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Alice im Zombieland (German Edition)

Alice im Zombieland (German Edition)

Titel: Alice im Zombieland (German Edition)
Autoren: Gena Showalter
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trotzdem hatte sie mich nach wie vor mit ihren Adleraugen im Fadenkreuz.
    „Auch das werde ich dir nicht erzählen“, sagte Mom. „Es gibt ein paar Dinge, von denen du besser nichts weißt, egal was du sagst. Dafür bist du noch nicht bereit. Babys vertragen Milch, aber kein Fleisch.“
    Ich war kein Baby mehr, nicht mal annähernd. Emma sah ziemlich beunruhigt aus. Ich zwang mich zu lächeln, und sofort erhellte sich ihr Gesicht, als hätte ich die Mission erfolgreich abgeschlossen und sie in dieser Beziehung nicht bereits Tausende Male enttäuscht.
    Wie zum Beispiel, als sie die Kunstausstellung in ihrer Schule hatte besuchen wollen. Ihr Globus aus Pappmaschee war dort ausgestellt worden. Oder als sie mit ihrer Pfadfinderinnengruppe zum Camping hatte fahren wollen. Hunderte von Male, als ihre Freundin Jenny angerufen hatte, um zu fragen, ob sie über Nacht bei ihr bleiben könnte. Irgendwann hatte sich Jenny dann nicht mehr gemeldet.
    Diesmal darfst du nicht versagen … Gib dir Mühe …
    Ich sah meine Mutter an. Sie hatte mir den Rücken zugewandt und stand vor dem Herd. Mit der Gabel spießte sie eine Nudel nach der anderen auf, um sie zu testen, als wäre es die wichtigste Aufgabe der Welt. Diesen Tanz hatten wir früher schon aufgeführt. Sie verfolgte eine Vermeidungstaktik, das war ihr gerade wieder bestens gelungen.
    „Vergiss die Monster und was du gesehen hast oder auch nicht. Heute ist mein Geburtstag, und ich wünsche mir nichts weiter, als die Ballettaufführung meiner kleinen Schwester zu sehen, wie in einer ganz normalen Familie. Das ist alles. Ich will ja nicht die Welt. Aber wenn du nicht genug Mumm hast, okay. Wenn Dad das nicht hinkriegt, was soll‘s! Ich rufe jemanden aus meiner Schule an, dann fahren wir ohne euch.“ Von uns in die Stadt dauerte die Autofahrt mindestens eine halbe Stunde, das war zu weit zum Laufen. „Und weißt du was? Solltest du mich zu dieser Maßnahme zwingen, wirst du Emma das Herz brechen, und ich werde dir niemals verzeihen.“
    Sie atmete scharf ein und versteifte sich. Ich hatte sie wahrscheinlich zutiefst geschockt. Normalerweise war ich die Ruhige in der Familie. Ich flippte nie aus und blieb meist zurückhaltend. Ich akzeptierte größtenteils und fügte mich.
    „Alice“, sagte sie.
    Ich biss die Zähne zusammen. Jetzt kommt‘s. Die Zurückweisung . Tränen brannten mir in den Augen, tropften mir auf die Wange. Schnell wischte ich sie mit dem Handrücken weg. „Tut mir leid, dass ich da kein Einsehen habe. Ich werde dich dafür hassen.“
    Sie sah mich an und seufzte. Geschlagen ließ sie die Schultern sinken. „Okay. Ich rede mit ihm.“
    Die ganze Vorführung durch glühte Em förmlich. Außerdem dominierte sie die Bühne und stahl allen die Show, egal wie tragend deren Rolle war. Ehrlich, sie blamierte die anderen Mädchen regelrecht. Und das war nicht mein Geschwisterstolz, es war einfach eine Tatsache.
    Sie wirbelte lächelnd herum und war absolut verblüffend. Alle, die ihr zusahen, waren genauso hingerissen wie ich. Garantiert. Als nach zwei Stunden der Vorhang fiel, war ich so stolz auf sie und so glücklich, dass ich hätte platzen können. Vielleicht platzten aber auch die Trommelfelle der Leute vor mir. Ich glaube, ich klatschte viel lauter als alle anderen, und meine Pfiffe waren so schrill, dass ihnen beinah die Ohren abgefallen wären.
    Damit mussten sie klarkommen. Das war der beste Geburtstag aller Zeiten. Endlich einmal waren die Bells wie eine ganz normale Familie bei einem Event.
    Natürlich hätte mein Vater fast alles ruiniert, weil er ständig einen Blick auf seine Armbanduhr warf und nervös zur Hintertür sah, als würde von dort jeden Moment jemand eine Atombombe in den Saal schleudern. Als das Publikum sich schließlich zu einer stehenden Ovation erhob, hatte er mich in seiner Verkrampftheit trotz meines Glückstaumels dermaßen mit seiner Paranoia angesteckt, dass mir praktisch alle Muskeln wehtaten.
    Trotzdem war ich weit davon entfernt, mich auch nur mit einem einzigen Wörtchen zu beschweren. Wunder über Wunder, er war mitgekommen. Na gut, diesem Wunder war mit einer Flasche seines Lieblingswhiskeys ein bisschen nachgeholfen worden, und er hatte auf den Beifahrersitz gestopft werden müssen wie die Cremefüllung in einen Twinkie, aber was soll‘s! Er war mitgekommen.
    „Wir müssen gehen“, sagte er und bahnte sich bereits einen Weg zum Hinterausgang. Mein Vater war ein großer Mann, mit seinen über eins neunzig
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