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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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sind, den er zu allen Absichten umschaffen kan.
    Seine Schiffe waren nach der damahligen Gewohnheit Ruderschiffe; sie waren sehr groß, und jedes Schiff wurde durch vierzig Ruder in Bewegung gesezt. Sie waren dabey zweymahl so hoch, als die Schiffe der Normänner, und die Krieger, die von dieser Höhe ihre Wurfspieße und ihr Geschoß auf den Feind herunter warfen, hatten eine Ueberlegenheit über die Normänner, der kein Muth wiederstehen konnte. Alfred erlangte auch den Zweck seiner Wünsche, er sezte sein Reich in Sicherheit wieder die Nordischen Räuber, die vormahls erst, nachdem sie viele Tausende unglüklich gemacht hatten, vertrieben wurden, und die nunmehr sogar die Küsten eines Reiches scheuten, die von mächtigen Flotten verwahrt waren. Alfred erhielt mehr, er der seine Lande ehmahls verloren hatte, gelangte zur Herrschaft der Meere, dem angebohrnen Vorrechte eines Englischen Königes, das Alfreds Urenkel auf alle Meere erstreckt haben, die beyde Hälften der Welt umfließen.
    Wie seine großen Nachfolger, suchte Alfred seinen Unterthanen neue Wege zu fruchtbarer Arbeit zu öffnen; eine Bemühung, die weiser und heilsamer ist, als die bloße Freygebigkeit. Diese nährt den Unterthan einen Tag lang, und jene sezt ihn, und sogar seine Enkel, in den Stand, sich zu allen Zeiten unbekümmert ihren Unterhalt zu verschaffen.
    Alle Künste sind Schwestern, und müssen einander unterstüzen. Die Kriegskunst erfodert tausend andre Künste, die an Metall, an Holz, an Seilen arbeiten, die zeichnen, die die Werkzeuge des Krieges entwerfen; an allen diesen Künsten war Engelland erarmet, dieweil dreyßig Jahre lang, das Schwerdt der räuberischen Normänner über seinem Haupte hieng, und alle Kräfte seiner Einwohner sich zu dem einzigen Zweke vereinbarten, den unmittelbaren Untergang abzuwenden. Diese Künste rief Alfred wieder ins Reich.
    Seine Freygebigkeit versprach den Künstlern einen zureichenden Unterhalt, seine Leutseligkeit vermehrte die Anmuht des Aufenthaltes in seinem Reiche. Aus allen Gegenden des weiten Deutschlands, aus dem Reiche der Franken, das eben unter schlechten Herrschern schmachtete, aus dem eifersüchtigen Schottland, aus dem mit Alfred versöhnten Wallis, aus den emsigen Niederlanden, eilten Künstler und Handwerker unter den Schuz eines belohnenden Königes; bey dem keine unverdiente Ungnade, keine unverschuldete Verstoßung zu befürchten war. Engelland füllte sich mit geschikten Männern an, die selbst für den König vollkomnere Arbeiten zu Stande brachten, und die sächsische Jugend zu den besten Handgriffen, und zu gleicher Geschiklichkeit anführten.
    Alfred wußte, daß ein König ein Mensch ist, daß er nicht alles selbst einsehen, nicht in allen Fällen die besten Auswege wählen, nicht zu allen Zweken die kürzesten Mittel ausfinden kan. Er fragte also gerne die Männer um Raht, denen das Geschäft bekannt war, er hörte mit Gedult und Aufmerksamkeit einen jeden an, der die Schlüße seiner Erfahrenheit ihm vortrug, und verglich die Gedanken verschiedener Kenner, und war also würdig, den besten Raht zu wählen.
    Unter ihm erhielt Engelland drey ordentliche Rahtstuben, worinn die Geschäfte behandelt wurden. Der große Raht des Reiches entschied die wichtigsten Angelegenheiten des Staates, verwaltete die Einrichtungen desselben, und verbesserte die Gesezte. Die Bischöffe, die Grafen, die Burggrafen, die Richter saßen in diesem Rahte, und auch die Thane, die Erblehne von der Krone zur Belohnung der Kriegsdienste erhalten hatten, die sie zu leisten verbunden waren.
    Ein engerer Raht besorgte die Geschäfte, die eine mehrere Geheimhaltung, und eine schnellere Ausführung erfoderten; er überlegte auch, was der große Raht entscheiden sollte. Hierzu gebrauchte Alfred Bischöffe, Aebte, und Geistliche, die beständig um ihn waren, deren Tugend er kannte, und deren Geist durch die Wissenschaften aufgeklärt war. Denn in den unglüklichen Jahrhunderten, in welchen Alfred herrschte, waren die Edlen, und nur allzu oft die Fürsten, vom Genuße nüzlicher Bücher, und selbst von der Untersuchung wichtiger Geschäfte, durch ihre Unwissenheit ausgeschloßen. Die wenigsten konnten lesen, sie glaubten allen Pflichten gegen das Vaterland genug gethan zu haben, wann sie für dasselbe ritterlich fochten und herzhaft starben.
    Alfred wollte dennoch sich nicht der Gelegenheit berauben, aus jeder Gegend des Reiches, und aus jeder Statt die Kenntnüß desjenigen einzuholen, was einer Verbesserung
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