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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
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behauptet, riechen zu können, ob ein Mensch die Wahrheit sagte. Eine glatte Lüge. Aber das hatte nichts ausgemacht. Niemand hatte sie ihm nachweisen können, und die
Behauptung allein hatte ausgereicht, um sein Gegenüber von dem Versuch abzuhalten, ihn zu belügen. Gleichzeitig hatte sie davon abgelenkt, was sein Geruchssinn tatsächlich zu leisten imstande war. Perlmann hatte es gut mit ihm gemeint. Er hatte gewollt, dass seine Schöpfung überlebte.
    Wolf roch Menschen. Zuweilen zog der Geruch von Menschen Wolf an, zuweilen stieß er ihn ab, aber niemals ließ er ihn unberührt. Lange Zeit hatte er geglaubt, dass der Geruch von Menschen sein Dasein bestimmen würde. Dann waren die Aliens über ihn gekommen. Über ihren Mittelsmann, den Hunter Paul, hatten sie ihm die Aussicht eröffnet, den Geruch von Menschen ein für alle Mal abzuschütteln. Dann hatten sie ihn benutzt und im Stich gelassen. Und dann …
    … dann hatte er den ersten Alien gerochen, Atsatun. Er hatte den Alien aus einer Starre geweckt, einer Eingebung folgend, die vom Raubtier in ihm stammen musste. Die Aliens waren gefangen in fremden Körpern, ohne Werkzeuge, in der Minderzahl … perfekte Beute, die nur eine Chance hatte zu überleben: sich tot zu stellen. Mit seiner Beharrlichkeit hatte er Atsatun aus seiner Starre gerissen, und …
    … und im selben Moment war der Geruch des Aliens in ihm explodiert. Ein Geruch, der von einem Menschenkörper ausging, aber nichts Menschliches hatte. Von einer Vielfalt, wie Wolf sie nie zuvor gekostet hatte. Eine Verheißung.
    Ein Windstoß trug Wolf neue Gerüche zu. »Sie sind umgekehrt«, sagte er zu Atsatun. »Sie …« Wolf konzentrierte sich auf den Plan der Anlage, den er sich eingeprägt hatte. »Sie sind abgebogen. Es gibt einen Versorgungsgang, der in süd östlicher Richtung verläuft und auf den Tunnel stößt, in dem früher der Hadronenbeschleuniger installiert war.«
    Atsatun nickte. Seine Lippen bewegten sich lautlos, teilten Wolfs Angaben den übrigen Aliens mit. Ihre Seelen hatten Sinne mitgebracht, die über die von Menschen hinausgingen. Der Geruch von Aliens kam von überall. Tausende von ihnen waren zusammengeströmt, hatten sich in kleinen Gruppen wie jener Atsatuns an CERN herangearbeitet, um sich an dem
Überfall zu beteiligen. Seine geballte Intensität war berauschend, beinahe so sehr wie damals, als Wolf das erste Mal Atsatun gerochen hatte.
    Anfangs hatte Wolf seinen Sinnen misstraut. Was er roch, war zu gut, um wahr zu sein. Er hatte dieselben Wesen vor sich, die ihn benutzt, betrogen und fallen gelassen hatten. Er hatte keine Veranlassung, ihnen zu trauen. Doch da war dieser Geruch. Wolf beschloss, bei den Aliens zu bleiben. Sie behandelten ihn auf eine Weise, die ihm unbekannt gewesen war: gar nicht. Sie schlugen ihn nicht. Sie warfen ihm kein Futter zu. Sie fürchteten ihn nicht. Sie verachteten ihn nicht. Sie hatten kein Mitleid mit ihm. Sie schmückten sich nicht mit ihm. Sie versuchten nicht, ihre Kräfte mit den seinen zu messen, weder körperlich noch geistig. Sie versuchten nicht zu ergründen, welcher Anteil in ihm überwog - Mensch oder Wolf? Sie jagten ihn nicht weg. Sie lockten ihn nicht an.
    Sie ließen ihn einfach sein.
    Für sie - er roch, er spürte es - war er weder ein verunglücktes Tier noch ein misslungener Mensch, sondern ein fühlendes, intelligentes Wesen.
    Wolf wäre es ein Leichtes gewesen, zu fliehen. Er war kein Mensch, die Aliens steckten in Menschenkörpern, und Menschenkörper konnten ihn nicht aufhalten. Einmal - als die Aliens die Bewohner der Mühle getötet hatten - hatte er es ernsthaft erwogen. Der Wald war ein Paradies, es gab wenig, was er nicht hätte essen können. Im Wald hätte er ein neues Leben finden können - doch keines, das es wert gewesen wäre, es zu leben.
    Der Wind trug Pulvergeruch und das dumpfe Hämmern von automatischen Waffen herüber. Die Aliens waren auf eine Handvoll Wächter gestoßen, die versucht hatten, sich zwischen Müllcontainern zu verstecken. Die Aliens töteten sie. Es waren die letzten Angehörigen der Wachtruppe. Hoffnungslos in der Minderzahl und ihr Augenmerk auf Bedrohungen von innen gerichtet, war sie von den Aliens überrascht und binnen Minuten überrannt worden.

    Wolf war bei den Aliens geblieben. Er hatte einen Unterschlupf im Wald gefunden, in der Nähe der Mühle. Und dann, eines Nachts, war Atsatun zu ihm gekommen. »Du gehörst zu uns«, hatte der Alien gesagt. Es waren die ersten Worte, die
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