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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland
Autoren: Helen Smith
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Fernsehen recherchiere, denn das ist einer dieser Jobs, die nicht gut bezahlt werden, aber zeigen, dass du dich wirklich anstrengst. Die Leute denken dann, du bist interessant genug,um sich mit dir in einer Bar zu unterhalten, aber erwarten nicht, dass du für die Getränke bezahlst.
    Taron schlägt vor, dass wir uns in einer Bar auf der Coldharbour Lane treffen und über die Nachforschungen reden. Sie ist ungefähr in meinem Alter und sieht aus wie Belinda Carlisle um 1985 oder 1986 herum, als die GoGos sich trennten und sie ein bisschen Gewicht verloren hatte, bevor sie ihre Solokarriere startete. Taron steckt ihre ganze Energie in die Vermarktung ihrer Schönheit und Zerbrechlichkeit, so dass jeder sie beschützen will. Sie pflegt das, was sie ist, so sehr, dass sie beinahe perfekt wirkt. Ich ertappe mich dabei, wie ich ihr meine Theorie erzähle, nach der alle wirklich schönen Frauen lange gebogene Augenbrauen haben und wir werden von den Erdbeer-Daiquiris, mit frischen Erdbeeren in einem Mixer hinter der Bar gemacht, leicht beschwipst. Vielleicht habe ich zu lange allein gelebt. Die Mischung aus Daiquiris und Beichte ist schwindelerregend und gibt mir das Gefühl, dass ich unsicherer und gekünstelter bin als sie.
    »Triffst du dich mit jemandem?«, fragt sie.
    »Da ist ein Typ, mit dem ich schlafe, aber das ist nichts Ernstes. Wenn ich Sex will, rufe ich ihn einfach an und er kommt vorbei. Wir haben ein paar gemeinsame Bekannte, manchmal treffen wir uns auch durch Zufall und dann haben wir noch nicht mal Sex. Deshalb ist es jedes Mal, wenn wir zusammen ins Bett gehen, wie eine wunderbare Idee, die uns gerade in diesem Moment eingefallen ist und über die wir hocherfreut sind. Ansonsten denke ich, wäre die Beziehung zu nüchtern.«
    Ich habe eigentlich noch nie mit jemandem über ihn gesprochen. Ich will, dass Taron denkt, ich hätte strahlenden und aufregenden Sex. Aber während ich ihr von ihm erzähle, wird mir klar, dass er an manchen Tagen gar nicht dieses delikate Spielchen spielt, sondern schlicht und einfach keinen Sex will. »Ich nehme an, wenn es so aussieht, als wäre ich nicht interessiert, anstatt vor elektrischer sexueller Aufregung zu beben, denkt er einfach, dass er mich eben das nächste Mal vögeln wird. Er nimmt dann wahrscheinlich an, ich hätte schlechte Laune oder ganz heftig meine Periode.« Ichstelle mir vor, wie er die Vor- und Nachteile abwägt, es mit mir unter meiner Decke zu treiben, auch wenn meine Schenkel glitschig sind vor lauter dunklem Blut. Dabei versteht er nicht, dass Sex für mich eine tolle Sache ist, die ich mit diesem Spielchen, ich sei schwer zu kriegen, kunstvoll beschütze. Taron, die ziemlich kleine Zähne hat, lächelt mich an, während ich darüber nachdenke. Völlig irrational beschuldige ich sie, meine Illusion zerstört zu haben, obwohl sie gar nichts gesagt hat.
    Wir nehmen ein Taxi zu mir nachhause, damit wir weiterreden können. Taron wählt ein Plattencover aus meiner Sammlung aus und balanciert es auf ihren Knien, um zwei dünne weiße Linien Koks darauf zu ziehen. Sie macht es, ohne mich zu fragen. Die Linien laufen an beiden Enden spitz zusammen. Sie beugt sich nach vorn und zieht eine der Linien durch einen zusammengerollten Geldschein in die Nase, stoppt nach der Hälfte und zieht den Rest durch das andere Nasenloch. Sie steckt ihre Haare hinter die Ohren, damit sie aus dem Weg sind, obwohl sie gar nicht lang genug sind, um auf das Cover zu fallen und sich im Koks zu kringeln. Sie schnieft und drückt ihre Nase zusammen, dann gibt sie mir das Plattencover und den Geldschein. Taron hat Hände wie kleine Pfoten, mit kurzgeschnittenen Fingernägeln wie ein Kind. Sie kümmert sich weniger sorgfältig um ihre Nägel als um ihre Kleider oder ihre Persönlichkeit. Meine Tante sagte immer zu mir: »Du musst auf deine Hände aufpassen, sie sind das erste, worauf ein Mann achtet.« Taron, mit elfengleichen Gesichtszügen und einem bezaubernden Charakter, muss sich um sowas keine Gedanken machen.
    »Soll ich dir von meiner Mutter erzählen?«, fragt sie. »Meine Mutter ist eine Hexe. Ich weiß das, seit ich ein Kind war, deshalb ist es nicht seltsam für mich. Sie sagte mir, dass man den Leuten niemals seinen richtigen Namen nennen soll, denn dann hat jemand, der weiß, der das Geheimnis des wahren Namens kennt, Macht über dich. Ein Mensch, der seinen Namen geheim hält, kann nämlich sehr mächtig sein. Aber die meiste Macht besitzt ein ausgesetztes Baby, das
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