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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
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ihren Emanzensprüchen schlägt sie garantiert jeden in die Flucht.«
    Aber da meinte Mama, dass er mal lieber ein bisschen aufpassen soll, was er sagt, und dass Gesa gar nicht so Unrecht hat, weil Frauen heutzutage immer noch viel zu oft unterdrückt werden.
    Das fand ich komisch, weil ich eigentlich nicht den Eindruck hatte, dass Mama unterdrückt wurde. Genau genommen gab sie meistens die Kommandos bei uns. Und wer Kommandos gibt, wird doch nicht unterdrückt, oder?
    Gesas Tochter Mona, die alte Nebelkrähe, fand ich sowieso blöd, und zwar schon immer. Eigentlich heißt sie Mona Lisa, angeblich, weil sie bei ihrer Geburt so rätselhaft gelächelt hat. Das hat uns zumindest Gesa mal erzählt. Mal ehrlich, was ist denn das bitte für eine bescheuerte Idee? Aber für ihren Namen konnte Mona Lisa natürlich streng genommen nichts.
    Trotzdem – irgendwie war sie genauso blöd wie ihr Name. Um es in einem Satz zu sagen: Mona war total nervig. Sie redete ohne Punkt und Komma, ließ einen nie zu Wort kommen und musste überall ihre große Nase reinstecken. Am liebsten in Angelegenheiten, die sie nichts angingen. Manchmal steckte sie ihre Nase allerdings auch in ein Buch, dann war sie zumindest mal für eine Weile still. Oder sie übte stundenlang Flöte, sie spielte nämlich im Flötenchor unserer Schule mit. Das Gedudel wollte ich mir wirklich nicht die ganzen Ferien anhören müssen, das ging einfach zu weit!
    Außerdem: Wo sollte denn Papa wohnen, wenn die beiden Eindringlinge sich hier breit machten? Dann war ja gar kein Platz mehr für ihn. Das war noch ein Grund, weshalb ich von Mamas Vorschlag überhaupt nichts hielt. Gesa und die Nebelkrähe durften auf keinen Fall bei uns einziehen!
    »Sagt doch auch mal was!«, forderte ich Tim und Klaus auf. »Ihr findet die Idee doch auch völlig bescheuert, oder?«
    Tim zuckte mit den Schultern. »Tja, ich weiß nicht … So richtig vorstellen kann ich mir das Ganze noch nicht. Aber wenn wir das Geld nun mal brauchen, um über die Runden zu kommen … Warum eigentlich nicht? Ist ja erst mal nur auf Probe. Wenn’s nicht funktioniert, ziehen Gesa und Mona eben einfach wieder aus.«
    Mama lächelte Tim dankbar zu und nickte eifrig. »Genau. Sobald wir merken, dass es ernsthafte Probleme gibt, beenden wir das WG -Experiment. Das hab ich mit Gesa auch schon abgesprochen, sie sieht das ganz genauso. Und was meinst du, Klaus?«
    »Mir egal«, sagte er und stand auf. »Macht doch, was ihr wollt. Ich muss jetzt los, bin sowieso schon spät dran. Bis dann, Leute.«
    Ehe Mama ihn noch einmal zurückhalten konnte, war Klaus schon aus der Küche geschlurft. Kurze Zeit später fiel die Haustür ins Schloss und Klaus’ Moped knatterte vom Hof.
    Na toll! Dass Klaus keine große Hilfe sein würde, hätte ich mir ja denken können. In letzter Zeit war ihm sowieso immer alles egal. Zumindest solange sein geliebtes Moped funktionierte und er mit seinen Kumpels durch die Gegend kurven konnte, so oft er wollte. Ansonsten interessierten ihn höchstens noch die Mädchen aus seiner Klasse.
    Aber dass Tim mir in den Rücken fallen würde, hätte ich nicht gedacht. Normalerweise zogen wir immer an einem Strang, wenn wir unsere Eltern von etwas überzeugen wollten. Warum hatte er mich nicht unterstützt? Ich sah Tim wütend an, aber er wich meinem Blick aus.
    Mama stand auf und fing an, den Tisch abzuräumen. »Prima, dann hätten wir das ja geklärt. Der Familienrat hat gesprochen: Wir eröffnen eine WG auf Probe. Übrigens ziehen unsere neuen Mitbewohner schon morgen Mittag ein. Es wäre nett, wenn ihr ihnen ein bisschen beim Auspacken helfen könntet.«
    Eins wusste ich ganz sicher: Ich würde diesen Eindringlingen bestimmt nicht auch noch dabei helfen, sich bei uns breit zu machen.
    »Die sollen ihren Kram gefälligst alleine schleppen! Oder am besten gleich wegbleiben. Aber meine Meinung interessiert hier ja offenbar sowieso keinen mehr. Toller Familienrat!«, rief ich und sprang auf.
    Dabei fegte ich aus Versehen mein Glas vom Tisch und der Orangensaft floss auf den Küchenfußboden und auf meine Hose. Vor lauter Wut stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich rannte aus der Küche und knallte die Tür hinter mir zu.
    Als ich in mein Zimmer hinaufstürmte, war ich mir sicher, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte. Aber das war ein Irrtum.

3. Kapitel
    Einzug der Eindringlinge
    D er erste Ferientag begann damit, dass ich schon beim Aufwachen schlechte Laune hatte. Dabei sind erste
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