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Alice im Zombieland (German Edition)

Alice im Zombieland (German Edition)

Titel: Alice im Zombieland (German Edition)
Autoren: Gena Showalter
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überragte er die meisten um ihn herum. „Schnappt euch Em, und lasst uns losfahren.“
    Trotz seiner Unzulänglichkeiten und egal, wie satt ich seine Alkoholprobleme hatte, liebte ich ihn. Ich wusste, dass er nichts für seine Paranoia konnte. Er hatte eine betreute Therapie mit Medikamenten versucht, aber ohne Erfolg. Er hatte eine Psychotherapie gemacht, und es war nur schlimmer geworden. Er sah Monster, die sonst niemand sehen konnte, und er weigerte sich zu glauben, dass sie nicht existierten - und nicht darauf aus waren, ihn zu verschlingen und alle zu töten, die er liebte und die ihm wichtig waren.
    Irgendwie verstand ich ihn sogar. Eines Abends, etwa vor einem Jahr, hatte Em wegen der Ungerechtigkeit, dass sie schon wieder eine Pyjamaparty versäumte, geheult. Ich wiederum war wütend über unsere Mutter hergefallen. Sie hatte wegen meines untypischen aggressiven Verhaltens einen solchen Schock bekommen, dass sie mir zu erklären versucht hatte, was sie als „den Verlauf des Kampfes eures Vaters gegen das Böse“ bezeichnete.
    Als Kind hatte mein Vater miterleben müssen, wie sein eigener Vater brutal ermordet wurde. Das Verbrechen war nachts auf einem Friedhof passiert, als unser Großvater das Grab unserer Großmutter Alice besucht hatte. Von diesem Ereignis war Dad traumatisiert. Also ja, ich kapierte es.
    Fühlte ich mich danach deshalb besser? Nein. Er war inzwischen erwachsen. Sollte er seinen Problemen nicht mit Weisheit und Reife begegnen? Ich meine, wie oft hatte ich denn gehört: „Jetzt benimm dich doch mal deinem Alter entsprechend, Alice. Du bist schließlich kein kleines Kind mehr, Alice!“?
    Was ich davon halte? - Praktiziert, was Ihr selbst predigt, Leute. Aber was wusste ich denn schon? Ich war ja keine allwissende Erwachsene. Ich sollte mich nur erwachsen verhalten. Und ja. Einen richtig netten Stammbaum hatte ich. Mord und Totschlag in allen krummen Ästen. Das erschien mir nicht gerecht.
    „Nun kommt endlich“, zischte er uns zu.
    Mom eilte an seine Seite und tätschelte ihm beschwichtigend den Arm. „Beruhige dich, Darling. Es wird schon alles in Ordnung sein.“
    „Wir können nicht länger hierbleiben. Wir müssen nach Hause, wo wir sicher sind.“
    „Ich hole Em“, lenkte ich ein. Leichte Schuldgefühle flackerten bei mir auf und schnürten mir den Brustkorb zu. Vielleicht hatte ich doch zu viel von ihm verlangt. Und von meiner Mutter, die ihn später aus dem Wagen würde schälen müssen, nachdem wir in unsere monstersichere Garage eingefahren waren. „Mach dir keine Sorgen.“
    Mein Rock schlackerte um meine Beine, als ich mich eilig durch die Menge drängelte und zur Bühne hinter den Vorhang rannte. Überall wimmelte es von kleinen Mädchen, alle stärker geschminkt und mit mehr Rüschen und Glitter ausstaffiert als irgendwelche Stripperinnen, die ich im Fernsehen gesehen hatte, als ich ahnungslos durch die Kanäle zappte und aus Versehen bei einem Sender gelandet war, den ich nicht hätte einschalten dürfen.
    Mütter und Väter umarmten ihre Töchter, lobten sie, überreichten ihnen Blumensträuße. Alles, was Leute eben taten, wenn sie jemandem zu einer super Leistung gratulierten. Ich dagegen musste meine Schwester an die Hand nehmen und sie eiligst hinter mir her von der Bühne zerren.
    „Dad?“, fragte sie, offensichtlich wenig überrascht.
    Ich warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Sie war blass und ihre goldenen Augen blickten viel zu wissend und abgeklärt für dieses Engelsgesicht. „Ja.“
    „Was ist denn passiert?“
    „Nichts weiter. Du kannst dich immer noch in der Öffentlichkeit zeigen, ohne dich zu schämen.“
    „Dann nenne ich das einen Erfolg.“
    Das tat ich auch.
    Im Foyer wimmelte es von Leuten wie in einem Bienenschwarm. Die eine Hälfte lungerte dort herum, die andere war auf dem Weg zu den Ausgängen, da fand ich unseren Vater. Er stand vor einer Glastür, den Blick starr nach draußen gerichtet. Halogenlampen beleuchteten den Weg zu unserem Wagen, den Mom unerlaubterweise auf dem Parkplatz für Behinderte abgestellt hatte, weil der dem Eingang am nächsten lag. Schnell raus, schnell wieder rein. Der Teint meines Vaters hatte eine leicht graue Farbe angenommen, und seine Haare standen zu allen Seiten ab, als wäre er sich ständig mit den Fingern hindurchgefahren.
    Mom versuchte ihn immer noch zu beruhigen. Glücklicherweise hatte sie es geschafft, ihm seine Waffen abzunehmen, bevor wir das Haus verlassen hatten. Normalerweise nahm
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