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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter
Autoren: Hans G. Bentz
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Pfoten und knurrte.
    Ich setzte mich verzweifelt wieder auf und knipste erneut das Licht an. Die Tür öffnete sich, und es erschien Renate.
    »Na? Geht’s?« fragte sie.
    »Nein.«
    Sie öffnete ihre Hand und hielt mir zwei kleine Würste hin: »Ohropax!« sagte sie. »Ich nehm’s auch gleich.«
    »Renate«, sagte ich, »du bist ein Engel!« Und dabei umfing ich ihre Knie.
    »Du!« sagte sie. »Danach ist mir gar nicht! Ich bin nämlich müde. Steck dir das in die Ohren und damit Feierabend! Nein — nicht so! Was hast du denn für komische Ohren! Du mußt dir das zurechtschneiden, damit’s richtig ‘reinpaßt. Hast du ‘ne Nagelschere?«
    »Im Bad.«
    »Also los.«
    Wir gingen ins Bad und schnitten die Ohropaxe zurecht. Plötzlich war Frauchen hinter uns: »Was macht ihr denn da?«
    »He?« fragte ich (ich hatte schon die Ohropaxe im Ohr).
    »Sieht er nicht aus wie ein Schaf?« sagte sie zu Renate. »Hoffentlich wird er später nicht schwerhörig.«
    Das hörte ich, trotz Ohropax: »Geh du gefälligst in deinen Korb«, sagte ich, »und laß ‘nen alten Mann schlafen.«
    Wir wanderten zu dritt zurück. Ich kroch wieder unter meine Decke, die Weiblichkeit marschierte in ihre Kabine ab, Peterchen kuschelte sich in meine Kniekehlen, und dann, als ich gerade am Einschlafen war, legte sich etwas quer über meine Brust. Eine Zentnerlast. Fi!
    »Na, das geht aber wirklich nicht!« sagte ich und wälzte ihn wieder herunter. Er wurde albern und haute mit den Pfoten nach meinem Gesicht. Peter richtete sich auf und knurrte ihn an. Stefan war mit seiner Säge an einen Knorpel gekommen. Es quiekte und kratzte. Unerträglich heiß in dieser Bude! Ich stand auf, zog meinen Schlafrock an und öffnete das Fenster. Wenn bloß die Nacht erst vorbei wäre!
    Plötzlich aber sah ich etwas, daß mir der Atem stockte und im Nu alle Müdigkeit verflogen war: Auf dem breiten Felsbuckel hoch oben war wohl am Tage der Schnee unter der Sonne geschmolzen und jetzt wieder gefroren. Jedenfalls lag da droben ein breiter Silberschild, hell aufflammend unter dem schrägen Mond. Darüber ein schwarzblauer Nachthimmel mit Sternengestäube und rings die eisgepanzerten Wächter, umwunden von opalenen Wolkenschleiern.
    Etwas stieß mich an. Peterle. Ich hob ihn hoch und setzte ihn aufs Fensterbrett. »Siehst du, mein kleiner Junge, der Silberschild! Da kommen die Seelen von allen guten Menschen und Hündchen hin und tanzen unter dem Mond.« Er legte den Kopf schief und starrte mit riesigen Augen auf das Phänomen. Dann drängte er sich noch näher an mich, und ich kratzte ihn auf der Brust. So blieben wir lange, lange Zeit, und ich werde dieses Beisammensein mit ihm nie in meinem Leben vergessen. Niemals.
    Schließlich begann ich zu frieren. Peterle auch.
    »Dann wollen wir mal!« sagte ich und hob ihn auf die Erde. Dort hatte sich Fi auf mein Lager geflegelt. Ich zog die Decke hoch, daß er auf die Seite fiel. Dann arrangierte ich mich, mit Peterle in den Kniekehlen. Im Augenblick als ich einschlafen wollte, war Fi wieder da. Er leckte mein Gesicht und mauzte.
    »Na, meinetwegen!« knurrte ich und nahm ihn in den Arm. Er seufzte glücklich und begann gleich einschlafend zu schmatzen. Dabei roch er nach ranziger Bouillon. — Immerhin besser als der Kerl da auf der Couch. — Das war mein letzter Gedanke, ehe auch ich absegelte.

8

    Am nächsten Morgen war ich als erster wach. Ich brauchte eine ganze Weile, um herauszufinden, warum unmittelbar vor meiner Nase ein Stuhlbein stand. Dann stellte ich fest, daß ich auf der Erde lag. Ach, richtig! Vor dem Kamin lag sehr malerisch Fi. Ich hatte gar nicht gemerkt, daß er in der Nacht Stellungswechsel vorgenommen hatte. Er war munter, machte ein Auge auf und bürstete den Teppich mit dem Schwanz. Das war auch nötig, denn alles lag voll Asche und abgebrannten Streichhölzern. Jetzt wurde auch Peterle wach. Als ich mich auf den Rücken wälzte, legte er sich auf meine Brust, umarmte mich und gab mir Küßchen. Ich richtete mich auf und sah Willibald und Stefan auf meiner Couch. Stefan hatte sein Gesicht mir zugewandt, er sabberte aus dem linken Mundwinkel, und ab und zu zischelte es. Der linke Arm hing auf die Erde herunter. Er war ganz weiß und quabbelig und voller kleiner Sommersprossen. Ich studierte ihn eine Weile und wunderte mich über Renates Geschmack.
    Dann, als ich mich ins Bad schlich und dort in den Spiegel sah, studierte ich mich selber: auch nicht viel besser! Ich sah mich um: der
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