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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry
Autoren: Jennifer Greene
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Ehren?”
    “Ich bin ganz Ohr.” Der Richter hielt sich eine Hand vor den Mund, als wolle er seinen Gesichtsausdruck verbergen.
    “Sie wären ein verdammter Narr, wenn Sie jemand anderem als Merry die Vormundschaft im vollen Ausmaß zusprächen.”
    “Vielen Dank für Ihre Stellungnahme”, sagte der Richter. “Ich nehme an, es ist nicht damit zu rechnen, dass Sie sich wieder setzen?”
    Nachdem die Anhörung kurz danach unterbrochen wurde, mussten sie auf dem Gang eine gute halbe Stunde warten, bis Charlene vom Treffen mit ihrer Mutter zurückkam. Merry saß auf einer harten Bank, eingeklemmt zwischen Jack und den Jungs. Wenn sie ihre Arme noch fester um sie legten, würde sie zerquetscht werden wie das Gelee in einem Erdnussbuttersandwich. Aber sie meinten es ja nur gut mit ihr – zumindest die Jungs.
    Immer wieder schaute sie Jack an. Ihr Blick verhieß, dass sie beide ein ziemlich langes Gespräch wegen der vielen Überraschungen führen würden, sobald sie eine Minute für sich hätten.
    Plötzlich kam Charlene aus einem Zimmer am Ende des Ganges gestürmt.
    Merry sprang auf und wollte auf sie zulaufen. Doch da warf Charlene sich bereits in ihre Arme. Sie war auf sie zugeschossen wie eine Rakete und hätte sie fast umgerannt … und nun drückte die Kleine Merry so fest wie noch nie zuvor.
    Sie weinte nicht. Merry spürte, wie ihr selbst die Tränen kamen, aber Charlie war – wie immer – stark. Stark wie ihr Dad. Nun ja, vielleicht war sie in diesem Augenblick nicht ganz so stark, denn ihre dünnen Ärmchen hatten sich um Merry geschlungen und ließen sie gar nicht mehr los. Merry streichelte ihr über das Haar und küsste sie auf die Stirn. Sie sagte kein Wort. Wahrscheinlich hätte sie mit dem Kloß, der ihr im Hals saß, ohnehin nichts herausgebracht.
    Charlene im Arm zu halten war alles, was sie im Moment wollte.
    Irgendwann hob die Kleine den Kopf. Sie schaute zu Merry hoch und bemerkte plötzlich, dass auch Jack und die Jungs da waren.
    “Was ist denn hier los? Was macht ihr alle hier?”, fragte sie. “Mensch, das war der fürchterlichste Tag meines Lebens, und ihr grinst alle wie die Hyänen.”
    “Tja, ich denke, das tun wir.” sagte Merry. “Und dir geht es auch gut.” Sie musste es nicht als Frage formulieren, es war offensichtlich.
    Charlene musste sich nun doch ein bisschen entrüsten. “Als sie weg war, hat der Richter noch mit mir allein geredet. Er hat gesagt, dass ich sie nicht wiederzusehen brauche und mir keine Gedanken darüber machen muss, dass sie das Sorgerecht bekommt. Aber dass ich es vielleicht einmal bereuen werde, wenn ich sie nicht ab und zu treffe, weil einmal der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich wahrscheinlich wissen möchte, warum sie so geworden ist. Dass das für mich wichtig wäre.”
    “Das klingt vernünftig”, sagte Merry sanft.
    “Für mich klingt es nach Blödsinn. Aber ich habe gesagt, wenn es ihm so wichtig ist, würde ich sie irgendwann mal wieder treffen. In Wahrheit ist die Idee Quatsch. Ich habe ihm gesagt, dass ich schon eine Mom habe. Und zwar dich, Merry.”
    “Wirklich?”
    Wenn sie heute noch mehr weinte, dachte Merry, würde sie bald alles überschwemmt haben. Dann legte sie einen Arm um Charlie, hakte sich bei Jack unter, und gemeinsam gingen sie hinaus ins Freie.

EPILOG
    S ag nicht, dass das jetzt immer so ist”, grummelte Jack. Merry hob den Kopf und grinste ihn an. “Du meinst ein Haus voll verrückter Kinder? Du meinst den ständigen Lärm, das totale Durcheinander und dass das Telefon die ganze Zeit klingelt?”
    “Nö, das ist mir alles egal. Mich stört nur, dass wir so wenig Zeit für Zweisamkeit haben.” Sein Mund wanderte ihren Nacken entlang. Da er das Licht ausgeschaltet hatte, weil sie sich einen Film ansehen wollten, tat er ständig so, als sähe er nichts und als küsste er sie nur versehentlich dorthin. Sie sollte ihn für das, was er tat, nicht verantwortlich machen können.
    Fast hätte sie ihm die Schwindelei geglaubt – sie hätte Jack heute wahrscheinlich jedes Märchen abgenommen – aber es war nun mal so, dass sie sich den Film gar nicht ansahen. Und seine Lippen schienen keine Schwierigkeiten zu haben, ihren Hals im Dunkeln zu finden. Genauso wenig wie seine Hände, die mühelos ihre zarte, nackte Haut gefunden hatten.
    “Wir brauchen mehr ungestörte Zweisamkeit”, hauchte sie atemlos.
    “
Bald.”
    “Bald”, wiederholte sie. “Aber dir ist schon klar, dass du verantwortlich für dieses Chaos hier
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