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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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erwarb ihm schon, dieweil er lebte, die algemeine Verehrung. Er hatte selbst den König auferzogen, und stund bey ihm im grösten Ansehn. Man schreibt seinen Ermahnungen und Räthen manche vortrefliche Unternehmung Alfreds zu.
    Durch den Beystand dieser gelehrten, und wohlgesinnten Männer brachte Alfred nach und nach die algemeine Unterweisung des Volks in einen bessern Stand. Er hatte den Thron zu einer Zeit bestiegen, wo kein Bischoff sein lateinisches gottesdienstliches Buch verstund, und er erlebte daß kein Bischoff mehr in Engelland war, der nicht so viel von göttlichen Dingen wußte, als die Würde seines Amtes erfoderte. Der König erleichterte der Priesterschaft die Erlernung der nohtwendigen Wissenschaften, indem er die brauchbarsten Bücher auf sächsisch übersezen ließ, und selbst ein Werk übersezte, in welchem die Pflichten eines Priesters beschrieben waren.
    Zu seinem heilsamen Zweke waren Schulen unumgänglich nohtwendig. Alfred verschwendete seine Schäze zu dieser mildesten von allen Stiftungen. Die erwachsenen Menschen sind wie alte Bäume unbiegsam, und können nicht mehr zu einer bessern Richtung gebracht werden. Die Jugend läßt sich hingegen lenken, wozu eine weise Auferziehung sie bilden will, und ihr noch reines Gemüht nimt mit gleicher Fertigkeit die Liebe des Guten und des Wahren an, wie es bey Mangel der Zucht sich den wilden Trieben der Begierden überlassen würde.
    Unter allen Werken Alfreds erhebt keines sein Reich höher, als die Stiftung der hohen Schule zu Oxford: tausend Gelehrte, tausend Lehrer der Wahrheit, und der Tugend, sind auf diesem Size der Musen gebildet worden, deren gute Thaten ihre erste Wurzel in Alfreds Mildigkeit, und in der Großmuht haben, mit welcher er diese Pflanzschule der Tugend und der Weisheit geweyhet hatte. Nach tausend Jahren wurde zu Oxford nichts Nützliches erfunden, keine heilsame Wahrheit bewiesen, keine rührende Rede gehalten, wodurch die Menschen zur Besserung erwekt werden, kein Theil der Wissenschaften durch ein tiefforschendes Buch aufgeheitert, daß nicht Alfred an dem gethanen Guten einen Antheil gehabt hätte.
    Die Einrichtung der neuen hohen Schule war allerdings nach den Klöstern nachgeahmt, die zu Alfreds Zeiten die einzigen Wohnsize der Wissenschaften waren. Der König stiftete drey Gebäude, in denen achtzig Jünglinge, aus den dahin vergabeten Einkünften, zu ewigen Zeiten erzogen werden solten. Er unterwarf sie gewissen Gesezen, die nebst der Gelehrtheit auch die Religion zum Vorwurfe hatten, zu deren gottesdienstlichen Uebungen die Schüler angehalten wurden. Diese hohe Schule wurde der Nachwelt zum Muster. Gutthätige Männer, und weise Könige vermehrten sie mit mehreren Stiftungen, und sie blüht noch mitten unter dem herrschenden Verderben, zumahl in Ansehung der schönen Wissenschaften, der Sprachen, und der Gottesgelehrtheit.
    Der Geist der Ordnung, der den weisen Alfred vor allen Fürsten auszeichnete, erstrekte sich auf alle Zweige der Regierung: er machte seine Sachsen alle zu Söldnern des Vaterlands, ohne daß dabey der Landbau oder der Unterhalt des Hausgesindes gelitten hätte. Alle Einwohner einer Grafschaft wurden gezählt und eingeschrieben. Ein Theil lag in den Stätten und Burgen zur Besazung, von welchen Alfred eine genugsame Anzahl befestigt hatte, daß sie jedem Theile des Reichs zum Schuze dienen konnten. Die übrigen Einwohner mußten für die plözlichen Zufälle in Bereitschaft stehn, die bey der unruhigen Gemühtsart der Scandinavier nur allzuoft entstunden. Die Hälfte wurde sogleich aufgefordert dahin zu ziehn, wo die Noht es erheischte; die andere Hälfte blieb der ersten zum Zuzuge bestimt, und trat an der ersten Plaz, wann dieselbe die Zeit ihres Dienstes vollendet hatte. Auf diese Weise wurden alle Sachsen zu den Waffen geübt, und Alfred mußte nicht mehr mit schwerem Herzen rohe Landleute wieder die streitbaren Normänner, mit geringer Hofnung des Sieges anführen. Eine jede Grafschaft hatte ihren Feldherrn, dem das Kriegswesen zur Aufsicht anvertraut war. Durch heilsame Geseze und durch beständige Uebung in den Waffen, gewannen die Sachsen das verlohrne Vertrauen zu sich selber wieder, und zogen mit einer Ungedult den gefürchteten Normännern entgegen, die durch ihre Anführer zurükgehalten werden mußte. Diese große Veränderung bey den sonst so unglüklichen Sachsen war ein neuer Beweis, daß ein weiser Fürst alles vermag, und die Gemühter seines Volkes ein Thon unter seinen Händen
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