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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen
Autoren: Albrecht von Haller
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Fürsten eine äußerliche Pracht unentbehrlich wird; weil das Volk nicht nach dem innern Werthe ihrer Herzen, sondern nach den Zeichen der Macht und der Größe, seine Beherrscher ehret. Alfred führte die zerstörten Paläste der Könige wieder mit gehauenen Steinen auf; und zierte die Landhäuser aus, in welchen die Könige eine Zuflucht wieder den Druk der Geschäfte zuweilen suchten.
    Als ein algemeiner Vater der Ordnung richtete er auch sein Haus nach den weisesten Grundsätzen ein. Seine Bedienten waren in drey Reyhen eingetheilt, davon jede vier Monate im Jahr diente, und acht Monate frey hatte.
    Seine Tugend hatte nichts Strenges, noch Zurükhaltendes. Er liebte die Werkzeuge der klingenden Künste. Er hatte zu Rom den Geschmak zu diesem angenehmen Vergnügen eingesogen, und berief die geschiktesten Künstler, und die anmuhtigsten Stimmen an seinen Hof. Er wußte daß die irdischen Werkzeuge des thätigen Geistes im Menschen ermüden, und eine unaufhörliche Arbeit zuletzt unfruchtbar wird, und unvolkommene Thaten gebiert.
    Als ein Sachse war er der Jagd und dem Vogelbeizen in seiner Jugend ergeben gewesen. Die frühe Kühlung, die freye Luft, die Bewegung des Leibes machten diese Uebungen heilsam, aber Alfred wußte auch dieses Vergnügen zum gemeinen Besten zu veredeln: er richtete seine Waffen auch bey der Jagd wieder die schädlichen Thiere, die er ausrottete, und seine Unterthanen wieder die Räuber ihrer Staaten vertheidigte. Es war selbst in diesen Uebungen der geschikteste unter den Sachsen.
    Selbst die eigentlich zur Herrlichkeit des Hofes dienenden Zierrathen verabsäumte er nicht. Zuerst unter den sächsischen Königen erhielt er Künstler in seinen Diensten, die Gold und Edelgesteine zu verarbeiten wußten. Es ließ auch zur Pracht der großen Feyer eine königliche Krone zubereiten. Dieser Künste war er selbst kundig, und fähig auch andere zu unterrichten.
    Zuerst auch unter den Königen der Sachsen fiel er auf den nüzlichen Gedanken, Ritter zu machen. Diese Belohnung kriegerischer Verdienste steht im Vermögen des Fürsten; sie schwächt seine Schäze nicht, und wird nicht, wie andre Geschenke, zu einer Auflage die der Arme bezahlen muß; und dennoch trägt sie eben so viel zur Glükseligkeit der Belohnten bey, als Gold und Silber thun würde: sie ist, wenn sie nach ihrer Absicht ertheilt wird, ein öffentliches Zeugnüß der Hochachtung des Fürsten, auf das sich die Hochachtung des Volks gründet; eines der empfindlichsten Vergnügen, das ein fühlendes Herz sich wünschen kan. Alfred ertheilte seinem Enkel Adelstan die Ritterwürde, indem er ihm ein purpurnes Kleid gab, und einen Gürtel umschnürte, woran ein sächsisches kurzes Schwerdt in einer goldenen Scheide hieng. Adelstan entsprach völlig der Erwartung des kennenden Ahnherrn, und wurde ein mächtiger und geehrter König.
    In so viele Künste, in so viele Kenntnisse wußte Alfred sich zu theilen, und dennoch blieb er in einer jeden groß. Schwerlich ist unter so vielen Tausenden ein Fürst gebohren worden, der mit einer solchen Fertigkeit seine Gemühtskräfte auf so viele und auf so verschiedene Geschäfte zu wenden, und alle zu übersehen vermocht hat. Und unter diesen Beschäftigungen des Königes war keine, die nicht zum lezten Zweke das Beste seines Volkes hatte.
    Dennoch war die vornehmste Bemühung seines Herzens, Gott zu gefallen. Niemand wird auch zu unsern so sehr veränderten Zeiten Alfreds Ruhm um deswegen verringern, weil sein Gottesdienst nach dem Schwunge seines Jahrhunderts etwas Mönchisches an sich hatte. Aber der die Herzen kennt, wird von dem Menschen nur fodern, was derselbe nach den Umständen gewähren kan, in welche er von der höchsten Weisheit gesezt worden ist, und der eingemischte Spreu wird in den Augen des Alwissenden dem vorzuziehenden Weizen nicht den Wehrt benehmen.
    Auch in des weisen Fürsten Frömmigkeit blieb freylich der Geschmack des Jahrhunderts merklich, aber Alfred war doch viel zu weise, wie damahls gerührte Fürsten öfters thaten, den seinem Volke nüzlichen Regierungsstab zu verlassen, und in einem Kloster für sich allein zu sorgen. Alfred blieb ein arbeitsamer und für das Beste seines Volkes unausbemüheter Fürst.
    Er theilte mit der Religion seine Güter, und auch seine Zeit. Er machte aus seinen Einkünften zwey gleiche Theile, der eine war zu milden Gaben bestimmt, und wurde wiederum unter die Armen, die Klöster und die Schulen vertheilt. Die Hälfte, die der König für sich
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