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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Autoren: Paul J. McAuley
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behandle,
Schnittwunden verbinde – oder Kollegen wie Sie aus dem Koma
zurückhole. Man hat uns einen Robot-Arzt versprochen. Vielleicht
können wir beide dann sogar zusammenarbeiten. Bitte jetzt nicht
die Lider bewegen.«
    Er leuchtete mit einer Lampe erst in ihr linkes, dann in das
rechte Auge.
    »Wann wird Andrews zurück sein?«
    »Ich hoffe bald. Strecken Sie den Arm aus – nein, den
anderen. In dem hier haben Sie schon genug Einstiche.«
    Gehorsam schloß Dorthy ihre rechte Hand zur Faust und
öffnete sie wieder. »Schauen Sie zur Seite«, meinte
Kilczer und stach ihr eine Nadel in die Ader. Aber Dorthy hatte sich
während der Jahre am Institut an Injektionen gewöhnt.
Gleichmütig schaute sie zu, wie ihr Blut in den Glaszylinder der
Spritze quoll, und fragte: »Alles in Ordnung mit mir?«
    »Ich muß noch Ihre Titer kontrollieren. Haben Sie
Hunger?«
    »Das weiß ich nicht so recht.«
    »Sie haben jetzt lange genug am Tropf gehangen. Wird Zeit,
daß Ihr Magen-Darm-Trakt wieder was zu tun bekommt. Ich werde
Ihnen etwas zu essen holen, während das hier
weiterläuft.«
    Kaum war der Arzt verschwunden, schwang Dorthy die Beine aus dem
Bett und stellte sich aufrecht hin. Sie fühlte einen Schlag auf
den Kopf wie von einem Gummihammer, und die Umgebung verschwamm zu
einem wäßrigen Rot. »Wow«, seufzte Dorthy laut
und begann im Raum auf- und abzugehen, bis das Schwindelgefühl
allmählich nachließ. In einem Wandschrank fand sie ein
paar Overalls und ein Paar Stiefel, zusammen mit den wenigen
Habseligkeiten, die man ihr hierher mitzunehmen erlaubt hatte. Sie
nahm alles heraus, und als Kilczer mit einer abgedeckten Terrine
zurückkam, saß sie auf dem Bett und schlüpfte gerade
in die Stiefel.
    Mit gespieltem Ernst sagte er: »Ich hoffe, Sie sind nicht zu
voreilig.« Aber Dorthy spürte deutlich seine Erleichterung.
Sie fiel nicht mehr länger in seine Verantwortung. Sie nahm sich
gerade noch Zeit, den gesüßten Haferschleim zu essen.
Kilczer sah ihr dabei in beinahe väterlicher Art zu. »Wenn
Sie fertig sind, möchte Colonel Chung sicher ein paar Worte mit
Ihnen reden«, meinte er.
    »Soll sie mich doch suchen«, antwortete Dorthy
ungeduldig. Wenn sie erst mit dem Kommandeur der Basis sprach,
würde sie ihr auch von ihrem Erlebnis in der Sinkkapsel
berichten müssen, kurz bevor ihr die Sinne schwanden. Und dem
fühlte sie sich im Moment nicht gewachsen – noch nicht.
    »Das ist aber keine gute Idee…«
    »Ich möchte mich erst einmal umsehen. Ich bin doch kein
Paket, das man beliebig herumreichen kann. Sie will mich sprechen.
Schön. Dann soll sie mich eben suchen.« Sie zurrte die
Verschlüsse ihrer Stiefel enger.
    »Ich glaube kaum, daß Sie schon wieder so weit
hergestellt sind, auf kleine Monster mit Facettenaugen Jagd zu
machen«, brummte Kilczer.
    »Wirklich – ich fühle mich prächtig.«
    Abgesehen davon, daß es noch höllisch schmerzt, wenn
ich grinse – und daß ich tödliche Furcht vor dem
empfinde, was da draußen sein mag.
     
    Der Stützpunkt war eine einzige Enttäuschung für
Dorthy. Sie hatte etwas Exotisches erwartet, ihn sich so ähnlich
wie ein Schiff vorgestellt – ständig kampf- und
verteidigungsbereit. Statt dessen fand sie sich mitten im Nichts
wieder, in einer erbärmlichen Ansammlung von
Transportbehältern, langen Zylindern aus Wellblech, halb in der
bröckligen Erde vergraben, alle fensterlos und anscheinend
verlassen. Ein breites Gebäude im Blockhausstil hockte mitten im
Zentrum. Über dem vergitterten Eingang ein mit Schablone
gemaltes Schild: Camp 0° 15’ S,
50° 28’ W.
    Ein leichter, überall verbreiteter Gestank, im Geruch
ähnlich faulig wie Keton, hing in der trockenen Luft.
Leuchtröhren an hohen Peitschenmasten verbreiteten ein kaltes,
gleißendes Licht. Der Himmel war, eine rötliche Ecke
ausgenommen, die wie im Schein einer ungeheuren, aber weit entfernten
Feuersbrunst glühte, von undurchdringlicher Schwärze.
    Dorthy ging in Richtung der farbigen Himmelssektion.
    Die ebene, nicht asphaltierte Straße endete abrupt hinter
dem letzten Transportbehälter. Dahinter gab es nichts
außer einer flachen Sand- und Geröllebene mit großen
Felsklippen. Und die Sonne.
    Sie hing mitten über dem Horizont, ein schwachroter Ball mit
einer Reihe schwarzer Flecken, die aussahen wie Krebsgeschwüre.
Der Ball war so groß, daß Dorthys Blickwinkel nicht
ausreichte, um seine Gesamtheit zu erfassen. Blinzelte sie zum einen
Rand des flackernden Glutballs, konnte sie
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