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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry
Autoren: Jennifer Greene
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mir war es auch mein Dad, der mich über die Periode aufgeklärt hat, weil meine Mom zu dem Zeitpunkt schon weg war. Er war auch nicht auf dem neuesten Stand, was die verschiedenen Produkte betrifft – also Binden und Tampons. Wie hätte man auch etwas anderes erwarten sollen? Falls du mich also etwas fragen willst, schieß los.”
    “Das Einzige, was ich will, ist die Schule wechseln, damit ich dort nie wieder hin muss.”
    “Diesen Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen, Charl. Aber vielleicht sollten wir uns einen Tag frei nehmen. Wir können darüber reden, wie wir am besten damit umgehen …”
    So, wie sie darüber geredet hatten, wie sie mit der bevorstehenden Verhandlung umgehen würden, dachte Merry auf der Fahrt zum Gericht. Dennoch erklärte sie es Charlene noch einmal.
    “Es gibt nichts, weswegen du nervös zu sein brauchst, Liebes. Alle wollen nur dein Bestes. Du beantwortest einfach die Fragen des Richters und sagst ihm, wie es dir geht.”
    “Ich möchte sie nicht allein treffen. Ich will, dass du dabei bist.”
    “Du bist nicht allein. Lee Oxford und Richter Burns werden dabei sein. Außerdem dauert es nur ein paar Minuten, Charl.”
    “Ich verstehe nicht, warum ich sie überhaupt treffen soll. Bis jetzt hat niemanden interessiert, was ich davon halte. Ich will nicht da hin, ich will sie nicht sehen. Dieser ganze Verhandlungskram interessiert mich nicht.”
    “Es wird bestimmt kein einfacher Nachmittag, aber es ist nicht wie eine Tetanusimpfung, meine Kleine”, beruhigte Merry sie. “Es wird nicht wehtun. Es sind nur ein paar Leute versammelt, denen du wichtig bist. Zum Abendessen sind wir wieder zu Hause.”
    Als sie endlich dort waren, hatte Charlene sich etwas beruhigt. Da Merry sich minimal verfahren hatte, wären sie beinahe im Amt für Bewährungshilfe gelandet. Immerhin hatte die Tatsache, dass sie schon wieder den Weg nicht gefunden hatte, Charlene zum Lachen gebracht. Sie hatte Merry sogar deswegen aufgezogen.
    “So, ich komme hierher zurück und hole dich dann ab. Ich bin nur zwei Zimmer weiter. Wenn irgendetwas sein sollte, schreist du einfach so laut du kannst und ich komme”, sagte Merry, als sie endlich im Gericht waren.
    “Klar, als wolltest du wirklich, dass ich das tue”, gab Charlene trocken zurück. Doch die Dame mit den brünetten Haaren und dem herzlichen Lächeln in Richter Burns Büro war eindeutig daran gewöhnt, sich um Jugendliche und Kinder zu kümmern. Sie versorgte Charlie mit Saft, ein paar Zeichenstiften und einem Puzzle, bevor Merry gehen musste.
    Erstaunlicherweise ging es Merry immer noch gut, als sie den Verhandlungsraum betrat. Sie hatte irgendwie erwartet, dass er so aussehen würde wie ein Gerichtssaal im Fernsehen. Stattdessen hatte er nur die Größe eines Besprechungsraumes. Die Fenster waren hoch und schmal, die Wände mit Mahagoniholz getäfelt, und auf einem Podium ganz vorne stand ein langer Tisch. Dort würde vermutlich der Richter sitzen. Der Rest des Raumes war in zwei Bereiche mit Tischen und Stühlen aufgeteilt Es gab keinen Platz, wo Geschworene hätten sitzen können. Insgesamt passten maximal ein Dutzend Leute in den Raum.
    Außer einer Gerichtsdienerin war sie die Erste. Schließlich kam Lee Oxford keuchend hereingeeilt. Seine Krokodillederschuhe glänzten wie poliert, sein Anzug war perfekt gebügelt. “Es wird alles gut gehen, Merry. Kein Grund, nervös zu sein”, sagte er.
    “Ich mache mir keine Sorgen”, entgegnete sie. Es war wirklich so. Sie war die Ruhe selbst. Sogar als June Innes den Raum betrat und so eisig und autoritär wirkte wie immer, blieb Merry völlig gelassen. Alle außer ihr studierten irgendwelche Akten. Aber es machte ihr nichts aus. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben. Wem würde es etwas nützen, wenn sie sich aufregte? Alles was sie tun musste, war, ihre liebevollen Gefühle und Pläne für Charlene darzulegen. Sie würde tun, was Charlie sich von ihr für seine Tochter gewünscht hätte. Sie war also ganz auf sich gestellt und erwartete auch nicht, dass ihr jemand beistehen würde.
    Doch dann … kam der Richter.
    Ihrer Ansicht nach sollten Richter aussehen wie der Weihnachtsmann. Gütig, weise und schon etwas älter – nur vielleicht ein bisschen dünner. Nicht so Richter Burns. Er sah jung aus, sie schätzte ihn auf Mitte Dreißig. Seine klassische schwarze Robe war vorne offen und gab den Blick frei auf eine Armani-Krawatte und ein Hemd desselben Labels. Er war
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