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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Autoren: Gerhard Henschel
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Zwischentitel, unterteilt gerade mal in Band für Band, der jeweils den knappstmöglichen Titel trägt – entlehnt einer Terminologiemischung aus Entwicklungspsychologie und literarischer Gattungslehre: Kindheitsroman (2004), Jugendroman (2009), Liebesroman (2010) und Abenteuerroman (2012). Wobei der Schmelz der jeweiligen Lebensphasen aufs entzückendste aufgerührt wird, der Genuß der Lektüre sich aber keineswegs in genretypischen Wiedererkennungsimpulsen erschöpft.
    Gewiß, Protagonist Martin Schlosser, anno 1962 geboren wie einst sein Autor, ist zu unserem Glück ebenso umfassend interessiert an Politik und Literatur, Fußball und Fernsehen, Musik und Gegengeschlecht. Weswegen es ihn zum idealen Helden einer Romanreihe über das Land macht, in dem wir leben, und die Zeit, in der wir lebten. Allein das herrlich frivole Mischungsverhältnis von weltgeschichtlichen zu herzlich trivialen Alltagsereignissen …! Und es leuchtet das Zeitkolorit aus jedem Detail. Überwältigend die Fülle der Rekonstruktionselemente und die Begegnung mit ihnen durchaus von nostalgischem Wert: was für ein Heidenspaß für mich, bei der Präsentationslesung aus dem Kindheitsroman im Hamburger Politbüro auf Gerds Geheiß etwa die Erkennungsmelodie der TV-Serie Percy Stuart vorzutragen! Im bestgelaunten Kreise von berühmten, anderthalb Dutzend weiteren Kollegen übrigens.
    Zudem strotzt das Tableau von unvergeßlichen Szenen: In der Spielwarenabteilung vom Kaufhof besah ich mir die Matchbox-Autos (…), und ich schob mir, ohne lange zu überlegen, das erstbeste Auto samt Verpackung unter den Parka (…). Keiner hielt mich auf. So leicht konnte man die Eierköpfe da überlisten!
    Schon beim nächsten Raubzug jedoch: Ich versuchte noch, freundlich zu lächeln, aber da packte mich schon jemand von hinten am Arm und sagte: »So geht's ja nicht, junger Mann!« Dann wurde ich abgeführt (…). Ich mußte so heulen, daß ich nicht viel mitbekam, nur die Wörter Ladendiebstahl, Anzeige, Polizei und Eltern, und davon mußte ich noch mehr heulen (aus dem Kindheitsroman ). Diese Überheblichkeit, unschuldige Amoral und Gier in ein und demselben kindlichen Atemzug!
    Oder jenes in Form eines Kreissägenunfalls tragikomisch komprimierte Exempel für die Kommunikationsgebaren im Hause Schlosser (aus dem Jugendroman ): Als da endlich jemand abnahm, wußte ich vor lauter Aufregung nicht, was ich sagen sollte. »Mein Vater hat sich in die Hand geratzt«, quasselte ich, und da riß Papa mir auch schon den Hörer weg und sprach selbst mit der Feuerwehr. Um die rechte Hand hatte er sich ein Küchenhandtuch geschlungen, und daraus tropfte Blut auf die Fußbodenkacheln. (…)
    Als Papa fertig telefoniert hatte, schrie er nach Volker: »Komm runter!«
    »Ich lieg in der Badewanne!« rief Volker zurück.
    »Komm runter!« brüllte Papa.
    »Ich – lieg – in – der – Badewanne!« brüllte Volker. Der hielt das ganze Hin-und-her für doof, weil er nichts von dem Unfall wußte.
    Aber Papa konnte noch lauter brüllen: »KOMM!! RUNTER!!«
    Von oben war zu hören, wie Volker murrend aus dem Badewasser kletterte.
    Oder die Betrachtungen zur Erotik des Jahres 1980 (im Abenteuerroman ): Heike mochte es nicht, sexuell zu deutlich angemacht zu werden. Aber wie ging undeutliches Anmachen?
    Den Nacken kneten, den Rücken massieren, unter der Bettdecke den Unterleib auslassen, die Oberschenkel streicheln, den Unterleib wieder auslassen, von der Hüfte mit der Hand aufwärts in Richtung Hals wandern, als ob von keiner Seite irgendein Interesse an dem Unterleib bestehe, lange mit der Hand in der Region der Schulterblätter verweilen, ab und zu auch mal zur Vorderseite des Oberkörpers gleiten, in gehörigem Abstand zu den stärker erogenen Zonen, und allmählich, ganz allmählich, in Zeitlupe, tiefer tasten, zum Steißbein …
    »Mir geht das zu schnell«, sagte Heike dann meistens (…).
    Ob das bei anderen Paaren auch so war?
    Ha!
    Ja: An lustigen, einschlägigen, wie gesagt: unvergeßlichen Szenen mangelt es beileibe nicht. Doch die lektürebeflügelnde Sonderkraft der Martin-Schlosser-Reihe liegt noch woanders: Ihre schlichte, aber strikte Linearität reißt uns mit in eine Art Simulation des Zeitstroms – deren Wirkung, nebenbei bemerkt, ein etwaiger dramaturgischer Bogen womöglich nur stören würde. Man liest und liest, und mit dem Umblätterrhythmus – ganz gleich, ob im Drei-Seiten-Takt oder in stundenlangen, süffigen Phasen – gleicht man sich dem
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