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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter
Autoren: Hans G. Bentz
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ich nichts sagte: »Ich hab’ mal dran geglaubt — äh — ich meine, ich bin mal aus Überzeugung diesen Weg gegangen.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt kann ich natürlich nicht ausbrechen.«
    »Du würdest also lieber so malen, wie du es siehst!«
    Er versuchte ironisch zu sein: »Mit Gefühl.«
    »Sobald die Kunst nicht mehr im Gefühl wurzelt, ist sie keine Kunst mehr.«
    »Woher hast du denn das geklaut?«
    »Brauch’ nicht zu klauen, weiß jedes Kind. Beantworte gefälligst meine Frage.«
    Er kratzte sich unschlüssig seine Stoppeln, dann grinste er mich plötzlich an, und ich hatte die Stimme der Mama im Ohr: »Sie sind doch sonst so ‘n netter Junge!«
    »Ja, ich würde gern, hol’ dich der Teufel! Wie komme ich eigentlich dazu, vor dir meine Eingeweide umzukrempeln?«
    »Wahrscheinlich, weil du einen Kater hast. Nach dem Frühstück hättest du’s nie zugegeben.« Ich drehte mich wieder um und verlegte noch einige meiner Haare auf die Kopfmitte.
    Er räusperte sich: »Hm. Wahrscheinlich. Du!«
    »Ha?«
    »Weißt du, was ich mache, wenn ihr mal aus eurem Knusperhäuschen zu mir zu kriechen geruht?«
    »Na?«
    »Dreh dich zum Donnerwetter um, wenn ich mit dir rede.«
    Ich drehte mich um. Er packte wieder meinen Arm und hatte ganz helle Augen: »Ich male Peter! Richtig! Wir legen ein Spitzlicht von hinten auf seine graue Locke. Das Gesicht im Schatten — nur zwei Reflexe in den Augen. Das macht die Tragik und die Einsamkeit in ihm noch deutlicher. So als ob er in einer Vision sein eigenes Schicksal sieht. Furcht — verstehst du? Wovor fürchtet er sich eigentlich, der Kleine?«
    Etwas legte sich mir beklemmend aufs Herz. Ich versuchte es abzuschütteln. »Eigentlich nur vor Lastwagenrädern, noch von damals her, von dem Unfall.«
    »Mm — das große Rad — Rad der Wiedergeburt — man könnte es vielleicht symbolisch andeuten.«
    »Um Gottes willen keine Symbolik! Male, zum Donnerwetter, male, was du siehst. Jede Symbolik, Stefan, ist schon wieder...«
    Die Tür wurde aufgerissen, und eine sehr empörte und sehr niedliche Renate stand vor uns: »Na, das ist doch die Höhe! Kunstgespräche vor der Badewanne. Und wir treten seit einer halben Stunde von einem Bein aufs andere. Raus mit euch! Außerdem ist das Frühstück fertig!«
    Die nächste Stunde verlor sich im allgemeinen Gewühl von Menschen und Hunden. Manchmal war es so arg, daß ich dachte, das Haus müßte auseinanderplatzen. Schließlich waren alle gewaschen, satt und rauchten. Stefan erklärte, er wollte jetzt nach Salzburg oder Innsbruck fahren. Ich sah aus dem Fenster: »Sieh dich vor, es ist Eisnebel, wahrscheinlich alles gefroren und tiefe Spurrinnen!«
    Er habe Gefrierschutzmittel und Schneeketten, erwiderte er stolz.
    »Die Schneeketten nutzen dir bei Glatteis einen Dreck«, sagte ich. »Mach sie lieber ab und fahr langsam.«
    »Ach, nutzt ja auch nichts«, sagte Renate. »Meine einzige Hoffnung ist, daß er Glück hat, weil er nichts vom Autofahren versteht.«
    Ich fand, daß das Gespräch eine bedrohliche Wendung nahm, indem die Gefahr bestand, daß Stefan vielleicht Angst bekam. Ich hatte die beiden schrecklich gern, aber ich fürchtete, daß das alles noch etwas zuviel für Frauchen sei. Außerdem drängte es mich zu meiner Arbeit.
    Frauchen schien dasselbe zu fühlen: »Wir holen unseren Wagen ‘raus und fahren vor euch her bis zum Bahnhof«, sagte sie. »Von da geht’s schnurgerade zur Autobahn.«
    Allgemeiner Aufbruch. Willibald war sofort bei Wesselys im Wagen. Aber mit Fi war es schwierig, denn Peter und Cocki hatten ihn vor und schwelgten in >Schäferhund mit Angst<. Man sah nur irgendwo draußen gegen Peterchens kleinen Hügel hin eine Schneewolke, aus der ab und zu ein paar Beine und ein paar Köpfe vorschauten. Sie tunkten ihn gewaltig ein. Schließlich wurde er aber doch herbeigezaubert, abgerieben und dann in Stefans Wagen gequetscht. Beide Wagen sprangen sogar an, und wir brachten die Wessely-Fuhre bis zum Bahnhof, von wo die Straße zur Autobahn nicht mehr zu verfehlen war.

    Dann teilte sich unser Verein. Der Dicke machte auf der Hinterhand kehrt und verschwand in Richtung einer neuen Braut. Der Gefährtin fiel ein, daß sie noch etwas aus der Drogerie holen könne. Es war Sonntag und kurz vor zwölf, Zimmermann würde gerade noch geöffnet haben. Während sich Herrn Zimmermanns Ladentür bimmelnd hinter ihr schloß, bummelte ich, da mich die Kälte biß, mit Peter und Weffi nach der Brücke zu. Es war sonst ein schöner,
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