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Alien vs. Predator

Alien vs. Predator

Titel: Alien vs. Predator
Autoren: Marc Cerasini
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als erster Maat mit ganzen fünf Prozent Anteil war Karls glückliche zweite Chance für einen behaglichen Lebensabend.
    Natürlich würde Karl hart für sein Geld arbeiten. Sven Nyberg war ein mittelmäßiger Seemann und hatte noch nicht eine Saison im antarktischen Eis verbracht. Glücklicherweise war Sven während der zwölf Monate dauernden Knochenarbeit schlau genug gewesen, sich in beinahe jeder Situation auf Karls Urteil zu verlassen. Unter dieser Vormundschaft des Harpuniers hatte der jüngere Nyberg-Bruder von Geheimnissen des Walfanggeschäfts erfahren, deren Entdeckung ihn selbst Jahre gekostet hätte. Nach einem Jahr war das Ergebnis dann auch eine erstaunlich erfolgreiche Jagd und die Emma schleppte über dreihundert Kadaver in die Bucht von Bouvetoya. Hier wurden die Überreste der Blau-, Mink- und Spermwale zerschnitten und ihr Blubber, wie der Speck genannt wurde, zu Öl verarbeitet.
    Es geschah während dieses schmierig-schmutzigen Verarbeitungsprozesses, bei dem die Männer lange Zeit im Freien verbrachten und sich um das riesige Eisenfass kümmerten, das über dem Hafen thronte, dass die Waljäger begannen, seltsame Lichter am Himmel zu sehen. Und es war nicht der vertraute Anblick der Südlichter.
    Über der Lykke-Spitze und der größeren, über neunhundert Meter hohen Olav-Spitze, die die Ölverarbeitungsanlage überschattete, erhellten Explosionen den Himmel wie entferntes Kanonenfeuer und in der Ferne hörte man ein Knallen auf dem Eis. Dann erschien ein merkwürdiges, rötliches Glühen am Horizont, das das nicht enden wollende Zwielicht mit der Helligkeit von tausend Schmelztiegeln erfüllte. Das Licht tanzte blutrot auf dem Eis und ließ die Millionen von Walknochen, die den Strand bedeckten, widerwärtig schimmern. Oftmals, aber nicht immer, wurden die gespenstischen Lichter von einem Beben tief unter dem Boden zu ihren Füßen begleitet.
    Auch wenn vulkanische Aktivitäten auf der Insel nichts Ungewöhnliches waren – 1896 war ein Teil der Insel sogar von einem Vulkanausbruch zerstört worden –, beunruhigte das Phänomen die Walfänger, die, ganz gleich was auch geschah, bis zur Schneeschmelze im Frühling auf der Insel Bouvetoya gefangen waren. Um die Ängste der Walfänger zu beschwichtigen und die Ursache für das gespenstische Feuerwerk zu erfahren, führte Karl also ein paar Tage nach diesen seltsamen Vorkommnissen eine Gruppe von Seeleuten von den heruntergekommenen Holzbaracken des Hafens fort und auf das Gletschereis, das die 58 Quadratkilometer große Insel bedeckte.
    Auf der weiten, gefrorenen Ebene entdeckten sie ein großes metallenes Objekt, das wie der Sarg eines Riesen aussah. Das Objekt lag in der Mitte eines großen Kraters ins Eis eingebettet. Seine silbrige Oberfläche war glatt, ähnelte von der Form her einer Gewehrkugel und besaß keinerlei sichtbare Verbindungsnähte oder Öffnungen. In das Metall waren Zeichen eingekerbt – seltsame, fremdartige Gravuren, die kein Waljäger der Truppe lesen oder verstehen konnte. Der metallene Sarg schien zwar hohl zu sein, aber niemand fand heraus, wie er zu öffnen wäre oder was sich darin befand.
    Karl Johanssen hielt es für das Beste, das Ding dort zu lassen, wo es war, aber in diesem Fall setzte sich der Skipper durch. Kapitän Nyberg brannte darauf, einen weiteren Weg zu finden, aus der Reise Profit zu schlagen, deshalb befahl er, das Objekt auf einen Schlitten zu laden und es von Hunden zurück zum Camp ziehen zu lassen. Fünf Männer und fünfzehn Hunde brauchten einen ganzen Tag, um dem Wunsch des Kapitäns gerecht zu werden. Dann wurde der glänzende Metallsarg zwischen Fässern mit Waltran in einem Lagerhaus untergebracht, wo er auf seine Verladung in den Schiffsrumpf wartete. Innerhalb weniger Wochen würden gemäßigte Temperaturen die Emma langsam aus ihrem eisigen Gefängnis in der gefrorenen Bucht befreien. Dann konnte die Crew nach Norwegen zurückkehren und ihre Belohnung für zwölf Monate harter Arbeit einstreichen.
    Nur wenige Stunden, nachdem das Objekt ins Camp gebracht worden war, schreckte Karl jedoch durch laute Schreie in seiner engen Koje auf. Er sprang in seine Stiefel, ließ seinen Mantel am Haken und jagte über die eisige Straße zum Lagerhaus. Die Türen waren nur angelehnt und eine war aus den Angeln gerissen. In der Mitte der Halle fand Karl vier tote Männer – mehr als tot, sie waren auseinandergerissen und ihre Köpfe und Rückgrate abgetrennt und entfernt worden. Noch unheilvoller
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