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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Autoren: Gerhard Henschel
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Indianer losgeworden war und mir durch beherztes Gähnen zu verstehen gab, daß meine Anwesenheit nicht länger erforderlich sei.
    Bei aller Hochachtung vor den Indianervölkern: Ich wollte nie mehr was von ihnen hören. Und der Henker sollte mich holen, wenn ich noch einmal Susannes Nummer wählte.
    »Dein Vater hat schon wieder angerufen«, sagte Eberhard, doch da war es bereits nach Mitternacht, und ich verschob den Rückruf auf den nächsten Abend.
    Wie ich dann erfuhr, hatte Papa mir sagen wollen, daß Mama im Krankenhaus liege und an den Lymphdrüsen operiert werden müsse, aber inzwischen sei sie wieder zuhause.
    Lymphdrüsen? Ja, wo saßen die denn? Und wozu dienten die? Und weshalb hatte man in Bio nie ein Sterbenswort davon gehört?
    Am Jahnplatz sah ich Carsten vor der Ampel warten. Ich fragte ihn, was seine Photonen machten, und er sagte mir, daß ich Zahnpasta an der Backe hätte.
    »Wo?«
    »Von dir aus gesehen rechts. Pardon, links.«
    Ich berieb die bezeichnete Stelle mit dem Daumenballen. »Jetzt besser?«
    »Nein. Such dir lieber ’n Spiegel. Ich muß los!«
    Theoretisch hätte ich mir mein Gesicht im Außenspiegel jedes parkenden Pkws ansehen können, aber wenn man das versuchte, merkte man erst, wie entwürdigend man sich dafür verrenken mußte.
    Der Titanic -Mitarbeiter Hans Kantereit hatte sich an Heiligabend in Hotels in Frankfurt telefonisch als »Jussuf« vorgestellt und nach einem Zimmer für sich und seine schwangere Frau gefragt, die noch am selben Abend niederkommen werde. Davon waren die Hotelangestellten nirgendwo entzückt gewesen:
    – Hören Sie bitte. Nein, tut mir leid, das geht nicht.
    – Kann nix passieren. Kommen Freunde, drei Männer, Freunde von Kind.
    – Das tut mir leid, aber bei uns im Hotel geht das nicht.
    – Aber wird große Freude sein.
    – Ja, für Sie. Aber nicht für uns.
    Und beim Telefonat mit einem anderen Hotelmenschen:
    – Äh, haben auch Futter für Esel?
    – Für was?
    – Vielleicht bringen mit Esel …
    Da waren die Zimmer plötzlich alle ausgebucht.
    Der Tod von Louis de Funès hatte was Unpassendes. Bei dessen Beerdigung mußte man doch denken: Gleich springt der Sargdeckel auf, und der Gendarm von St. Tropez kommt aus dem Grab geschossen.
    Auf meinem Konto war die erste Überweisung aus Meppen eingegangen. 690 Mark. Damit hatte Papa mich in der Tasche, denn ich konnte ja nicht gut sein Geld nehmen und dann trotzdem nicht studieren.
    Wie Tante Dagmar mir berichtete, bestand in Mamas Fall Verdacht auf Krebs. »Mir scheint da alles auf ’ne Chemotherapie hinauszulaufen …«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt zum einen, daß deiner Mutter die Haare ausfallen werden. Daß sie ’ne Glatze kriegt, auf deutsch gesagt. Und zum andern bedeutet so ’ne Chemotherapie vor allem ungeheuren körperlichen Streß. Von dem psychischen will ich jetzt gar nicht mal reden! Ich erlebe das hier grad bei ’ner Bekannten, wie die auf dem Zahnfleisch kriecht, und dabei stammt die aus ’nem relativ stabilen familiären Umfeld, was man ja von Inge nur sehr eingeschränkt behaupten möchte. Um’s mal diplomatisch auszudrücken.«
    Heutzutage sei eine Krebsdiagnose nicht mehr gleichbedeutend mit einem Todesurteil, doch man dürfe sowas auch nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Über eine Anzeige in der taz wurden vollberufliche Mitarbeiter für ein neues Programmkino in Bochum gesucht.
    In einem Kino arbeiten? Genossenschaftlich? Statt zu studieren?
    Die Leute, die die Anzeige aufgegeben hatten, wollten sich am 12. Februar mit allen Interessierten in Bochum treffen. Übernachten konnte ich dann ja in Dortmund bei Onkel Walter und Tante Mechthild, und ich schrieb den Filmenthusiasten eine Karte: Auf mich könnten sie zählen!
    Bloß raus aus Bielefeld. Raus aus allen eingefahrenen Geleisen und der krisensicheren Broterwerbslogistik von anno dazumal.
    Come mothers and fathers
    Throughout the land
    And don’t criticize
    What you can’t understand …
    Dann würde ich mir halt in der Selbstmörderstadt Bochum ’ne Wohnung suchen. Für eine Übergangszeit hätte ich auch in dem Programmkino im Schlafsack zwischen den Filmrollen geknackt. Ich würde später kein Aufhebens davon machen, aber für meine Biographen wäre das einer der Kardinalpunkte:
    – Lassen Sie uns hier kurz verweilen, Herr Schlosser. Sie standen also im Frühjahr 1983 an einer schicksalhaften Wegscheide …
    – Wenn man so will.
    – … und Sie haben sich gegen die materielle Sicherheit und für
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