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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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ganze Blabla, mit dem sie zwar Recht hatten, aber sie konnten eine Sache nicht ändern: Ich hatte ihnen ihre Grenzen aufgezeigt, denn nach einem Jahr mussten sie mich entlassen, ob sie wollten oder nicht. Ich kam, sah und siegte.

VENI, VIDI, VICI
    Nachdem man mich mehr oder weniger ehrenhaft aus dem Erziehungsheim entlassen hatte, kehrte ich auf kürzestem Wege zu meinem Dad zurück. Wie ich das gemacht habe? Ganz einfach. Nachdem mich die Beamten von der Fürsorge bei den Shepherds abgesetzt hatten, ging ich zur Tür, tat als ob ich klingeln würde und wartete, bis sich der Wagen verzogen hatte. Danach machte ich auf dem Absatz kehrt und setzte mich in den Bus nach Anaheim. Die Adresse hatte ich noch von meinem Besuch in Huntington, aber ihn dort zu finden war gar nicht so einfach. Vielleicht haben Sie schon mal etwas von einem Freizeitpark namens Disneyland gehört, der 1955 in Anaheim eröffnete? Seitdem gibt es in dieser Stadt mehr Trailerparks und Motels als irgendwo anders in Kalifornien. Doch ich hatte Glück; nach drei Tagen der Suche landete ich in einem Park in der Nähe des Santa Ana Freeways wo mein Dad lebte. Ich kann Ihnen gar nicht schildern, was es für ein Gefühl war, ihn endlich wieder zu sehen. Er war völlig überrascht, denn von meiner Flucht aus Costa Mesa hatte er noch nichts gehört. Tränen liefen sein hageres Gesicht hinunter, als er mich in die Arme schloss. Zuerst fiel mir auf, dass aus dem stattlichen Kerl, der mein Vater vor ein paar Jahren noch gewesen ist, ein gebrochener Mann geworden war. Die Sauferei und der Kummer hatten ihm viele Jahre geraubt. Doch als er anfing zu sprechen, konnte ich die alte Stärke in ihm spüren.
    „Wo kommst du her?“ war seine erste Frage und ich vernahm sofort den fordernden Unterton in seiner Stimme. Dad wusste, dass ich eigentlich nicht bei ihm sein sollte.
    „Frag nicht so, als ob du es nicht wüsstest.“
    Auch meine Antwort war bestimmend. Manchmal brauchen Männer nur wenig Worte um die Dinge zu klären. So auch bei uns.
    Ich packte meine Tasche aus und wir redeten den ganzen Abend. Nachdem ich ihm von meiner Zeit bei meinen Pflegeeltern und im Heim erzählt hatte, begann Dad von sich zu erzählen. Nachdem Linda ihn verlassen hatte und ich ihm weggenommen worden war, ist er völlig zusammengebrochen. Er verlebte Wochen im Delirium und erwachte irgendwann ohne viel Erinnerungen in einem Krankenhaus. Die Ärzte erzählten ihm, dass man ihn bewusstlos auf einem Parkplatz in Huntington gefunden hätte und sein Zustand über drei Wochen lang kritisch gewesen wäre. In seinem Blut hatten sie neben Alkohol auch Spuren von Kokain und Opiaten gefunden, außerdem eine leere Packung Oxycontin in seiner Jackentasche. Sie unterstellten ihm versuchten Selbstmord und wiesen ihn für ein halbes Jahr in eine Klinik ein, wo er einen Alkohol- und Drogenentzug machen sollte. Als dann eine Rechnung vom Krankenhaus über 65.000 Dollar für die Behandlung nach seinem Absturz kam, packte er seine Sachen zusammen und verpisste sich aus Huntington. Da in den USA keine Meldepflicht besteht, hat man ihn in Anaheim bisher nicht gefunden. Gott schütze Amerika!
    Da er offiziell keiner Beschäftigung mehr nachgehen konnte, arbeitete er 3 Tage in der Woche in einem Restaurant an der Orangewood Avenue. Das reichte grade so zum Leben, dennoch war seine Zukunft eher perspektivlos. Ich war damals 14 Jahre alt und versprach ihm, ihn finanziell bedingungslos zu unterstützen, wenn ich bei ihm bleibenkönnte. Wortlos hob er seine Hand, streckte Mittel-, Zeigefinger und Daumen aus und sagte leise:
    „Peng, du bist tot.“ Ich hatte ein neues Zuhause!
    Aber wenn Sie jetzt denken, dass von nun an der amerikanische Traum für Dad und mich wahr werden sollte, wir als Dreamteam uns selber aus dem Dreck ziehen würden, dann sind Sie schief gewickelt. Auch wenn mein Dad nicht mehr viel trank, so trat ich in seine Fußstapfen. Alkohol war meine Droge Nummer 1. Johnnie Walker, Jack Daniels und Jim Beam wurden meine besten Freunde. Außerdem kiffte ich wieder regelmäßig.
    Als ich eines Tages am Trailer eines alten Bikers vorbei schlenderte, hörte ich eine Frauenstimme rufen:
    „Hey Typ, willst du was rauchen?“
    Die Stimme gehörte Sheila, der Tochter des Bikers. Sie war der Hammer. Fünf Jahre älter als ich, blond, blauäugig und von oben bis unten auf Hippie gestylt. Die abgeschnittene Levi’s-Jeans zeigte mehr von ihrem Knackarsch, als sie verborg, und auf ihrem Batik-Shirt prangte
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