Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
Erde hinter sich ließ. Mit dem Glühen verging der mörderische Druck, der Wilbur gegen den Sitz presste. Wilbur keuchte, schnappte nach Luft. Die Gurte gaben ihn frei. Schwerelos schwebte er in die Höhe.
    »Wilbur, komm! Sieh dir das an!« Es waren Rodrigo und Hero, die nach ihm riefen.
    Wilbur stieß sich vorsichtig von der Wand in Richtung Cockpit ab. Er hatte gehört, dass man erst lernen musste, wie man sich in der Schwerelosigkeit bewegte - was für ein Unsinn! Wilbur überschlug sich spielerisch und schwebte punktgenau in das Cockpit ein. Er hielt sich an den Griffen der Sitze fest.
    Unter ihnen, nein, vor ihnen hing die Erde im Raum.
    »Sieh sie dir an«, flüsterte Hero. »Unsere Erde.«

    Er ließ die Superhero herumschwenken. Unzählige Sterne standen in der Schwärze des Alls. Und, in regelmäßigen Abständen, helle große Punkte, die Abwehrstationen, die die Aliens unter dem Meeresboden gefertigt und in die Umlaufbahn geschossen hatten. Es waren Tausende. Viele tausend weitere würden ihnen folgen.
    »Sieh dir das an«, sagte Rodrigo. » Unsere Streitmacht.«

    »Keine Atempause, Geschichte wird gemacht.«
     
    - Fehlfarben (Musiker), 1980

KAPITEL 39
    Er sollte sie hassen.
    Er hatte jeden Grund dazu, und er konnte es. Hassen. Der Mensch, der irgendwo in ihm steckte, vermochte es.
    Die Aliens hatten ihn betrogen und benutzt. Mit ihrer Hilfe war er zu einem Propheten geworden, zum Erretter der Menschen, auf die kein Mensch mehr etwas gab. Mit ihrer Hilfe hatte er Macht erlangt. In seinem eigenen Panzerzug war er nach Belieben durch das Land gefahren, einem goldenen Käfig, in dem er noch einsamer gewesen war als in den vielen Käfigen, in denen er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte. Sie hatten ihm ein neues Leben versprochen, eine Flucht aus diesem Körper, der ihn ausmachte und der ihm zugleich den Weg, wenn schon nicht zum Glück, wenigstens zu einem gewissen Maß an Zufriedenheit versperrte.
    Wölfe sind gesellige Wesen. Menschen sind es. Wolf war Wolf und Mensch zugleich. Und keines von beiden. Einzigartig. Allein. Unerfüllt.
    Die Aliens hatten ihm einst ein neues Leben verheißen, als Gleicher unter Gleichen. Um es zu erlangen, hatte er das Große Pack aufgebaut, hatte sich selbst zum Erlöser der Menschen aufgeschwungen, die von ihren eigenen Artgenossen »Überschussmenschen« genannt wurden. Er hatte diese Menschen, die ihm vertrauten, betrogen und benutzt - nur um festzustellen, dass die Aliens ihn, Wolf, ihrerseits betrogen und benutzt hatten.
    Wolf hatte viele Gründe, die Aliens zu hassen.
    Er tat es nicht. Wolf hatte vor langem erkannt, in der Zeit noch, in der er von einem von Menschen gemachten Käfig
zum nächsten geriet, dass Hass ein Irrweg war. Zu hassen bedeutete, in einen neuen, selbst errichteten Käfig zu geraten, für immer Opfer zu sein. Und das durfte nicht sein. So konnte er nicht leben. Und das wollte er: leben.
    »Haben wir alle?«, fragte Atsatun.
    Der Anführer - oder war es der Sprecher? - der Aliens stand neben ihm auf der Fußgängerbrücke. Unter ihnen flimmerte der heiße Asphalt der Straße in der Mittagshitze, übersät mit verlassenen Fahrzeugen; vor ihnen erstreckte sich das Areal von CERN, einige Dutzend nüchterne Industriebauten, die ihre besten Jahre längst hinter sich hatten. Einst war CERN ein Ort großer Hoffnungen gewesen. Wissenschaftler aus allen Teilen der Erde waren hierhergekommen, auf der Jagd nach Elementarteilchen, die sich den Menschen entwanden. Dann war die USAA entstanden. Der Zufluss aus Wissenschaftlern und Geldern hatte an Stärke verloren, war schließlich versiegt, als der wirtschaftliche Abschwung die Jagd nach flüchtigen Teilchen als unnötigen Luxus erscheinen ließ. CERN war aufgegeben worden. Bis dort eine neue Jagd begonnen hatte …
    Wolf schnüffelte. Ein sanfter Wind wehte von der Anlage herüber. Er trug Rauch mit sich, Spuren von Pulver - und Furcht.
    »Eine Gruppe versucht über einen unterirdischen Gang zwischen den Gebäuden 14 und 18 zu entkommen. Ungefähr 40 Personen.«
    »Wir halten sie auf.« Atsatun sagte nichts weiter. Nicht zu ihm, Wolf, wenigstens. Wolf verfolgte, wie sich mehrere Aliens mit schussbereiten Gewehren aus ihrer Deckung lösten und auf Gebäude 18 zurannten, um den Flüchtenden den Weg abzuschneiden.
    Wolf hätte ihrem Lauf mit geschlossenen Augen folgen können. Früher, in seiner Zeit als Anführer des Großen Packs, hatte er sich oft mit seinem Geruchssinn gebrüstet, hatte von sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher