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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
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Eisklumpen in meinem Magen ganz langsam zu schmelzen begann. In meinem Bauch gluckerte es vor lauter Freude. Aber Mama war noch nicht fertig.
    »Wir haben beschlossen, dass wir eine längere Beziehungspause brauchen. Wir haben einige … Probleme, über die wir nachdenken müssen. Und dann entscheiden wir, wie es weitergehen wird. Das bedeutet, dass Papa eine Weile nicht hier wohnen wird. Aber ihr könnt ihn natürlich jederzeit in Dederstadt besuchen.«
    »Pah!«, sagte Klaus verächtlich. »Ich besuch ihn bestimmt nicht bei seiner blöden Tussi.«
    Ich schluckte. Plötzlich wusste ich, warum Mama sich so viel Mühe mit dem Essen gegeben hatte. Das sollte ein kleiner Trost dafür sein, dass Papa erst mal nicht wiederkommen würde. Aber da konnte sie kiloweise Rührei und Erdbeeren auftischen, das würde nie im Leben reichen.
    »Dann ist Papa also doch ausgezogen«, stellte Tim fest. Er sah nicht besonders überrascht aus. »Und wie lange braucht ihr, um über eure Probleme nachzudenken?«
    Mama zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich auch nicht so genau. Ein paar Wochen vielleicht. Euer Vater wird so lange bei seiner … Bekannten wohnen.«
    Das Wort »Bekannte« sprach Mama erst nach kurzem Zögern aus. Eigentlich spuckte sie es eher aus – wie einen Kirschkern, auf den sie aus Versehen gebissen hatte.
    Klaus stand auf und wollte aus der Küche gehen, aber Mama hielt ihn zurück.
    »Einen Moment noch, Klaus, das war noch nicht alles. Es gibt noch ein anderes Problem. Ihr wisst ja, dass ich an der Volkshochschule nicht besonders viel verdiene. Euer Vater ist in der Beziehung leider auch keine große Hilfe. Und solange er bei seiner … Bekannten wohnt, können wir von seiner Seite aus wahrscheinlich mit noch weniger finanzieller Unterstützung rechnen als sonst. Kurz und gut: Wir brauchen Geld. Allein von meinem Gehalt kann ich den Kredit, den wir für das Haus aufgenommen haben, nicht abbezahlen. Versteht ihr?«
    Der Eisklumpen in meinem Bauch schwoll plötzlich zu einem richtigen Gletscher an. Keine Ahnung, wie er zwischen all dem Rührei noch Platz fand. Ein fürchterlicher Gedanke blitzte in meinem Kopf auf.
    »Müssen wir etwa ausziehen?«, fragte ich und sah Mama entsetzt an.
    Zum Glück schüttelte sie sofort den Kopf.
    »Nein, nein, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Und damit es auch nicht so weit kommt, habe ich mir etwas überlegt. Was haltet ihr davon, wenn Gesa und Mona bei uns einziehen?«
    »Waaas???«, rief ich.
    Erst dachte ich, Mama hätte vielleicht einen Witz gemacht. Sie konnte doch nicht wirklich wollen, dass Gesa und ihre blöde Tochter Mona bei uns einzogen! Aber sie schien es völlig ernst zu meinen. Erwartungsvoll sah sie Tim, Klaus und mich an.
    Da meine Brüder mal wieder den Mund nicht aufkriegten und es mir ausnahmsweise auch die Sprache verschlagen hatte, erklärte Mama uns schließlich, wie sie sich die ganze Sache vorgestellt hatte.
    »Gesa würde natürlich Miete bezahlen, sodass wir die größten Geldsorgen erst einmal los wären. Außerdem könnte es doch ganz lustig werden, hier so eine Art WG zu eröffnen. Damals, während des Studiums, habe ich immer in WG s gewohnt. Was haben wir da für einen Spaß gehabt …«
    Ich hatte mich inzwischen von dem allerersten Schreck erholt und sagte schnell: »Also, ich bin total dagegen. Wir haben doch gar nicht genug Platz. Außerdem können nicht einfach wildfremde Leute bei uns einziehen. Und überhaupt: Wahrscheinlich will Gesa sowieso nicht hier wohnen. Sie sagt doch immer, dass in Tupfingen der Hund begraben ist.«
    »Ich hab schon mit Gesa gesprochen«, erklärte Mama. »Sie wäre sehr froh, wenn sie mit Mona eine Weile hier wohnen könnte, weil sie demnächst sowieso aus ihrer Wohnung raus muss. Der Vermieter hat ihr wegen Eigenbedarf gekündigt und sie hat noch nichts Neues gefunden. Das mit dem Platz kriegen wir schon irgendwie hin. Dann müssen wir eben alle ein bisschen zusammenrücken. Außerdem wäre es ja auch erst mal nur für die Sommerferien. Zur Probe, sozusagen. Und wildfremde Leute sind die beiden nun wirklich nicht, Emma. Du kennst sie doch schon fast dein ganzes Leben lang.«
    Das war allerdings richtig. Und genau deswegen wollte ich auf keinen Fall, dass sie bei uns einzogen. Gesa konnte zwar manchmal ganz lustig sein, aber auf Dauer würde sie bestimmt ziemlich nerven. Sie machte ständig Yoga und schimpfte auf die Männer.
    »Kein Wunder, dass Gesa keinen Mann abkriegt«, hatte Papa mal gesagt. »Mit
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