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Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Titel: Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Autoren: Jessica Lobe
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anderen Entseelten gesellt. Nun war Sinalia an der Reihe. Er konnte die Angst, welche sie scheinbar verspürte, in ihrem Gesicht sehen. Sie drückte sich vom Ast ab und folgte ihm auf den Baum. Beinahe verfehlte sie ihn.
    »Hui, das war knapp«, sagte sie mit zitternder Stimme, als Allan sie zu sich zog. Hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie gewiss in die brodelnde Brühe gefallen. »Danke.« Sie sah ihn wieder mit diesem Blick an ... Sie lächelte und ihre Augen strahlten. Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn, also sprach er zu Hone.
    »Jetzt bist du dran.«
    Dieser stand auf dem Ast, seine Beine zitterten. Er drohte hinunterzufallen. »Ich ... Ich kann das nicht, Allan. Ich ... habe zu viel Angst.«
    »Ich weiß, dass es beängstigend ist. Sinalia und mir ging es genauso. Aber denk´ an Giya!«
    Hone blickte auf, ihm schien wieder klar zu werden, weshalb sie sich dieser Gefahr aussetzten.
    »Wir müssen den Weg erreichen, nur so können wir sie retten.«
    »Gut, gut. Ich ... Ich werde es schaffen. Ganz sicher.« Dann flüsterte er: »Für dich, meine liebe Giya. Für dich gehe ich über meine Grenzen.« Er drückte sich ab und sprang. Allan streckte ihm helfend die Arme entgegen, doch Hone kam mit seinen Füßen gar nicht erst bis zu dem Ast, auf dem er und Sinalia auf ihn warteten. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig an dem Ast festhalten, rutschte jedoch ab, schlug auf dem Geäst darunter auf und blieb mit seinem Hosenbein daran hängen.
    »Hilfeeeee! Allan, hilf mir rauf!«
    »Hone! Ich komm´ zu dir runter.« Er wollte den Baum hinabklettern, als Sinalia ihn festhielt und besorgt sagte: »Allan, das ist viel zu gefährlich. Wir müssen einen anderen Weg finden.«
    »Es gibt keinen anderen Weg. Wenn wir uns nicht beeilen, wird Hone abstürzen.«
    Vorsichtig hangelte er sich von dem Ast ab, bis er nur noch mit beiden Händen an ihm hing. Er suchte mit einem Fuß nach dem unter ihm liegenden Geäst und setzte ihn darauf ab, gefolgt von dem anderen Fuß. Zwei Äste müsste er noch hinuntersteigen, um an Hone heranzukommen. Plötzlich hörte er ein Reißen. Hones Hosenbein gab langsam nach, der Stoff drohte zu bersten.
    »Allan! Beeil´ dich!« Hone versuchte, sich aufzurichten und nach dem Ast über sich zu greifen. Doch mit jeder Bewegung riss seine Hose immer mehr ein, also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu beten und auf Hilfe zu warten. Allan hatte bereits den Ast über ihm erklommen, er musste nur noch jenen, an dem Hone hing, erreichen. Er ließ sich auf ihm nieder, streckte ein Bein nach dem anderen herunter, als er auf einmal mit einer Hand den Halt verlor.
    »Allan!«, hörte er Sinalia besorgt rufen.
    »Alles in Ordnung«, antwortete er. »Es ist nichts passiert.« Er hatte sich einarmig an dem Ast festklammern können. Langsam glitt er auf dem unteren Ast, an dem Hone hin und her wippte. Jede auch nur so kleine Bewegung seinerseits ließ den Ast knacken und seine Hose weiter einreißen. Allan musste sich beeilen. Viel Zeit würde ihm nicht mehr bleiben, ehe Hone in den ätzenden Sumpf fallen würde. Mit der einen Hand hielt er das beschädigte Hosenbein fest, während er seinem Gefährten die andere reichte. Dieser griff erleichtert zu und ließ sich auf den Ast ziehen. Er schien außer Atem, bekam schwer Luft – scheinbar war die Aufregung zu anstrengend für ihn gewesen. Nur langsam konnte sich seine Lunge erholen. Als sich seine Atmung beruhigt hatte, fasste er Allan auf die Schulter.
    »Danke, mein Freund. Ohne dich wäre ich jetzt ...« Er sprach nicht weiter, sondern blickte den Baum hinunter in die brodelnde Brühe unter ihnen. Allan konnte sich nicht vorstellen, welch´ eine Angst er verspürt haben musste, als er kopfüber an dem Ast gehangen hatte und jeden Moment abzustürzen drohte. »Ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen kann.«
    Allan fasste nun ihm auf die Schulter und nahm ihm das Gefühl, sich revanchieren zu müssen. »Mach´ dir keine Gedanken darüber. Es war doch selbstverständlich dich aus dieser Misere herauszuholen.« Er blickte zu dem Weg, der nicht mehr weit entfernt vor ihnen lag, und fragte sich, was hinter diesem Moor auf sie wartete. Hoffentlich ging es Giya gut. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wäre ihr etwas zugestoßen.
     

Kapitel 3
    Nachdem sie den beschwerlichen Weg über den tödlichen Sumpf gemeistert hatten, waren sie den dahinterliegenden Weg entlang gegangen, der sie in einen weiteren vollkommen anderen Teil des Waldes führten.
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