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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Autoren: Gerhard Henschel
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einfach unter eine Picknickdecke kriechen oder sich mit ’ner Zeitung zudecken. Und in der Schule: unter die Bänke schlüpfen.
    Duck and Cover!
    Am übelsten waren die Experten, die so taten, als hätten sie alles im Griff. Denen wäre eine schöne lange Badekur im atomar verseuchten Mururoa-Atoll zu gönnen gewesen.
    »Elsbeth hat mir erzählt, daß du auf der Demo ganz nah an ihr vorbeigegangen bist und sie nicht gegrüßt hast«, sagte Heike.
    »Elsbeth? Die muß ich übersehen haben.«
    »Ja. Und damit hast du sie gekränkt.«
    »Aber man übersieht doch leicht mal jemanden in so ’nem großen Haufen!«
    »Hättest du denn auch mich übersehen?«
    »Nein … wahrscheinlich nicht … aber vielleicht auch doch … kann ja mal passieren …«
    »Du hast sie jedenfalls gekränkt. Sie hat mir gesagt, man würde eben nur die Leute übersehen, die man auch übersehen will.«
    Und wieso hatte die mich dann nicht von sich aus gegrüßt?
    Im alternativen Bielefelder Stadtblatt stand was über einen neuen Zirkel von Literaturfreunden, der freitagabends in der und der Kneipe tagen werde, und ich fuhr hin, doch das bereute ich bereits nach wenigen Minuten. An einem länglichen Biertisch hockte ein Dutzend Leute und schaute zu einem Typen mit hochgezwirbelten Schnurrbartenden auf, der an der Stirnseite präsidierte. Er sagte, daß er Philipp heiße, aber wir dürften ruhig »Phil« zu ihm sagen, und er schlage vor, daß wir uns überhaupt alle duzen sollten. »Und am rationellsten wäre dann wohl ’ne kurze Vorstellungsrunde. Jeder sagt seinen Namen und gibt grob die Sorte Literatur an, auf die er steht. Denn die Literatur is’ ja unser gemeinsames Hobby …«
    Als ich dran war, kritisierte ich das Wort »Hobby«. Darunter würde ich eher was wie Minigolf und Taubenzucht verstehen.
    Das brachte den Schnurrbart in Rage. »Wollen wir uns jetzt um Begriffe streiten?« rief er. »Wollen wir uns jetzt wirklich um Begriffe streiten oder wollen wir sachlich bleiben?«
    Diese Frage war dermaßen schweinsdämlich, daß sie sich nicht bündig beantworten ließ. Der Schnurrbart schien mein Schweigen jedoch als Ausdruck meiner Zerknirschung zu werten und rief den nächsten Literaturfreund auf. Der dann auch prompt loslaberte: »Ich bin der Rüdiger, und ich stehe total auf den Hermann Hesse …«
    Aus Anstand blieb ich noch sitzen, bis ich mich ohne größeres Aufsehen absentieren konnte.
    »Auf Wiedertschüß«, rief mir der Schnurrbart nach.
    Zu meiner Überraschung folgte mir eine junge Frau, die sich der Runde als Susanne mit einem Hang zu lateinamerikanischen Mammutwerken bekanntgemacht hatte. Sie sagte, ihr habe es da auch nicht gefallen. »Aber wir können uns ja auch mal anderswann treffen und ins Kino gehen oder so …« Und dann schrieb sie mir ihre Telefonnummer auf.
    Um mir meinen ersten entwickelten Film ansehen zu können, mußte ich zu Erhards fahren. Tante Gertrud bat mich, meine Jacke nicht an die Garderobe, sondern nach draußen zu hängen, vor die Haustür, wegen des Nikotingeruchs, und Onkel Edgar nahm im Wohnzimmer den Kampf mit der Technik auf: Projektor, Leinwand, Kabel, Stecker, Spulen, Beleuchtung, Schärfe …
    Dichten, singen, malen, tanzen: Konnte man alles ohne Strom. Und ohne bockende Apparaturen. Vielleicht war die Filmemacherei ja doch nicht ganz das richtige Metier für mich?
    Bei Kaffee und Butterkuchen sahen wir uns an, was ich da gedreht hatte. Dank meiner dilettantischen Kameraführung erkannte man jedoch nicht viel. Der Film bestand fast nur aus zittrigen Schwenks über bewegte Autodächer, und beim Zoomen sprang ein Laternenpfahl groß ins Bild.
    »Hier wäre dir ein Schulterstativ von Nutzen gewesen«, sagte Onkel Edgar.
    Aber ob mit oder ohne Schulterstativ: Dieser Film war keinen Schuß Pulver wert. Und niemand hätte mich gefragt: »Mr. Schlosser, wie haben Sie das gemacht?«
    Da der Projektor aber schon mal aufgebaut war, führte Onkel Edgar ein paar historische Filmmeter vor. Ich als Vierjähriger beim Haschen nach Seifenblasen und alle Koblenzer Schlossers 1969 bei der Baustellenbesichtigung auf dem Mallendarer Berg. Damals hätte man die Zeit anhalten müssen.
    Frau Perlacher ermittelte, daß ich wegen der Sauerlandfahrt noch einen Sackvoll Überstunden abzufeiern hätte, und so rückte schon viel eher als gedacht mein letzter Arbeitstag heran.
    Als abschiednehmender Zivi brauchte man sich nicht in horrende Unkosten zu stürzen. Herr Hülshoff drückte mir ein Buch über regionale
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