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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland
Autoren: Helen Smith
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Kontaktperson in Fitzgeralds Agentur zurückverfolgen. Nein, es gibt keine Verschwörung. Wir haben die Bedeutung der Tierkreiszeichen herausgefunden.« Bird spuckt aus vor Wut. »Horoskope. Unzweideutig wie die Nase in deinem Gesicht. Diese verdammt bescheuerte Frau hat die Geburtstage ihrer Freunde eingetragen.«
    Flower denkt an die Nase in Birds Gesicht. Sie erinnert ihn immer an einen Schnabel. Er stellt sich Birds Gesicht am anderen Ende der Leitung vor, wutverzerrt. »Wenn es keine Verschwörung gibt, dann heißt das, dass das Projekt gesichert ist. Sieh es doch mal von dieser Seite, Bird – es macht unser Leben einfacher.«
    Bird ist aufgebracht. Flower sieht immer die positive Seite. Wer will schon ein einfaches Leben, außer einem faulen Arsch wieFlower? Wäre er nicht ein Mann des Militärs, geschult seine Emotionen zu kontrollieren, würde Bird jetzt hinübergehen und Flower eins auf die Nase hauen.
    Selbst wenn Bird seinen niederen Instinkten nachgäbe und losgehen würde, um ihn zu finden und sich mit ihm zu schlagen – Flower wäre gar nicht da. Er hat das Büro verlassen, um einen Strauß der Lieblingsblumen seiner Frau auszusuchen und zu ihr nachhause zu bringen. Gesegnet mit der Unkenntnis seines eigenen Anteils an dem Elend der Frauen und jungen Mädchen, die in Kolumbien die Blumen pflegen und pflücken.
    Flower denkt an seine Frau und lächelt bereits, obwohl er noch nicht mal die Haustür erreicht hat.
    »Lilian«, ruft er, während er den Schlüssel aus dem Schloss zieht und in den Flur läuft, nicht zu laut, um sie nicht zu erschrecken. Keine Antwort. Flower macht sich manchmal Sorgen darüber, was wohl mit ihr geschehen würde, wenn er nicht da wäre, um sich um sie zu kümmern. Er ließ die Scharfschützen und Hinterhalte hinter sich, die Risiken der friedenserhaltenden Rolle einer modernen Armee und nahm diesen Job an, damit er mehr Zeit mit ihr verbringen und ein Versprechen halten konnte, dass er ihr am Anfang ihres Ehelebens gegeben hatte. Sie sagte ihm, er sähe aus wie ein Engel, wenn er schliefe und bat ihn, dass ihn niemand anderes in diesem unbewachten Zustand sehen sollte. Ein schwieriges Versprechen, das ein Kerl im aktiven Militärdienst nicht halten könnte.
    Ohne den Flur zu verlassen, dreht er den Kopf und späht durch das Panoramafenster ins Musikzimmer und in den Garten, um herauszufinden, wo sie ist. Keinerlei Anzeichen von ihr. Die Gartenschaukel schaukelt leicht an den dicken Seilen, die er letztes Jahr am größten Baum angebracht hat. Die Bewegung könnte ein Zeichen für ein unterbrochenes Spiel sein oder es ist nur der Wind, der die Zweige biegt. Er spannt sich an, als er in der Nähe ein leises Geräusch hört. Sehr vorsichtig, nur den Arm bewegend, legt er das Blumenbouquet auf dem Telefontischchen im Flur ab, wirbelt herum und streckt seine Hand in einer weichen, geübten Bewegungin Richtung des Geräuschs aus. Seine Fingerspitzen streifen Kleidung, aber er ist nicht schnell genug. Sie rennt vor ihm weg, kichernd vor Freude über dieses kindliche Spiel.
    »Lilian«, ruft er lachend. Ihr schulterlanges, ungekämmtes Haar ist genauso blond wie seines, hell wie der Blitz eines Kaninchenstummelschwanzes auf der Flucht. Sie trägt ein lockeres, formloses Kleid wie ein Kind, das im Nachthemd in einem geheimen Garten spielt. Er erwischt ihre Hand, umklammert sie ganz fest, dreht sich dann um und rennt, damit sie ihn fangen kann. Er ist größer und schwerer als seine Frau und das macht ihn langsamer. Manchmal kommt er nachhause und entdeckt, dass sie ihm weiche Hindernisse in den Weg gelegt hat, damit er leichter zu fangen ist. Sie bewegen sich zwischen Haufen von Cashmerepullovern hindurch, in denen sich seine Füße verfangen sollen. Sie passt auf, dass ihn nichts ins Stolpern bringt, was ihm wehtun könnte. Oder sie bombardiert ihn mit Federkissen.
    Wenn sie des Spiels müde sind, setzen sie sich zusammen hin, nehmen einen Drink und reden über ihren Tag. Sie bringt Kristallgläser mit Untersetzern auf einem kleinen, schwarzen Holztablett mit eingelassenem Perlmutt. Flower mischt die Drinks. »Hast du genug Tonicwasser, Lilian?«, wird er sagen. »Wirst du eine Scheibe Limette nehmen, mein Liebling?« Immer die gleichen Fragen. Niemals weichen sie von diesem Ritual ab.
    »Warst du heute im Garten, Lilian?« Er weiß, wie sehr sie Blumen liebt. Manchmal macht er sich Sorgen, dass sie ihn nur wegen seines Namens geheiratet hat. Ihre Schönheit verschlägt ihm den
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