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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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man. Danke, dass du mich nicht verpetzt hast.“
    Ich zog meine Schuhe wieder an und legte mich in mein Bett. Die Schuhe des nächsten Neulings gehörten mir. Verstehen Sie? Ich hatte mir dieses Recht jetzt verdient.
    Ich sollte noch neun weitere Monate in der Erziehungsanstalt für Jungen verbringen, aber meine Hauptlektion hatte ich gelernt. Ich hatte das Raster durchbrochen, die Erwachsenen hatten begriffen, dass man mich nicht brechen konnte. Ich war der härteste unter den Jungs in meinem Haus und ich tat, was immer ich wollte. Man respektierte und bewunderte mich, selbst die Wachen taten das. Wenn es ein Problem gab, baten sie mich, es zu klären. Diese Schwuchteln.
    In der gesamten Zeit gab es nur einen Jungen neben Bobby Rice, der sich ernsthaft mit mir anlegte. Sein Name war Chike Cagney, kam aus Los Angeles und er war schwarz. Chike hielt sich genau deswegen schon bei seiner Ankunft für den Größten. Der Grund, warum er nicht in ein Erziehungsheim in L.A. County kam, war der, dass er bei seinem Onkel in Long Beach, Orange County, zu Besuch war, als man bei einer Routineüberprüfung Drogen bei ihm fand. Ich hasste den Nigger, ich hasste ihn wegen seiner arroganten, lauten Art, wegen seiner Goldkettchen und vor allem hasste ich ihn, weil er aus Los Angeles kam und sichfür etwas Besseres hielt. Verstehen Sie mich nicht falsch, Orange County und die ganzen weißen Spießerfamilien hier kotzten mich ebenfalls an, aber es geht einfach nicht, dass ein Nigger aus L.A. hierher kommt und eine dicke Lippe riskiert.
    Ich saß mit Bobby (wir hatten uns mittlerweile angefreundet) auf einer Tischtennisplatte und wir beobachteten Chike, wie er anderen Jungs Märchen aus South Central erzählte. Der ganze Gemeinschaftsraum konnte ihm zuhören, so laut redete er. Auch Bobby war er ein Dorn im Auge und wir beschlossen, etwas daran zu ändern. Langsam und unauffällig näherten wir uns Chike. Bobby stellte sich rechts neben ihn und ich links, etwas weiter weg von ihm. Ich rief ihm zu „Hey, Chike, wenn es in L.A. so schön ist, warum bist du dann hier?“ Die Antwort konnte er sich sparen, dass wußte er und das wußte ich. Trotzdem antwortete er mit einer „Bruder-ich-will-keinen-Ärger-aber-wenn-doch-werde-ich-kämpfen“-Geste „Weil man mich hier geschnappt hat, Homie!“
    Er und ich wussten, dass es um mehr ging, als um den Inhalt unseres Gespräches.
    „Ich bin nicht dein Homie, Boy!“ war meine Antwort. „Wir werden das jetzt klären!“
    Ich ging ein paar Schritte zurück und ließ ihm so die Option, sich entweder zu stellen, oder zu gehen. Er zögerte und Bobby schubste ihn in meine Richtung. Ich gab ihm direkt eine harte Rechte, gefolgt von einem kurzen, linken Haken und Chike flog zurück gegen einen Billardtisch. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er das Gleichgewicht verlieren und zu Boden gehen würde, doch ich hatte den Nigger unterschätzt. Sei es aus Panik oder Erfahrung, jedenfalls kam er mit einer Leichtigkeit in den Ring zurück, die ich nicht erwartet hätte. Jetzt war es an ihm, mir eine rein zu knallen.
    Doch ich griff wieder an und wollte ihn eigentlich mit meiner Rechten ausknocken, aber er war flink. Chike wich aus, konterte und landete die ersten Treffer. Ich konnte grade noch ausweichen um Schlimmeres zu verhindern, als eine der Wachen dazwischen ging.
    Er fing an rumzuschreien, dass wir uns beide den Zwinger teilen könnten, wenn wir so weiter machen würden, doch ich hörte nicht wirklich zu. Mein Radar stand immer noch auf Angriff und ich suchte nach einer Möglichkeit zum finalen Schlag. Als mein Gegner seine Deckung runter nahm und sich mit irgendeinem Scheiß erklären wollte, drehte die Wache sich zu ihm und ich sah meine Möglichkeit gekommen. Ich legte all meine Kraft, meine Wucht in einen einzigen Schlag und traf ihn mit brachialer Gewalt auf den Kiefer. Er flog zurück, landete mit dem Kopf auf dem Billardtisch und zog sich zu einem gebrochenen Kiefer noch eine heftige Platzwunde am Hinterkopf zu.
    Chike und ich wurden nie Freunde, aber der Sieg über ihn machte die kommende Woche im Kuhstall für mich viel leichter. Ich hatte ihm und allen anderen gezeigt, wer in Newport Beach der Chef war und die Botschaft war angekommen. Chike hielt von jetzt an die Klappe und hatte alle Anerkennung verloren.
    Nach meinem vierten Aufenthalt im Zwinger redeten die Psychologen energisch auf mich ein. Wenn ich so weiter machen würde, könnte man mich gleich ins Gefängnis durchreichen und das
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