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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Autoren: Paul J. McAuley
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meine Zeit mit
irgendwelchen aufgeblasenen Administratoren zu verschwenden.
Okay?«
    »Ich bin auf eigenen Wunsch hier. Schauen Sie sich doch mal
um – hier gibt es genug Arbeit, um tausend Leute von uns
für tausend Jahre zu beschäftigen. Nehmen Sie zum Beispiel
diese Bakterie: Sie hat zwölf Enzyme und drei strukturelle
Proteine, eine Lipid-Membran und dieses photosynthetische Pigment.
Das ist alles. Trotzdem wächst sie, teilt sich und produziert
Sauerstoff. Dies alles tut sie offenbar ohne das auf diese
Befehlsinformation programmierte genetische Material. Sie braucht
dazu weder Schwefel noch Kalium noch die Hälfte der anderen
Elemente, die jeder gewöhnliche Organismus benötigt. Sie
wurde auch nicht maßgeschneidert – nicht in der Form, in
der wir Organismen für unsere Zwecke zu manipulieren pflegen.
Diese Bakterie wurde völlig neu erschaffen, Dr. Yoshida, von
Experten entwickelt und gebaut. Und wir wissen nicht mal, wer sie
sind. Hier im Camp Zero hängen rund zwei Dutzend Wissenschaftler
herum, die eigentlich über den ganzen Planeten verteilt sein
sollten. Aber die Leute, die alles vom Orbit aus steuern,
befürchten offenbar, daß unsere Technologie ganz oder
teilweise in die Hände oder die Flossen des Feindes geraten
könnte.«
    »Oder in seine Tentakel vielleicht?«
    »In was auch immer«, fuhr Kilczer fort, »die Navy
benutzt Sinkkapseln mit Brennstoffzellen anstatt Shuttles mit
Katalfissionsbatterien. Und dabei befinden wir uns auf einer Welt,
deren Rotationsgeschwindigkeit auf irgendeine Weise künstlich
erhöht wurde, ohne daß die Oberfläche, wie es normal
wäre, dabei schmolz. Verrückte Typen, diese Militärs,
das ist schon wahr. Aber wir müssen mit ihnen leben und den Mund
halten, auf welche Krumen im All sie uns auch immer
absetzen.«
    »›Laß nicht Ehrgeiz deinem nützlichen
Bestreben Hohn sprechen!‹«
    »Wie bitte?« Kilczer rieb die Hände aneinander.
»Ah ja, ich merke, Sie zitieren mich. Nun, glauben Sie mir, ich
möchte niemandem hier in den Rücken fallen. Keiner von uns
will das. Immerhin sind wir ja hier. Beim Bart von Marx – dieser
Wind geht mir durch alle Knochen. Ich werde mir jetzt einen Becher
Kaffee holen – und würde am liebsten darin baden. Kommen
Sie mit?«
    Dorthy seufzte. »Warum eigentlich nicht? Hier draußen
gibt es doch nichts für mich zu tun.«
     
    »Jetzt sind es vierzehn Enzyme, Dr. Yoshida. Sehen Sie, die
Bakterien, die die Dunkelheit überstehen, entwickeln bei
Sonnenaufgang an der Zellwand zwei neue, das eine als eine Art
Allzweck-Abbaumittel, das andere, um die sich daraus ergebenden
Kohlenstoff-Bausteine aufzunehmen. Die sie hier gerade verlieren.
Vielleicht bekommen wir dadurch auch den üblen Geruch
weg.«
    »Ich verstehe nicht viel von Biologie«, brummte
Dorthy.
    Muhamid Hussan tätschelte lächelnd ihre Hand auf der
Kunststoffplatte des Tisches. Dorthy zog sie rasch zurück.
»Aber das ist doch hochinteressant, finden Sie nicht?« fuhr
er fort. »Ein solch spezifisches System, eine reine
Einzeller-Kultur, die sich unter geringstem Aufwand auf
unbeschränkte Zeit selbst erhält. Und wir hier haben seit
unserer Ankunft nicht mal einen einzigen Planeten-Tag hinter uns
gebracht. Es gibt noch viel zu lernen.«
    Seine leise, rauhe Stimme war im Lärm der
Gemeinschaftsunterkünfte kaum zu hören. In einer Ecke des
Raums verfolgten ein halbes Dutzend Leute einen Trivia-Streifen
über den Kampf bei BD Zwanzig, ein Nachrichtenband, das
mit demselben Schiff angekommen war wie Dorthy. Irgendwo betrank sich
das Navy-Personal. Im lauten Lachen und in der hysterischen
Ausgelassenheit der Leute ging die ernsthafte Diskussion der kleinen
Gruppe von Wissenschaftlern, die sich um Dorthy geschart hatte, fast
unter. Neben ihr sagte Arcady Kilczer gerade zu Hussan: »Woher
wissen Sie, daß der Gestank nicht noch schlimmer
wird?«
    »Ich weiß es nicht.« Hussan fuhr sich mit beiden
Händen durch sein schwarzes Kraushaar. »Ich kann es nur
hoffen.« Seine Augen lagen hinter dicken, altmodisch geformten,
dunkel getönten Brillengläsern verborgen. Er beugte sich
über den Tisch vor, und Dorthy konnte ihr Gesicht betrachten,
das die Gläser doppelt reflektierten. Sie sah schrecklich
aus.
    »Hat dieser Kommunist Ihnen schon die interessanteste
Eigenschaft dieser Bakterien verraten?«
    »Jesus Christus, Hussan, Sie langweilen sie noch zu Tode
– wie Sie uns alle damit fast umgebracht haben.« Das war
die Stimme der dunkelhäutigen Frau, der Dorthy auf dem
Müllplatz
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