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Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Titel: Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Autoren: Jessica Lobe
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er befürchtete, dass es noch Tag war und es aus irgendeinem anderen Grund, den er sich nicht erklären konnte, düster wurde.
    Dieser Teil des Sumpfes war so anders als der, in dem sie Noma getroffen hatten. Es wunderte ihn nicht, dass sie die Gefährten davon hatte abhalten wollen, weiter in den Tümpel vorzudringen. Der Weg endete plötzlich. Vor ihnen lag grünes, dampfendes Sumpfwasser. Sie müssten hier hindurch, doch gesund sah das Wasser nicht aus.
    »Und nun?«, fragte Hone. »Sollen wir schwimmen?«
    »Uns wird nichts anderes übrig bleiben, wenn wir Giya finden wollen.« Sinalia wollte einen Fuß in die Brühe setzen, als Allan sie zurückhielt.
    »Warte!«
    »Was ist?«
    Er blickte sich um, suchte etwas, was er in den Sumpf werfen könnte. Er riss ein Blatt von einem Busch ab und ließ es in das Wasser gleiten. Sobald es die Wasseroberfläche berührte, begann es zu verdampfen, als würde es auf einer Herdplatte liegen.
    »Siehst du! Wir sollten da nicht hineingehen.«
    »Aber wie sollen wir dann auf die andere Seite kommen?«, fragte Hone verzweifelt.
    Allan überlegte. Sie müssten einen Weg durch das ätzende Wasser hindurchfinden. Ein Boot könnten sie sich nicht bauen – es würde unter ihren Füßen verdampfen und sie wären dem Tode geweiht. Er sah sich um, dachte schon daran, zurück zu Noma zu gehen und sie um Hilfe zu bitten – obgleich er wusste, dass sie ihnen vermutlich nicht helfen würde -, als Sinalia ihre Idee äußerte.
    »Die Bäume!«
    »Was ist mit ihnen?«, hakte Hone nach.
    »Wir müssen über sie klettern. Eine andere Lösung sehe ich nicht.«
    Aus dem Sumpfwasser wuchsen Bäume empor, welche zu einem Weg führten. Das war eine gute Idee – und die einzige. Allan fiel nichts Besseres ein. Also machten sie sich daran, sie hinaufzuklettern. Er und Sinalia kamen gut voran, doch Hone hatte Schwierigkeiten. Er war nicht mehr der Jüngste und gesund wirkte er auch nicht. Er litt unter Atemnot, welche ihm die Kletterpartie erschwerte. Allan kletterte allen voraus auf den ersten Ast und half Sinalia hinauf. Als er nach ihrer Hand griff und sie hochzog, sah er einen vertrauten Blick. Nicht der Blick seiner alten Freundin Sinalia, sondern jener, den Esary im Gesicht gehabt hatte, als sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Sinalia schien etwas für ihn zu empfinden. Doch wieso? Sie kannten sich kaum. Und abgesehen davon könnte er sich niemals eine Beziehung mit ihr vorstellen, weil sie seine Freundin war. Nicht seine Freundin aus dem Piron-Wald, aber trotzdem seine Freundin. Ihm würde dabei unwohl werden, sich auf sie einzulassen ... auch wenn er sich wieder nach einer Frau sehnte. Lange war es her, dass er eine Frau gespürt hatte. Doch mit Sinalia? Niemals! Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Nun kam Hone an die Reihe. Allan griff nach seiner Hand und zog ihn zu sich auf den Ast. Dann begab er sich zum danebenstehenden Baum. Es war ein Leichtes von dem einen zum anderen zu klettern und auch Sinalia und Hone zu sich zu holen. Sie konnten von hier oben den gesamten Sumpf überblicken. Er schien viel größer zu sein, als es den Anschein hatte. Er reichte bis über Nomas Haus hinweg. Die Moags hielten sich vielleicht überall auf. Hoffentlich fänden sie diese Wesen bald. Nicht auszudenken, welch´ eine Angst ein kleines Mädchen wie Giya verspüren musste. Sie wünschte sich mit Sicherheit in die schützenden Arme ihrer Eltern – wenn sie überhaupt noch in der Lage war, klar zu denken.
    Der darauffolgende Baum war weiter von ihnen entfernt als der vorige. Allan stellte sich langsam auf einen Ast. Es war machbar, das wusste er, doch befürchtete er, dass es Sinalia oder Hone nicht schaffen könnten. Er blickte nach unten, direkt in den dampfenden Sud des Moors. Der grüne Schleier, der sich aus ihm erhob, trieb ihm die Tränen in die Augen. Sogar hier oben blieb er von dem unverkennbaren Geruch dieses Wassers nicht verschont. Es stank abscheulich, nach Mist, Exkrementen und anderen Körpersekreten. Allan mochte sich nicht vorstellen, was sich unter diesem Moor befand. Vermutlich hatten in ihm schon viele Menschen und andere Wesen ihren Tod gefunden. Er schaute zu dem Baum vor sich, der darauf wartete, von ihm erklommen zu werden. Er holte tief Luft, drückte sich mit den Beinen von dem Ast ab und sprang herüber – er landete überaus knapp. Wäre er nur wenige Zentimeter zu früh aufgekommen, wäre er in die saure Flüssigkeit gefallen und hätte sich zu den
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