Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
einfach zu stur, um das selbst in die Hand zu nehmen. Erwachsene sind manchmal furchtbare Dickköpfe!«
    »Und wie soll das funktionieren?«, fragte ich. »Ich kann sie doch nicht zwingen, sich zu treffen.«
    »Nee, natürlich nicht. Aber wie wär’s, wenn sie gar nicht wissen, dass sie sich treffen? Du könntest sie zum Beispiel beide in die Eisdiele nach Dederstadt bestellen. Und wenn sie erst mal da sind, müssen sie doch auch miteinander reden, oder?«
    »Ich weiß nicht …« Ich konnte mir auch durchaus vorstellen, dass Mama türenknallend aus der Eisdiele rennen würde, wenn sie Papa dort sitzen sah. Mama kann ziemlich aufbrausend werden, wenn sie wütend ist. Einmal hat sie sogar eine Kaffeetasse nach Papa geworfen. Ausgerechnet meine Lieblingstasse mit den Hundewelpen drauf. Die war natürlich sofort kaputt. Hinterher hat es Mama Leid getan und sie hat sich bei Papa entschuldigt. Aber die Tasse war nicht mehr zu retten.
    »Oder du schickst deiner Mutter einen Blumenstrauß und sie denkt dann, dass er von deinem Vater kommt.« Lea kam jetzt richtig in Fahrt. »Dann ist sie so gerührt, dass sie sich sofort wieder mit ihm verträgt.«
    »Das könnte klappen«, rief ich. »Mama hat sich mal beschwert, dass Papa ihr nie Blumen mitbringt. Aber ich weiß nicht, ob ein Blumenstrauß reicht, damit sie nicht mehr sauer auf ihn ist … He, was soll das? Spinnst du?«
    Lea hatte mich plötzlich so heftig in den Arm gekniffen, dass ich vor Schmerz fast laut gequiekt hätte.
    »Dreh dich jetzt bloß nicht um!«, zischte sie und starrte über meine Schulter zu den Fahrradständern hinüber. »Rate mal, wer da hinten steht.«
    Ich rieb mir den Arm. »Weiß ich doch nicht. Ist mir auch egal. Wegen dir krieg ich jetzt bestimmt einen blauen Fleck.«
    »Hör auf zu meckern. Das ist es wert, glaub mir. Da drüben steht nämlich Bastian und fummelt schon seit mindestens fünf Minuten an seinem Fahrradschloss herum. Wenn du mich fragst, wartet der auf jemanden. Und zwar bestimmt nicht auf mich.«
    »Was? Ehrlich?«, rief ich und wollte mich umdrehen. Aber Lea hielt mich blitzschnell fest.
    »Ich hab doch gesagt, du sollst dich nicht umdrehen. Er guckt gerade in unsere Richtung. Der will was von dir, ganz klar. Er traut sich bloß nicht, dich anzusprechen, solange ich dabei bin.«
    »Vielleicht ist auch nur sein Fahrradschloss kaputt.«
    »Blödsinn! Also – ich geh schon mal vor zur Bushaltestelle, dann kann er dich in aller Ruhe anquatschen. Wir sehen uns gleich, okay? Viel Glück!«
    Lea verschwand in Richtung Bushaltestelle und ich stand plötzlich mutterseelenallein auf dem Schulhof. Ich schielte zu den Fahrradständern hinüber. Tatsächlich, da hockte Bastian neben seinem knallroten Rad und machte irgendetwas mit seinem Schloss.
    Mir war heiß und das kam nicht nur von der Sonne, die mir auf den Kopf knallte. Bastian schaute nicht ein einziges Mal hoch. Er war völlig fasziniert von seinem blöden Fahrradschloss. So wie’s aussah, dachte er nicht im Traum daran, mich anzuquatschen – egal, ob ich nun alleine oder mit Lea hier herumstand. So viel zu Leas toller Theorie.
    Nach ungefähr zwei Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, wurde es mir zu blöd. Ich hatte keine Lust, mir hier stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen. Schon gar nicht am letzten Schultag. Schließlich waren jetzt endlich Sommerferien – also nichts wie weg!
    Andererseits war das die letzte Gelegenheit, Bastian vor den Ferien noch einmal zu erwischen. Wer weiß, was er in den nächsten Wochen vorhatte. Bestimmt verreiste er mit seinen Eltern oder fuhr ins Zeltlager oder machte sonst irgendetwas Nettes. Scheinbar fuhren ja alle außer mir irgendwohin.
    Also beschloss ich, Bastian einfach selbst anzusprechen. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, sagt meine Oma immer. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen und ging schnurstracks auf Bastian zu. Jetzt oder nie!
    Vor seinem Fahrrad blieb ich stehen und fragte: »Na, ist dein Schloss kaputt?«
    Bastian schaute auf und wurde rot. »Äh, ja, irgendwie geht es nicht mehr auf.«
    »Lass mich mal.« Ich hockte mich neben Bastian und fummelte mit dem Schlüssel im Schloss herum.
    Zack – schon sprang es auf. »Na also, geht doch.«
    Bastian grinste verlegen. »Tja, hat wohl nur ein bisschen geklemmt. Ist echt ein blödes Schloss.«
    Ich nickte. »Scheint so. Und – was machst du in den Ferien?«
    »Och, nichts Besonderes. Meine Mutter muss arbeiten, deshalb können wir nicht wegfahren.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher