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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter
Autoren: Hans G. Bentz
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gerade.«
    »Es ist der Schornstein«, sagte Stefan dumpf. »Das Ganze ist doch euer Haus. Sehen Sie denn das nicht, Mamachen?«
    Die Mama, in deren Augen ich ein verräterisches Glänzen sah, strich ihm über das spärliche Haar: »Sie sind doch sonst so ‘n netter Junge! Haben Sie früher mal normal gezeichnet?«
    Stefan seufzte und trank. Ich wechselte schnell das Thema.
    Schließlich ging’s ans Bettenmachen. Stillschweigend beließ man der Mama ihr Zimmer. Renate und Frauchen verkrochen sich in Frauchens Schlafzimmer. Stefan und ich sollten uns meine Couch teilen.
    »Schnarchst du eigentlich?« fragte ich ihn.
    Er legte feierlich die Hand auf seine Brust: »Ich? Na, erlaube mal!!«
    »Er schnarcht wie ‘ne Brettsäge!« rief Renate von nebenan. »Wenn er anfängt, hau ihn auf den Bauch. Davon wacht er zwar nicht auf, aber er wird dadurch weicher, und du kannst ihn auf die Seite wälzen!«
    Ich sah mir die Couch an: »Wie wollen wir denn nun schlafen? So nebeneinander?«
    Stefan kratzte sich den Kopf und musterte mich: »Schwierig! Wir sind beide ziemliche Brocken! Ich will dir was sagen: du schläfst mit den Füßen nach dem Fenster und ich umgekehrt.«
    Stefan fand diese Idee überwältigend komisch, blies den Rest des Himbeergeistes aus und intonierte dann Wagner.
    Vor seinem leicht vibrierenden Mezzosopran verkroch sich Fi eingeschüchtert unter den Tisch, Cocki knurrte, Willibald sprang auf die Couch und roch Herrchen am Mund, Weffi machte Männchen, und Peter kratzte drüben an der Schlafzimmertür. Er fühlte sich dem Gesang offensichtlich nicht gewachsen. Ich machte brüsk die Schlafzimmertür auf. Drinnen war ein »Huch« und »Mach zu!« und ein Gewudel von allerhand Nachthemden.
    »Hört mal zu«, sagte ich mit etwas holpriger Zunge, »wenn wir beiden Kerls uns hier schon gegenseitig auf den Wecker fallen müssen, könntet ihr wenigstens den Zoo übernehmen!«
    »Nein!« sagte Renate. »Behaltet ihr sie ruhig. Bei euch mufft es sowieso.«

    »Dann nehmt wenigstens Peterchen!«
    »Nein!« Die Tür wurde mir vor der Nase zugemacht. Von oben erschien die Mama im Schlafrock mit aufgedrehten Locken: »Ich werde Cocki und Weffi nehmen!«
    Blieben uns also Fi, Willibald und Peter.
    »Ich will dir was sagen«, sagte ich zu Stefan, »ich nehm’ mir mein Kopfkissen und meine Decke und lege mich auf die Erde.«
    »Gute Idee! Willibald schläft sowieso in meinem Arm.«
    »Na schön.«
    Ich richtete mein Erdlager, Peterchen kroch unter meine Decke und annektierte die Kniekehlen. Fi irrte eine Weile herum. Erst versuchte er die Couch zu entern, da knurrte ihn Willibald an. Dann nahm er Kurs auf mich, worauf ihn Peter anknurrte. Endlich klinkte er sich die Schlafzimmertür auf und wälzte sich dahinein.
    »Raus!« ertönte es zweistimmig, und Fi flog wieder in unser Zimmer zurück.
    Ich schloß die Tür und haute mich wieder hin. Stefan gähnte und knipste das Licht aus. Es war ein paar Minuten still.
    Fünf Minuten später setzte Stefan die Brettsäge in Bewegung. Ich richtete mich auf und haute ihn auf den Bauch. Er lachte blöde. Nach zwei Minuten schnarchte er weiter. Ich richtete mich wieder auf und haute ihn wieder auf den Bauch. Diesmal kicherte er: »Renatchen, laß das!«
    Ich ließ mich zurückfallen und zog mir die Decke über die Ohren. Fünf Minuten. Rrrrrrrrr-pschschschschsch — da war er wieder. Ich richtete mich erneut auf und stieß diesmal mit dem Kopf gegen den Tisch. Dann überlegte ich. Ich konnte doch nicht die Nacht als Stehaufmännchen verbringen. Ich knipste Licht an, langte schläfrig gegen mein Bücherregal und wählte aus der untersten Reihe drei Bände Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre, Faust und Italienische Reise. Zunächst feuerte ich die Italienische Reise gegen Stefan ab. Er hörte, getroffen von der Weltliteratur, zu schnarchen auf. Dafür fuhr Willibald hoch, sprang mit dem Goetheband in der Schnauze von der Couch, legte ihn mir hin und wollte offensichtlich Bällchen spielen. Als ich nicht reagierte, begann er den Deckel anzuknabbern. Ich gab ihm einen Katzenkopf und feuerte ihn zu Stefan auf die Couch zurück. Peterchen richtete sich auf und fletschte die Zähne gegen ihn. Ich gab auch Peterchen einen Katzenkopf und verstaute ihn wieder in meinen Kniekehlen. Eine Weile war Ruhe. Dann begannen Stefan und Willibald zweistimmig zu schnarchen. Peterchen in meinen Kniekehlen träumte, vom Harraskampf oder einer Hasenjagd, es wurde nicht ganz klar. Jedenfalls zuckte er mit den
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