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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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die Absicht, wie die Liebe der Liosua im Usong.
    Die Geschichte Alfreds habe ich hauptsächlich aus Johann Spelmans des jüngeren Alfredi magni Anglorum regis vita hergenommen, die zu Oxford, Anno 1678, in Folio gedrukt ist. Dabey habe ich des würdigen Lord Littletons Leben Heinrichs II, und des Humes sehr abgekürzte Geschichte gebraucht, und was mir sonst von der englischen Historie bekant war, hin und wieder beygefügt.
    Ich bin gesinnet, unter dem Titel Fabius und Kato, auch die Republik zu behandlen. Dieses lezte Werk wird aber bloß historisch seyn, und die Geschichte selbst ist mir interessant genug vorgekommen, daß sie keiner erdichteten Zierahten nöhtig habe.
    Meine Ansicht wird erreicht seyn, wenn es mir geriehte, das geringste beyzutragen, daß die Mächtigen in jeder Art der Regierungsform zur Tugend und zur Beförderung des allgemeinen Besten sich aufmuntern liessen.

Das erste Buch.
    Der mächtige Egbert herrschte nicht mehr. Edelwolf sein Sohn erbte sein Reich, aber nicht seinen Geist, noch seinen Muht. Edelwald der Sohn Edelwolfs drung ihm die Hälfte des Reiches ab, und besaß eine kurze Zeit den verledigten Thron. Unter ihm fiengen Engellands Unglüke an.
    Seine Einwohner waren nicht mehr die alten kriegerischen Sachsen, unter einem mildern Himmel hatten ihre Sitten sich erweicht. Die Verachtung des Todes, und der Durst nach Siegen und Eroberungen war durch die Obermacht der Priester verdrungen worden: Man sah die Könige die Altäre der verherrlichten Mönche flehend besuchen. Sie erbaten von einem Priester einen Sieg, den ihre Ahnen von ihrem Schwerdte hofften: schon besuchten sie Rom, als die Quelle des Heiles, schon unterwarfen sie ihre Reiche einer Steuer, für welche sie den Schuz des algemeinen Bischofs erkauften. Friedlich wünschten sie die Früchte eines Landes zu geniessen, das ihre Vorfahren durch ihr Blut für sie erworben hatten, und die Kriege waren bey den Angelsachsen eine Pflicht, die die Nothwendigkeit erzwang, und nicht mehr das beliebte Geschäft des Muhtes.
    Weiter nach Norden, im harten Scandinavien, hatte sich die alte Rauhigkeit der Sitten erhalten. Ein Volk, das ohne Wunden zu sterben sich fürchtete, das in der Ewigkeit selber die Belohnung seines Muhtes erwartete, und des Odin's Gunst bloß mit seinem vergossenen Blute zu erkauffen hoffete, bewohnte damahls diese entfernten Gegenden, wohin die Römer niemahls ihre Künste, noch ihre erweichenden Sitten hingebracht hatten. Diese Völker sahen die friedlichen Einwohner des Südlichen Europa als eine Beute an, die von der Natur für sie geschaffen wäre, wie für den Sperber die Taube geschaffen sey. Die Normänner, so hieß man weiter nach Süden die Bewohner der Seeküsten des weiten Scandinaviens, durchstreifften auf leichten Schiffen alle Seen, sie stiegen in den Flüssen ans Land, überfielen die wehrlosen Dörfer, und die unbefestigten Städte, raubten die Reichthümer der Einwohner, und fanden ein wildes Vergnügen am Zerstören, und an der Ermordung der Ueberwundenen. Sie kannten neben der Tapferkeit keine andere Tugend. Die Bescheidenheit friedlicher Geistlichen war für sie eine niederträchtige Verabsäumung der einzigen Pflicht, die Männern zum Ruhm gereichen konte: die Wissenschafften verachteten sie, wie sie den Spinnroken verachteten, und sahen sie als Geschäffte feiger Gemüther an: Wann sie eine Gegend verheert hatten, wann alles um ihr Lager rauchte, und die Früchte des Fleisses unschuldiger Landleute verzehrt waren, so traten sie wieder in ihre Schiffe, und suchten andre Gegenden, die ihre nach Blut durstenden Schwerdter und die zerstörenden Fakeln ihrer Wuth noch nicht erfahren hatten. So trugen die Wilden Todt und Unglük mit sich durch die Welt, und das Land, das sie betraten, war ein Opfer des Unglüks. Müde von Morden, beladen mit der Beute der Arbeitsamen, fuhren sie endlich in ihre Häfen zurük, sangen ihre Siege den Schönen ihres Landes vor, und genoßen die algemeine Verehrung ihrer Bürger. Oft raubte ein Haupt der Barbaren eine Schöne, und brachte sie in seine rauhe Burg, wo keine Thränen ihre Unschuld retten konten, und wo ihr keine Hofnung blieb, jemahls den mildern Himmel ihres Vaterlandes wieder zu sehen, noch die angenehme Stimme ihrer Eltern zu hören.
    Im Stahl groß geworden, in den Gefechten erzogen, kennten die Kämpfer keine Künste, als die verheerende Kunst des Krieges. Sie scheuten keine Wunden, sie sahen den Todt, als den Weg zu den Pallästen der Götter an. Sie
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