, die es gewohnt waren, zu improvisieren und einheimische Hölzer und Steine zu benutzen. Am Anleger des Black Bear Lake trafen wir uns. Sie hatten einen transportablen Generator, Motorsägen, Werkzeug, Sperrholzplatten für den Fußboden, Kanthölzer für Dachsparren und Bodenbalken mit.
    Ich stöhnte innerlich. Ich hatte Calvin Rutstrums schönes Buch The Wilderness Cabin gelesen, und vorgeschwebt hatten mir handbehauene Tannensparren und — balken, rauhe Kieferndielen, sogar Zedernschindeln auf dem Dach. Nur mit Mühe konnten Bob und Dave mich überreden, fertig zugeschnittenes Holz zu verwenden. Rustikales Bauen, erklärte Dave, sei zwar ästhetischer, würde indes, wenn solide ausgeführt, den ganzen Sommer dauern und viermal soviel kosten. Ich aber brauchte ein Heim so schnell wie möglich.
    »Na los, Waldfrau«, spöttelte Bob, »schließ einen Kompromiß!«
    »Also«, sagte Dave, die Stimme der Vernunft, »wir bauen Fußboden, Dach, Fenster und Türrahmen aus Schnittholz von der Stange. Du kannst Fundamentpfähle zurechthauen und die Blockwände hochziehen, alles von Hand.«
    Unsere erste gemeinsame Aufgabe war, acht tiefe Löcher zu graben, Zement zu mischen und die Löcher mit Zement und Steinen zu füllen: Fundament für die schweren Tannenpfosten, die so vor der Verrottung geschützt werden sollten. Eine harte Arbeit in der steindurchsetzten Adirondack-Erde, in der man bald auf Ortstein stößt, eine nahezu undurchdringlich verfestigte, beinharte Bodenschicht.
    Bald waren wir bereit, die schweren Rundhölzer aus dem Wasser zu hieven. Dave hatte einen Königsbaum aufgebaut (einen Tannenmast, am unteren Ende gelenkig gegen die Basis eines großen Baumes abgestützt, schräg nach oben weisend und am oberen Ende durch ein vom Baum ausgehendes Drahtseil gehalten). Oben hatte der Königsbaum eine Rolle, in die wir ein Handwindenseil mit Haken einfädelten. Damit konnten wir nun Blöcke aus dem Wasser fischen, sie das
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