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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
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unserem Zeltausflug wurde. Aber bis zu den Ferien waren es schließlich noch drei Tage, bis dahin war Papa bestimmt längst wieder da. Er hatte es doch versprochen, oder? Trotzdem liefen mir plötzlich Tränen über die Wangen. Ich wischte sie ärgerlich weg und ging langsam wieder ins Haus.
    Der Montag hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet.

2. Kapitel
    WG ? Ohne mich!
    » I ch find’s echt bescheuert, dass ich morgen wegfahren muss«, sagte Lea, als wir am letzten Schultag noch ein bisschen auf dem Schulhof herumstanden. »Ich würde viel lieber zu Hause bleiben. Vier Wochen Bayerischer Wald – ich weiß wirklich nicht, was sich meine Eltern dabei gedacht haben. Am besten sterbe ich einfach vor Langeweile, dann hab ich’s hinter mir.«
    Lea ist meine beste Freundin. Sie wohnt auch in Tupfingen und wir kennen uns schon ewig lange.
    Ich seufzte. »Was soll ich denn sagen? Du fährst wenigstens irgendwohin, aber ich sitze die ganzen Ferien ohne dich in Tupfingen herum. Das wird bestimmt noch viel langweiliger als im Bayerischen Wald. Ein Glück, dass Papa wenigstens mit uns zelten geht. Hoffentlich denkt er daran, dass er noch die Heringe besorgen muss. Sonst kracht das Zelt wieder mitten in der Nacht zusammen, so wie letztes Jahr.«
    »Wann kommt er denn eigentlich zurück?«, fragte Lea.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Als wir gestern telefoniert haben, hat er nicht so richtig auf die Frage geantwortet. Aber lange kann’s jetzt nicht mehr dauern. Am Wochenende ist er bestimmt wieder da.«
    »Besuch ihn doch und frag ihn noch mal persönlich«, schlug Lea vor. »Er wohnt doch hier in Dederstadt, oder?«
    »Ja, bei dieser Carola. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die wirklich kennen lernen möchte.«
    »Weiß deine Mutter eigentlich, dass er bei der wohnt?«
    »Ich glaub schon. Aber sie redet nicht darüber. Sie hat uns das Gleiche erzählt wie Papa: dass sie sich gestritten haben und eine Auszeit brauchen. Was auch immer das heißen soll.«
    Insgeheim war ich mir gar nicht mehr sicher, dass sich die Sache so schnell wieder einrenken würde, wie Papa behauptet hatte. Immerhin waren jetzt schon drei Tage vergangen und er war noch nicht nach Hause gekommen.
    Mama lief die ganze Zeit mit einem so versteinerten Gesichtsausdruck durch die Gegend, dass ich sie gar nicht erst zu fragen brauchte, ob sie sich schon wieder mit Papa vertragen hatte. Sie war immer noch stinksauer auf ihn, das konnte jeder sehen. Langsam machte ich mir Sorgen deswegen, weil Mama ja eigentlich überhaupt nicht nachtragend ist.
    Außerdem musste ich immer wieder an diese komische Carola denken. Und wenn Klaus ausnahmsweise doch mal Recht hatte? Ich bin schließlich nicht von gestern. Ich weiß, dass es Väter gibt, die Freundinnen haben. Zum Beispiel der Vater von Meike aus meiner Klasse. Er hat sich letztes Jahr von Meikes Mutter scheiden lassen und ist zu einer anderen Frau nach Hamburg gezogen. Zack, bumm! Erst war Meike ziemlich fertig deswegen, aber inzwischen hat sie sich daran gewöhnt.
    »Hat auch Vorteile, wenn die Eltern geschieden sind«, hat sie uns einmal erklärt. »Zum Beispiel krieg ich jetzt zu Weihnachten und zum Geburtstag immer doppelt Geschenke. Und ich fahre alle zwei Wochen nach Hamburg. Ist doch cool, oder?«
    Bei dem Gedanken daran, dass Papa nach Hamburg ziehen und ich ihn nur noch alle zwei Wochen sehen würde, spürte ich wieder den Eisklumpen in meinem Magen. Er war in den letzten Tagen nie ganz verschwunden und erinnerte mich immer daran, dass etwas nicht in Ordnung war. Das war nicht besonders angenehm.
    Aber Rudi war schließlich nicht Meikes Vater. Rudi war Rudi. Er war zwar manchmal etwas chaotisch, aber er würde bestimmt nie von uns weggehen, um zu einer anderen Frau zu ziehen. Schon gar nicht zu einer, die Carola hieß. Carola klang nach Caro-Kaffee, Wollsocken und Vollkornmüsli. Ich wusste jetzt schon, dass ich sie nicht mochte, obwohl ich sie noch nie gesehen hatte.
    »Ach, das kommt bestimmt wieder in Ordnung«, sagte Lea und legte ihren Arm um meine Schultern. »Und wenn nicht, musst du einfach ein bisschen nachhelfen.«
    Ich wurde sofort hellhörig. »Nachhelfen? Wie denn?«
    »Da gibt’s garantiert jede Menge Möglichkeiten. Lass mich mal kurz überlegen …« Lea legte ihre Stirn in Falten, dann hellte sich ihr Gesicht plötzlich auf. »Ich hab’s! Du könntest zum Beispiel dafür sorgen, dass sich deine Eltern treffen. Damit sie sich endlich mal aussprechen. Vielleicht sind sie
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