Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Titel: Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Autoren: Jessica Lobe
Vom Netzwerk:
Brot, Rührei und Milch bestand. Er saß an demselben Tisch wie bei seinem ersten Besuch. Zwangsweise musste er an Korin denken. Er war nicht lange in Heravina, doch hatte er so viele Menschen sterben sehen, wie in seinem gesamten Leben nicht.
    Die Tür schlug auf, Allan erschreckte. Er hatte so tief in seinen Gedanken gehangen, dass er nicht mitbekommen hatte, wie sich die Türklinke nach unten bewegt hatte. Arana betrat die Gaststätte. Ihr Blick schweifte durch den Schankraum und blieb an Allan hängen. Ihn schien sie gesucht zu haben. Sie kam zu seinem Tisch.
    »Darf ich?«, fragte sie und deutete auf einen leeren Stuhl.
    »Natürlich!«
    Sinalias Mutter setzte sich zu ihm, faltete die Hände auf ihrem Schoß zusammen und blickte hinunter. Einen Augenblick schwieg sie, ehe sie ein Gespräch begann.
    »Danke, Allan.«
    »Wofür?«
    »Was du für uns und Okrai getan hast ... und für Sinalia. Danke, dass du sie nachhause gebracht hast.«
    »Das war doch selbstverständlich, schließlich ...«
    »Schließlich?«
    »Ach, nichts.« Er hatte ihr sagen wollen, dass er ihre Tochter liebte, doch dann schwieg er darüber. Die Zeit, die sie zusammen gehabt hatten, war einfach zu kurz und trotzdem zu kostbar gewesen. Er wollte seine Erinnerungen für sich behalten.
    »Wirst du noch etwas bei uns bleiben?«
    »Nein, ich werde mein Rührei aufessen und dann abreisen. Es wird Zeit. Ich möchte zurück in meine Heimat. Ich war viel zu lange fort.«
    »Du hast mit Sicherheit Heimweh.« Allan nickte. »Dann wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als dir eine angenehme Heimreise und alles Gute für dein weiteres Leben zu wünschen. Du hast viel für uns getan. Du hast den Frieden zurückgeholt. Wir werden dich niemals vergessen.«
    Die Bedienung hinter der Theke nickte, sie hatte das Gespräch scheinbar verfolgt. Doch, dass sie belauscht worden waren, störte ihn nicht. Er freute sich, ihnen ihr altes Leben wiedergegeben zu haben. Zwar mit einigen Verlusten, aber so etwas lässt sich manchmal nicht vermeiden - leider.
     
    Allan stand nun schon seit geraumer Zeit vor dem Eingang zum Kirchturm. Er wusste, dass er diesen Weg gehen musste, doch fiel er ihm schwer. So viele Menschen hatte er hier kennengelernt, so viele Eindrücke gesammelt - diese Reise war ein einschneidendes Ereignis in seinem Leben gewesen. Er wandte sich ein letztes Mal um und warf einen Blick auf die Stadt. Der gewohnte Trubel hatte eingesetzt, wie jeden Tag um diese Uhrzeit. Er wusste, dass Arana über den Verlust ihrer Familie hinwegkommen würde, so wie er es ebenfalls tun würde - obwohl er es zu diesem Zeitpunkt sehr bezweifelte.
    Seine Hand hatte die ganze Zeit auf der Klinke des Tors geruht, nun drückte er sie hinunter und trat in den Turm. Dunkelheit umgab ihn, doch wusste er, dass der Händler hier war. Er hörte ihn aufgeregt atmen. Plötzlich erschien vor ihm ein Licht. Eine Fackel, die das Turminnere erhellte, gehalten in der Hand des Händlers.
    »Hast du die Maske?«
    Danke der Nachfrage, dachte Allan. Meine Reise war zwar beschwerlich, aber ich lebe noch. Was für ein Egoist. Er hatte sich Gedanken gemacht, ob dieser Mann die gesamte Zeit über in diesem Turm auf ihn gewartet hatte. Doch nach seiner herzlichen Begrüßung interessierte es ihn nicht mehr. Er griff an seinen Gürtel, löste die Maske von ihm und warf sie dem Händler zu. Er fing sie auf und ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. Seine Augen strahlten etwas aus, was er zuletzt bei Nalla gesehen hatte. Ob es wirklich clever war, ihm die Maske zurückzugeben? Doch ohne diese Tat würde er niemals den Weg nachhause offenbart bekommen.
    »Du hast, was du wolltest. Bekomme ich nun das, was ich will?«
    Der Händler runzelte die Stirn. »Was war das noch gleich?«
    War das sein Ernst? Als hätte er vergessen, was er ihm versprochen hatte. In Allan keimte eine böse Ahnung auf.
    »Du wolltest mir den Weg zurück in meine Heimat zeigen.«
    »Ach ja. Stimmt ja.« Er blickte nach oben, wirkte, als müsste er überlegen. Dann sah er ihn lange mit zusammengekniffenen Augen an. Es schien so, als würde er ihn hypnotisieren wollen, was ihm auch gelang. Im nächsten Augenblick stürmte er auf einmal los. Flüchtete er etwa? Was hatte er vor? Hatte er ihn tatsächlich betrogen? Ehe Allan realisieren konnte, was geschehen war, war der Händler auch schon verschwunden - und zwar durch die Decke. Ein Blick nach oben offenbarte ihm, dass es hier keine Möglichkeit gab, zu fliehen. Über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher