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Alice im Zombieland (German Edition)

Alice im Zombieland (German Edition)

Titel: Alice im Zombieland (German Edition)
Autoren: Gena Showalter
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nicht aufpasst, werden sie sich auch Euch schnappen.
    So ist es. Jawohl. Ich hätte auf meinen Vater hören sollen. Er hatte mich wieder und wieder davor gewarnt, nachts rauszugehen, davor, mich auf einen Friedhof zu wagen, und mir eingeschärft, nie, unter gar keinen Umständen, jemandem zu vertrauen, der mich dazu überreden will. Er hätte sich an seinen eigenen Rat halten sollen, denn er vertraute mir - und ich überzeugte ihn davon, genau das zu tun.
    Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und tausend Dinge anders machen. Ich würde Nein zu meiner Schwester sagen, würde niemals meine Mutter anflehen, meinen Dad zu überreden. Ich würde keine Tränen vergießen, meine Lippen versiegeln und diese hasserfüllten Worte hinunterschlucken. Außerdem würde ich meine Schwester, meine Mutter und meinen Vater noch ein letztes Mal umarmen. Würde ihnen sagen, dass ich sie liebe.
    Das wünschte ich mir … ja, das wäre mein Wunsch.

1. KAPITEL
    Hinunter in den Zombiebau
    Vor sechs Monaten …
    „Bitte, Alice. Bitte.“
    Ich lag hinten im Garten auf einer Decke ausgestreckt und flocht eine Kette aus Gänseblümchen für meine kleine Schwester. Die Sonne strahlte am endlos babyblauen Himmel, helle bauschige Wölkchen zogen vorüber. Während mir der typische schwere Duft von Geißblatt und Lavendel, der zum Sommer in Alabama gehörte, in die Nase stieg, machte ich in den Wolken bekannte Umrisse aus. Eine lange Raupe mit Beinen. Ein Schmetterling mit einem zerrissenen Flügel. Ein fettes weißes Kaninchen, das auf einen Baum zuhoppelte.
    Die achtjährige Emma tänzelte um mich herum. Sie trug ein glitzerndes pinkfarbenes Ballerinakostüm. Ihre Rattenschwänze hüpften bei jeder ihrer Bewegungen. Sie war eine Miniaturausgabe unserer Mutter und das genaue Gegenteil von mir.
    Die beiden hatten dunkles glänzendes Haar und wunderschöne, leicht schräg gestellte, golden wirkende Augen. Mom war klein, kaum über eins sechzig, und ich war mir nicht sicher, ob Em überhaupt jemals diese Größe erreichen würde. Ich dagegen? Mein Haar war lockig und weißblond, meine Augen blau und meine Beine ziemlich lang. Mit meinen eins achtundsiebzig war ich größer als die meisten Jungen meiner Schule und fiel deshalb immer auf - ich konnte nirgends hingehen, ohne dass mir ein paar Bist-du-eine-Giraffe-Blicke zugeworfen wurden.
    Die Jungen hatten nie Interesse an mir gezeigt, aber ich konnte nicht zählen, wie viele schmachtende Blicke meiner Mutter auf ihren Wegen folgten oder - würg! - wie oft ich anerkennende Pfiffe hörte, wenn sie sich hinunterbeugte, um etwas aufzuheben.
    „Al-liss.“
    Em stand neben mir und stampfte mit einem ihrer Füße, die in Ballerinaschühchen steckten, auf den Boden, um meine Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Hörst du mir zu?“
    „Süße, das haben wir doch schon hunderttausend Mal besprochen. Deine Vorführung fängt zwar an, wenn es draußen noch hell ist, aber wenn sie vorbei ist, ist es bereits so gut wie dunkel. Du weißt, dass Dad uns niemals erlauben wird, dann das Haus zu verlassen. Und Mom hat dich nur unter der Bedingung für den Kurs angemeldet, dass du keinen Aufstand machst, wenn du mal eine Übungsstunde oder eine - was war es gleich? - Aufführung verpasst.“
    Sie kam ganz dicht an mich heran und stellte einen ihrer Füße in pinkfarbenen Schlappen auf meine Schulter. Ihr kleiner Körper warf einen Schatten über mich, der groß genug war, um das Sonnenlicht auszublenden. Sie füllte mein gesamtes Blickfeld aus und schimmerte golden. Flehend sah sie mich an.
    „Heute ist dein Geburtstag. Ich weiß, ja, okay, am Morgen hab ich nicht daran gedacht … am Nachmittag auch nicht … Aber letzte Woche wusste ich es noch genau - du erinnerst dich doch, dass ich es Mom gesagt habe, oder? Und jetzt ist es mir wieder eingefallen, zählt das etwa nicht? Na, klar zählt das“, sagte sie schnell, bevor ich darauf reagieren konnte. „Daddy muss einfach machen, was du dir wünschst. Wenn du ihn also darum bittest, dass wir gehen dürfen, und … und …“ Da war so viel Sehnsucht in ihrem Tonfall. „Und wenn du ihn bittest, dass er mitkommt und mir zusieht, dann macht er das bestimmt.“
    Mein Geburtstag. Ja, ja. Meine Eltern hatten nicht daran gedacht. Wieder mal. Anders als Em erinnerten sie sich nie an so etwas. Vergangenes Jahr war mein Vater zu sehr damit beschäftigt gewesen, Single Malt in sich reinzukippen und von Monstern zu faseln, die außer ihm niemand sehen konnte. Und meine
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