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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob
Autoren: Laura Peyton Roberts
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sie durchsuchen und dabei den ganzen Zaster finden würde, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie verlagerte ihr Gewicht, seufzte verhalten, straffte sich.
    Der Zollbeamte stempelte einen Reisepass ab und widmete sich dem nächsten Einreisenden, der auf seine Abfertigung wartete.
    Was, wenn mein falscher Name auffliegt?, fragte sich Sydney besorgt. Bei der Ausreise aus den USA hatte man nur einen flüchtigen Blick auf ihren getürkten Ausweis geworfen, doch dieser französische Beamte schaute offenbar genauer hin. Was würden sie mit ihr anstellen, wenn sie herausfanden, dass sie gar nicht Kate Jones war? Würde ihre Mission dann möglicherweise beendet sein, noch bevor sie richtig begann?
    Der Zollbeamte stempelte einen weiteren Reisepass ab. Dann noch einen. Und noch einen. Sydney spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken hinablief. Endlich war
    sie an der Reihe.
    Der Beamte nahm ihren Ausweis entgegen und betrachtete mit kritischem Blick das Passfoto.
    »Sie sind Amerikanerin?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte Sydney, erleichtert darüber, dass er Englisch sprach.
    »Nehmen Sie bitte die Brille ab.«
    Sie schob die Sonnebrille zurück und gab sich Mühe, einen unbekümmerten Eindruck zu machen, während er ihr Gesicht musterte. Angesichts des peniblen Eifers, den er dabei an den Tag legte, war sie froh, dass sie keine Perücke trug.
    »Der Grund für Ihren Aufenthalt in Frankreich?«, fragte er.
    »Urlaub.«
    Er hob seine angegrauten Augenbrauen. »Sie treffen hier jemanden?«
    Sydneys Herz machte einen kleinen Satz. Hatte sie einen Fehler begangen? War es womöglich schon verdächtig, allein zu reisen?
    »Ahm, ja. Eine Freundin«, antwortete sie nervös. »Sie lebt in Paris.«
    »Wie lautet ihre Adresse?«
    »Ich. ich hab sie nicht bei mir. Sie wollte mich mit dem Auto abholen. Wahrscheinlich steht sie schon draußen und wartet auf mich.«
    Abermals sah der Mann sie prüfend an. Sydney musste alles aufbieten, was sie beim SD-6 gelernt hatte, um seinem Blick standzuhalten.
    »Wie lange werden Sie bleiben?«, fragte er schließlich.
    »Eine Woche.« Das Ticket, das Wilson ihr ausgehändigt hatte, umfasste Hin-und Rückflug,
    Letzterer datiert auf sieben Tage nach Ankunft. Sie könne später immer noch umdisponieren, hatte er gesagt, doch ein einfaches Hinflugticket würde möglicherweise Verdacht erregen.
    »Haben Sie den Rückflug bereits gebucht?«
    Sydney nickte erleichtert.
    »Dürfte ich das Ticket sehen?«
    Sie kramte das Flugscheinheft aus ihrer Tasche, damit rechnend, dass der Zollbeamte es ebenso gründlich inspizierte wie alles andere. Doch der Mann warf lediglich einen flüchtigen Blick darauf und ließ seinen Stempel auf ihren Reisepass krachen.
    »Angenehmen Aufenthalt«, sagte er. »Der Nächste!«
    Mühsam den Impuls unterdrückend, auf und ab zu hüpfen, ließ Sydney die Zollabfertigungsstelle hinter sich und begab sich zur Gepäckausgabe. Ihr Koffer fuhr gemächlich Karussell und hatte die Zeit der Einsamkeit dem Anschein nach unbeschadet überstanden.
    Ich hab's geschafft!, frohlockte sie in Gedanken, während sie das Gepäckstück vom Förderband zerrte. Jetzt, im Rückblick, sah alles so einfach aus, dass sie überhaupt nicht verstehen konnte, warum sie sich solche Sorgen gemacht hatte.
    Den eleganten, mit Rollen versehenen Koffer hinter sich herziehend, schlug Sydney die Richtung ein, in der die meisten Leute verschwanden. In der Menschenmenge fiel es überhaupt nicht mehr auf, dass sie allein unterwegs war, und auch ihren Designer-Klamotten schien niemand besondere Beachtung zu schenken. Schließlich war sie in Paris, der Welthauptstadt der Mode, und extravagante Frauen gab es hier wie Sand am Meer. Sydney sah sie überall, wie sie auf hochhackigen Schuhen durch die Halle stolzierten, auf Französisch und in einer Geschwindigkeit, der wohl nur Einheimische zu folgen vermochten, aufeinander einplapperten, sich links und rechts zur Begrüßung Küsschen gaben oder ihre Geliebten empfingen - mit Küssen allerdings ganz anderer Art, die durch die Franzosen zu weltweiter Berühmtheit gelangt waren.
    Die Stadt der Liebe, dachte Sydney wehmütig.
    Es war nicht etwa so, dass sie keinen Freund wollte. Doch bis vor gar nicht allzu langer Zeit hatte es für sie so ausgesehen, als wäre sie für alle Typen, die sie auch nur halbwegs interessant fand, schlichtweg unsichtbar. Und nun, da sie allmählich anfingen, von ihr Notiz zu nehmen, gab es niemanden, aus dem sie sich irgendetwas machte.
    Na ja, bis auf einen
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