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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob
Autoren: Laura Peyton Roberts
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vielleicht. Allerdings kenne ich Noah Hicks kaum.
    Agent Hicks war etwa sechs oder sieben Jahre älter als Sydney und nahm beim SD-6 eine viel zu hochrangige Stellung ein, um sich mit einem einfachen weiblichen Rekruten abzugeben. Aber das hatte Sydney nicht davon abgehalten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu versuchen, mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. Rein optisch wirkte er ebenso attraktiv wie draufgängerisch -ein bisschen wie der süße Typ von nebenan, der bei einer Prügelei kräftig mitgemischt und ordentlich eingesteckt hatte -, doch der Grund, warum Sydney sich zu ihm hingezogen fühlte, war nicht sein gutes Aussehen. Es war seine Ausstrahlung, die Art und Weise, wie er sich bewegte, wie er ging, immer ein wenig aufrechter als die anderen und immer eine Winzigkeit schneller. Selbst wenn er lachte, blieben seine durchdringenden braunen Augen stets wachsam. Und als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, während eines Krav-Maga-Trainings beim
    SD-6, war sie von der Präzision und Kraft seiner Tritte und Schläge fasziniert gewesen.
    Das ist ein Mann, erinnerte sie sich des ersten Gedankens, der ihr damals durch den Kopf gegangen war, keiner dieser Milchbärte vom College. Noch jetzt, als sie durch die Ankunftshalle des Orly-Flughafens schritt, schoss ihr bei der Erinnerung die Röte ins Gesicht.
    Sie hatte nur ein einziges Mal mit Noah gesprochen, und das auch nur ganz kurz. Er hatte zu dem Team gehört, das sie vor der Halle eingesammelt hatte, als die Dinge nach dem Sandoval-Konzert eskaliert waren. Damals hatte er ihr gerade mal seinen Namen genannt und sich dann sogleich die Verletzung an ihrer Hand angesehen. Ein physischer Kontakt, wie er flüchtiger kaum sein konnte und doch allemal ausreichend, um der Frage Nährboden zu geben, ob es vielleicht doch mehr sein konnte als rein berufliches Interesse, was er für sie empfand? Und nun hielt sie jedes Mal, wenn sie sich im Hauptquartier des SD-6 befand, Ausschau nach einem Typen mit kurzem, gewelltem braunem Haar, einer ungewöhnlichen Narbe unter dem Kinn und einem Charisma, das bereits den Raum erfüllte, während er selbst noch draußen stand.
    Nachdem sie endlich den Ausgang erreicht hatte, trat Sydney aus dem Terminal und schaute blinzelnd in die Sonne eines milden Pariser Nachmittags.
    Wartende Taxis schoben sich Stoßstange an Stoßstange voran, während ein Flughafenangestellter die aus dem Gebäude strömenden Fahrgäste ordnungsgemäß dem nächsten freien Wagen zuwies. Sydney steuerte das Taxi an, das der Geste des Mannes nach offenbar ihr zukam. Sogleich sprang der Fahrer heraus, um ihr das
    Gepäck abzunehmen, wofür Sydney ihm aufrichtig dankbar war.
    »Merci beaucoup«, sagte sie, nachdem er ächzend ihren Koffer im hinteren Teil des Wagens verstaut hatte.
    Er lächelte und stieß irgendetwas auf Französisch hervor.
    »Ahm... Plaza Athenee«, entgegnete Sydney in der Hoffnung, dass er sie nach der Adresse gefragt hatte, zu der er sie bringen sollte.
    Offenbar schien ihn die Antwort zufrieden zu stellen. Dergestalt ermutigt begann er, während er die hintere Fahrgasttür öffnete und ihr beim Einsteigen behilflich war, munter draufloszuschwatzen, und die ganze Zeit über, die er benötigte, um sich hinters Lenkrad zu klemmen und in den fließenden Verkehr einzufädeln, riss die leider etwas einseitig verlaufende Konversation nicht ab.
    »Je suis desolée. Je ne parle pas français«, warf Sydney irgendwann mit einem verlegenen Lächeln ein, womit sich auch bereits ihr gesamtes Repertoire an zusammenhängenden französischen Sätzen restlos erschöpfte.
    Doch obgleich sie ihn soeben davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie des Französischen nicht mächtig war, lachte der Mann nur und redete hemmungslos weiter. Sydney nahm an, dass er ihr einen Vortrag über die Gegend hielt, durch die sie gerade fuhren, doch ebenso gut hätte er ihr einen schmutzigen Witz erzählen können, sie hätte den Unterschied nicht gemerkt. Zuerst versuchte sie noch angestrengt, in dem Wortschwall die eine oder andere bekannte Vokabel auszumachen, doch bald schon nahmen die Bilder, die draußen an ihr vorüberzogen, sie so sehr gefangen, dass das Geplapper des Fahrers über sie hinwegwehte wie ein sanfter Frühlingswind. Sie war in Paris, und jemand sprach auf Französisch zu ihr, und auch wenn sie nichts von dem, was der Mann ihr erzählte, verstand, was spielte das schon für eine Rolle? Sie würde einfach alles gierig in sich aufsaugen und die neue
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