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Allein gegen die Hölle

Allein gegen die Hölle

Titel: Allein gegen die Hölle
Autoren: Jack Slade
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wollten.
    Lassiter, der sich nach seinem Deckenbündel und den Satteltaschen bücken wollte, spürte, wie neben ihm Sherilyn Channing in ihren Bewegungen erstarrte und zur Salzsäule wurde. Er folgte ihrem Blick und sah einen großen, breitschultrigen Mann mit einem lederhäutigen Gesicht, dessen Haar fast weiß war und dessen Augenbrauen noch die dunkle Farbe beibehalten hatten, von der früher seine Haare gewesen sein mussten. Dieser Mann war außergewöhnlich gut proportioniert, obwohl er sicher schon über sechzig Jahre alt war. Er hatte breite Handgelenke und lange Finger. Die eckigen Kinnwinkel gaben seinem Gesicht den Ausdruck eines grimmigen Nussknackers.
    Lassiter brauchte nicht den Revolverschwinger anzusehen, der hinter dem Weißhaarigen aufgetaucht war, um zu wissen, dass es Gareth P. Channing III. war, denn auch er hatte Cherry ins Auge gefasst und steuerte sie sofort an, nachdem er die letzte Stufe vom Perron herunter gestiegen war.
    »Cherry!«, rief er mit dröhnender Stimme, blieb dann stehen und breitete die Arme aus. Offenbar erwartete er, dass die junge Frau auf ihn zulaufen und sich in seine Arme werfen würde. Doch sie blieb stocksteif stehen.
    In die hellen Augen des Breitschultrigen trat ein Ausdruck der Verwunderung, der jedoch nur Sekunden anhielt. Dann richtete sich sein Blick auf den großen Mann neben seiner Tochter.
    Zwei Schritte vor ihnen blieb er stehen. Der Revolvermann baute sich schräg hinter ihm auf. Seine Rechte schwebte über dem abgewetzten Walnussgriff eines Peacemakers und in seinen Augen war ein Lauern.
    »Lassiter?«, fragte der Minen-King.
    Der große Mann nickte. Er wies mit dem Kopf auf Cherry, die sich immer noch nicht bewegt hatte.
    »Sie haben Ihre Tochter zurück, Mister Channing«, sagte er kühl. »Dann kann ich mich also verabschieden.«
    Cherrys Hand verkrallte sich in seinem Arm. »Nein!«, sagte sie scharf. »Ich gehe nicht mit ihm, Lassiter! Ich kann nicht darüber hinwegsehen, was er getan hat. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben!«
    Channing war mit einem Schritt neben seiner Tochter und packte sie hart am Arm. Sein kantiges Gesicht hatte sich leicht gerötet. Er wollte Cherry etwas erwidern, doch dann sah er, dass die Blicke der anderen Passagiere auf sie gerichtet waren. Er zerrte seine Tochter von Lassiter weg, und sie ließ es widerstrebend zu, dass er sie in den Aufenthaltsraum der Station führte.
    Der Revolvermann schien nicht recht zu wissen, wie er sich verhalten sollte.
    Der Stationsmann kam zu ihnen herüber und rief Lassiter zu: »Was ist nun? Soll ich die Pferde verladen lassen?«
    Der große Mann schüttelte den Kopf. »Wir nehmen den nächsten Zug.«
    »Der kommt aber erst morgen.«
    »Das ist okay«, sagte Lassiter. Er wandte sich dem Revolvermann zu. »Dillon?«, fragte er gedehnt. »Jake Dillon?«
    Die Augen des Mannes wurden schmal. Seine Hand hing jetzt nur noch eine halbe Handspanne über dem Revolvergriff. »Sie kennen mich?«
    Lassiter verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen. »Nicht persönlich, Dillon. Ich weiß nur, dass Sie der Letzte der fünf Mörder sind, die drüben im Chihuahua in der Nähe von Salida de Bravo eine Indianer-Familie massakriert haben.«
    Dillons Hand klatschte auf den Griff seines Peacemakers. Lassiter hatte damit gerechnet. Ihm genügte ein schneller Schritt nach vorn, hatte den Remington schon in der Faust und hieb den Lauf quer über Dillons Gesicht, als dieser den Revolver erst halb aus dem Holster hatte.
    Der Revolvermann war schon bewusstlos, als er mit dem Hinterkopf auf die Bretter des Bahnsteigs knallte. Gesichter starrten aus den geöffneten Fenstern des Zuges. Ein schriller Pfiff ertönte. Die Räder der Lok drehten für ein paar Sekunden durch, dann setzte sich der Zug langsam in Bewegung.
    Die ausgestiegenen Passagiere beeilten sich, den Bahnsteig zu verlassen und zu den wartenden Kutschen hinüber zu laufen, die sie in die Stadt bringen würden.
    Der große Mann warf noch einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Dillon zu seinen Füßen, dem das Blut aus der Nase lief, kickte den Peacemaker über die Bahnsteigkante und ging dann auf den Warteraum der Station zu, in dem Channing mit seiner Tochter verschwunden war.
    Sie befreite sich gerade heftig aus seinem Griff und schrie: »Du weißt ja noch nicht mal, was für ein Tag heute ist!«
    »Es ist ein verdammter Tag, an dem ich erkennen muss, dass meine Tochter nicht besser ist als ihre Mutter!«, gab er wütend zurück. »Du wirst mit mir
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