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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland
Autoren: Helen Smith
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Dingen, die sie hier verkaufen: Lakritztaler, farbiges Nähgarn, Gartengeräte, Tupperware.
    Der Anruf ist von Taron, einer durchgeknallten Disco-Tussi, die ich entfernt kenne, und die will, dass ich ein paar Nachforschungen für sie anstelle. Sie hatte früher selbst mal einen Club, in den ich manchmal auf der Suche nach meiner verlorenen Jugend ging, nachdem meine Ehe den Bach runtergegangen war. Ich hatte ihr meine Telefonnummer gegeben, als sie einmal die Schuhe bewunderte, die ich trug. Das war zwar eine unpassende Erwiderung, aber die einzige, die ich in diesem Moment hervorzaubern konnte; die Musik war viel zu laut, um zu sprechen oder zu denken. Ihregroßen Kulleraugen waren ein sicheres Zeichen dafür, dass sie high war, so dass jeder Versuch einer Konversation sowieso sinnlos gewesen wäre. Sie zeigte mit ihrem mit blass-orangener Farbe lackierten Finger auf meine Schuhe: »Tolle Schuhe, wo hast du die her?« Geschmeichelt von der Anerkennung durch die Königin des Clubs, gab ich ihr eine Visitenkarte mit meiner Nummer (Alison Wonderland schrieb ich darauf), zusammen mit einem hintergründigen Lächeln, strahlend wie zehn Kerzen. Einhundert Kerzen strahlten zurück.
    Die Tatsache, dass sie jetzt meine Hilfe braucht, überrascht mich weniger als die Tatsache, dass sie es geschafft hat, meine Nummer so lange Zeit aufzuheben.
    »Ich brauche ein paar Informationen. Kannst du mir helfen, sie zu beschaffen?«
    »Okay.« Ich mache gerade meine Post auf, aber ich habe Stift und Notizblock bereit, um mir zu notieren, was sie mir übers Telefon zu sagen hat.
    »Ich brauche ein paar Statistiken darüber, in welchem Teil des Landes die meisten Babys ausgesetzt werden, zu welcher Zeit des Jahres, und wo sie zu finden sind – außerhalb von Krankenhäusern oder Polizeistationen, unter Hecken oder in Telefonhäuschen.«
    »Oh, okay. Ja, klar.« Ich zerknülle die Umschläge und Flyer, die ich geöffnet habe und stopfe alles in die Schublade unter meinem Schreibtisch; dann nehme ich den Telefonhörer in meine linke Hand und halte ihn an mein linkes Ohr, so dass ich mir Notizen machen kann.
    Wahnsinnige Kuh, schreibe ich auf.
    Ich rede mit Mrs. Fitzgerald über Tarons Auftrag und sie sagt, ich solle den Fall annehmen und fünfundzwanzig Pfund pro Stunde für die Nachforschungen berechnen. Ich mag Mrs. Fitzgerald; ich respektiere sie. Sie hat eine beruhigende Präsenz. Als ich sie, nachdem ich meinen Mann verlassen hatte, nach einem Job fragte, sagte sie mir, ich solle erst mal ein paar Wochen darüber nachdenken.
    »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen, um alles zu klären«, sagte sie. »Wenn Sie dann immer noch interessiert sind, kommen Sie wieder und ich werde Sie als Ermittlerin anstellen.« Sie sprach ernsthaft und schaute mir tief in die Augen, um sicherzustellen, dass ich verstand, dass sie mir gerade ein professionelles Angebot machte.
    »Sie waren auf einer Universität«, sagte sie. »Sie könnten der Agentur sehr nützlich sein, wenn es um Nachforschungen geht.«
    Ich brauchte nicht wirklich viel Zeit, um über das Angebot nachzudenken, aber ich hielt mich für ein paar Wochen von der Agentur fern, damit Mrs. Fitzgerald den Eindruck bekam, dass ich ihren Rat respektierte und die ganze Situation abwägen würde. Sie stellte mich ein und schickte mich raus mit einer Frau namens Linda, die mir zeigte, wie alles lief.
    Es gibt drei oder vier andere Frauen, die ganztags für die Agentur arbeiten, aber ich sehe nicht viel von ihnen. Mrs. Fitzgerald ist mein Mittelpunkt und mein Vorbild. Sie gibt mir meine Aufträge und schreibt meine Gehaltsschecks am Ende des Monats, einen Parker-Kugelschreiber vorsichtig zwischen ihren dicken Fingern haltend, die gefeilten Nägel ihrer Finger und den Daumen an der Spitze, während sie meinen Namen schreibt. Ihre hochwertigen, schweren Goldringe an den zwei kleinsten Fingern fallen mir ins Auge, als sie ihre weichen Hände ausbreitet, den Scheck festhält und ihn vom Scheckbuch abreißt. Wir lächeln uns an, während sie mir den Scheck über den Schreibtisch reicht. Oft denke ich, was für ein Glück es war, sie getroffen zu haben.
    Normalerweise erkläre ich meinen Freunden die langen Nächte, die ich mit dem Verfolgen von untreuen Geliebten verbringe, damit, dass ich in einem Club arbeite. Es ärgert mich noch nicht einmal richtig, dass keiner von ihnen jemals neugierig genug war zu fragen, in welchem oder wo. Manchmal erzähle ich den Leuten auch, dass ich fürs
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