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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland
Autoren: Helen Smith
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leeren Stühlen verbeigehen, bis wir den Platz gefunden haben, den wir suchen. Der Computer-Terminal ist durch ein Passwort geschützt, aber der junge Mann, der an ihm arbeitet, hat bequemerweise eine Notiz auf seinem Schreibtisch,gleich neben seinem Dilbert-Kalender, hinterlegt, zusammen mit den Passwörtern seiner Kollegen. Ich wünschte, er wäre genauso penibel, wenn es darum geht, seine Joghurtbecher nicht in die Papier-Recyclingtonne zu werfen.
    Ich logge mich in den Computer ein. »Das hier ist sehr wichtig, Taron«, sage ich bedeutsam. »Wir haben die Zukunft all dieser Menschen in unseren Händen. Ich hoffe, ich mache jetzt das Richtige.« Ich fange an, durch die ganzen Namen und Adressen auf dem Bildschirm zu gehen. Meiner ist da und Tarons auch und die Namen ihrer Freunde. Wir durchsuchen eine Datei mit dem Namen »hohes Risiko«. Es gibt viele Kategorien: »Homos«, »Störenfriede«, »Terroristen« und so weiter.
    Taron runzelt die Stirn. »Dies ist eines der wichtigsten Dinge, die wir jemals tun werden, stimmt’s? Das erinnert mich an etwas.«
    »An was?«
    »Etwas, das meine Mutter mir gegeben hat. Die Zauberformel. Sie sagte, wenn die Zeit gekommen ist, wüsste ich, wann ich sie benutzen soll.«
    »Was?«
    »D E L Sternchen Punkt Sternchen.«
    »Was?«
    »Versuch das einzutippen. D E L Sternchen Punkt Sternchen.«
    Also tippe ich es ein und alle Dateien fangen an zu verschwinden. Ich schalte die Maschine aus und wieder an und tippe das Passwort ein. Keine Dateien. Nichts. Wir haben die Welt gerettet oder zumindest unser kleines bisschen von ihr.

Kapitel 37 – Der Büroangestellte
    Der junge Büroangestellte kommt am Dienstag mit einem leichten Kater von den Ausschweifungen des Feiertags zur Arbeit. Irgendetwas hat die ganzen Dateien von seinem Computer gelöscht. Vielleicht ist es ein Virus, wie der Freitag-der-dreizehnte-Virus, außer dass er nicht an einem Freitag, sondern an einem Feiertag aktiviert wurde. Leider ist das jedoch sehr unwahrscheinlich, denn das wäre etwas gewesen, worüber man im Pub hätte reden können.
    Während er sein Spiegelbild in dem leblosen Bildschirm seines Computer-Terminals betrachtet, versucht der Büroangestellte abzuwägen, ob ihm das Ziegenbärtchen, das er sich übers Wochenende hat wachsen lassen, steht. Wahrscheinlich nicht. Er streicht nachdenklich über die stoppelige Haut, während er die Systemleute anruft, um sie nach einem neuen Apparat zu fragen. Sie werden alle Backup-Dateien vom Zentralrechner runterziehen müssen und auf den neuen Computer runterladen, was zeitaufwendig sein wird.
    Positiv daran ist, dass er dadurch die Möglichkeit hat, die ganzen Namen, die mit Runensymbolen markiert sind, aus der Datei »hohes Risiko« in die Datei »Störenfried« zu schieben. Die Anweisung, die Datei »hohes Risiko« zu bearbeiten, kam bereits vor einiger Zeit von ganz oben, aber er fühlte sich immer zu mies, um sie in Angriff zu nehmen. Hohe Risiken zu bearbeiten ist eine ständige Belastung. »Störenfriede« dagegen bleiben einfach in derDatenbank, falls irgendjemand irgendwann einmal nach Informationen über sie fragt.
    Er sollte nicht ausgehen und sich so volllaufen lassen, wenn er am nächsten Morgen zur Arbeit gehen muss; jemand könnte an solchen Tagen zu Schaden kommen.

Kapitel 38 – Man weiß nie
    Jetzt bin ich wieder zurück in meiner Wohnung. Es ist einfacher, mich hier um Phoebe zu kümmern, während Taron im Club arbeitet. Der Sommer ist vorbei. Nachmittags sieht man lange Schatten auf dem Rasen in meinem Garten und die bläuliche Dunkelheit kommt jeden Abend ein bisschen früher. An den Hecken gibt es Brombeeren, wenn ich mit Phoebe spazieren gehe und obwohl ich sie gerne probieren würde, pflücke ich sie nicht, falls Hunde auf sie gepinkelt haben. Bald wird wieder dieser metallische Geruch in der Luft sein, wenn die Jahreszeiten wechseln und die Menschen nur noch für ein Lagerfeuer oder ein Feuerwerk in ihre Gärten gehen, so als wäre der Sommer nie da gewesen.
    Jeff ist weggezogen, vielleicht weil ich ihn vernachlässigt habe, vielleicht weil es ihm zu peinlich ist, mich wiederzusehen. Ich kann ihn nicht kontaktieren, um herauszufinden, was der Grund ist, weil ich nicht weiß, wo er wohnt. Ich bin innerlich viel zu gelähmt, um mich zu fragen, wie er sich wohl fühlt, oder um darüber nachzudenken, wie ich mich fühle, aber jetzt, wo es zu spät ist, weiß ich, dass ich ihn vermisse. Ich bin mir nicht sicher, wie lang es dauert, bis
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