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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
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Atsatun an ihn gerichtet hatte.
    Wolf hatte die Augen geschlossen gehalten und die Luft tief eingesogen. Atsatun hatte wie eine Verheißung gerochen.
    »Wieso?«, hatte Wolf gefragt.
    »Du bist allein auf einer Welt, in der du fremd bist. Und du bist wie wir.«
    »Kein Mensch?«
    »Du bist mehr als ein Mensch. Deshalb gehörst du zu uns. Komm!«
    Wolf hatte gezögert. Niemand hatte ihm jemals gesagt, er gehöre dazu. Auch nicht das Große Pack, er hatte es geschaffen, es hatte zu ihm gehört, nicht er zu ihm.
    Atsatun hatte sein Zögern bemerkt. »Du glaubst, dass du allein bist, nicht? Aber das ist ein Irrtum. Du denkst, du lebst, du bist bereit gewesen, deinen Körper aufzugeben, um ein neues Leben zu beginnen. Du bist wie wir.« Atsatun hatte ihm die Hand entgegengehalten. »Und was deinen Körper angeht: Es gibt Millionen auf der Erde, die erschaffen wurden wie du. Viele Millionen. Sie sind überall. Jeder, dessen Horizont über den eines Menschen hinausreicht, kann sie sehen. Du bist kein Mensch. Du kannst sehen.«
    Wolf hatte die Hand genommen.
    »Halt, stehen bleiben!« Schreie drangen aus den Gebäuden vor ihnen. Wolf roch Angst und Menschen, sah zwei Dutzend von ihnen aus einer Tür platzen und über den Rasen rennen, als ginge es um ihr Leben.
    »Stehen bleiben!«, riefen die Aliens ein zweites Mal. Die Menschen, die dort über den Rasen rannten, waren wertvoll.
    Die Menschen hörten nicht.
    Die Aliens erschossen die beiden Menschen, die vorneweg rannten, einen Mann und eine Frau. Der Menschenpulk kam zum Halten, als wäre er gegen eine Wand gerannt. Eine Handvoll
stürzte neben die Toten, als vor Angst ihre Beine versagten, die Übrigen hoben die Hände. Zwei oder drei steckten trotzig die Hände in die Hosentaschen.
    »Das waren die Letzten«, sagte Atsatun und sprach etwas in sein Funkgerät.
    Wolf schloss die Augen und schnüffelte. Ja, es waren die Letzten. Wolf roch Tausende von Aliens. Sie strömten überall aus den Gebäuden, trieben Gruppen von Menschen vor sich her und dirigierten sie zum großen, runden Park in der Mitte des Geländes. Von Zeit zu Zeit fiel ein Schuss, wenn Aliens einen Menschen töteten, der ihren Befehlen nicht schnell genug folgte. Auf zwanzig Prozent, vielleicht sogar dreißig konnten sie verzichten, hatte Atsatun ihm erläutert, ohne Gefahr zu laufen, unersetzliches Wissen zu vernichten.
    Einen Teil dieses unersetzlichen Wissens, das wie eine Viehherde davongetrieben wurde, kannte Wolf persönlich. Aus dem Geruch der Menschen, die im Laufschritt zum Park getrieben wurden, stachen Einzelne heraus. Wolf roch Ortega, Perlmanns ehemaligen Assistenten; er stank immer noch so widerlich nach blindem Gehorsam wie damals. Da war Chi-Lu, Perlmanns härteste Konkurrentin im Wettlauf darum, Gene nach Belieben zu formen, beherrscht wie eh und je. Wolf roch ihre Beherrschung, glaubte beinahe, ihre Gedanken zu lesen, die ihre neue Lage auf der Suche nach Vorteilen zu analysieren versuchten. Atsatun würde seine Freude an ihr haben. Da war Mordechai, der damals, als die Ultra-Orthodoxen, bewaffnet mit ihrem heiligen Zorn und ihren Knüppeln und Messern, das Labor in Tel Aviv gestürmt hatten, als Einziger nicht nach Angst gerochen hatte. Mordechai hatte bis zur letzten Patrone gekämpft. Er war es gewesen, der die Käfige geöffnet und Wolf die Flucht möglich gemacht hatte. Und Mordechai war es gewesen, der anschließend das Bajonett auf sein TAR-21 aufgepflanzt und sich auf die Eiferer gestürzt hatte. Wolf hatte nicht erwartet, dass Mordechai noch lebte. Wolf erwartete nicht, dass er noch viel länger leben würde. Er roch den Zorn, der Mordechai zu übermannen drohte. Die
Aliens würden ihn spüren und Mordechai töten, bevor er dazu kam, den Ablauf ihrer Pläne zu stören. Es wäre kein Verlust für sie: Mordechai war bestenfalls ein mittelmäßiger Wissenschaftler.
    Aus der Ferne drang ein Donnern, ließ Wolf aufhorchen. »Sie kommen«, sagte Atsatun. »Es ist Zeit.« Atsatun wandte sich ab, ging zu der Treppe, die auf das Gelände von CERN führte.
    Wolf folgte ihm, den vertrauten Geruch der Wissenschaftler in der Nase. Perlmann, Mordechai, Chi-Lu, Ortega, das übrige Team … sie waren schon damals zu wertvoll gewesen, als dass man sie ohne Not hätte sterben lassen. Singapur hatte sie aufgenommen, sie hofiert und ausstaffiert. Dort waren sie geblieben, bis die Europäische Union sich tiefer vor ihnen verbeugt hatte. Die Wissenschaftler hatten sich geziert, bessere Bedingungen
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