Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexa, die Amazone – Die große Chance

Alexa, die Amazone – Die große Chance

Titel: Alexa, die Amazone – Die große Chance
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
plätschert das Wasser am flachen Beckenrand. Sie blickt nach links, in der Erwartung, Flavio zu sehen. Aber sie sieht keinen Menschen, nur Säulen und Statuen, Sitzgelegenheiten und kleine Tischchen, eine nierenförmig angelegte Bar, alles weiß in weiß.
    Alexa versucht, das merkwürdige Gefühl abzuschütteln, das in ihr aufgekommen ist, und tritt näher ans Wasser. Sie prüft mit dem Fuß die Temperatur und bewundert insgeheim die Architektur dieser Schwimmhalle. Selbst das Schwimmbecken wirkt durch seine geschwungene Form so elegant, als sei es nur als Kunstwerk angelegt worden.
    »Nur Mut – das Wasser ist warm!«
    Erschrocken fährt Alexa herum.
    Keinen Meter hinter ihr steht Flavio. In einen weißen Bademantel gehüllt, ein Glas in der Hand, grinst er sie an.
    »Du bist doch nicht etwa wasserscheu?«
    Sie liest Spott in seinen Augen und bekommt vor lauter Ärger über solche Unterstellung kein Wort heraus. Wo ist er denn jetzt so plötzlich hergekommen? Einen Moment steht sie noch wie versteinert da. Dann rettet sie sich mit einem Kopfsprung aus der Situation. Teufel, das Wasser ist aber alles andere als warm, denkt sie. Und als sie auf der anderen Seite wieder auftaucht, hört sie Flavio rufen: »Kleiner Drink als Vorgeschmack aufs Frühstück gefällig?«
    Schon beim bloßen Gedanken an Alkohol wird Alexa übel. Nur keine Schwäche zeigen, denkt sie wütend. Der wartet doch nur darauf.
    »Ja, bitte«, brüllt sie deshalb zurück und setzt noch hinzu: »Mit viel Eis!« Sie findet, dass dies am frühen Morgen sehr welterfahren und sachkundig klingt.
    »Nur Eis, oder darf sonst noch was dabei sein?«
    Alexa dreht sich zu Flavio um und ihre Augen schießen Pfeile auf die Figur, die da so lässig am Beckenrand steht.
    »Was hast du denn zu bieten?«
    »Oh, allerhand – aber in deinem Fall Scotch oder Bourbon. Beim Bourbon ist reichlich Eis dabei!«
    Statt einer Antwort schwimmt Alexa auf Flavio zu und zieht sich vor ihm geschickt aus dem Wasser.
    »Ich würde mal gern wissen, was du gegen mich hast. Dein Verhalten ist doch nicht normal ...«
    »Nicht normal? Verehrteste, ich habe dich lediglich gefragt, ob du Scotch oder Bourbon möchtest. Was soll daran nicht normal sein? Also, was ist jetzt?«
    »Danke, mir ist der Appetit vergangen!«
    Alexa lässt sich wieder ins Wasser gleiten und schwimmt mit kräftigen Zügen davon. Länge um Länge konzentriert sie sich auf gleichmäßige Bewegungen, wechselt ihre Schwimmart und übt an jeder Stirnseite die Rollwende. Als sie Minuten später aufblickt, ist Flavio nicht mehr da. Langsam steigt sie die breit angelegte Beckentreppe hinauf. Oben verharrt sie kurz: Wie feine Nebelschwaden kommen Klänge auf sie zu. Lautsprecher kann sie nicht ausmachen. Aber sie erkennt die Musik. Richard Wagner. Ganz eindeutig. Der Ring des Nibelungen.
    Der muss wirklich einen Knacks haben, denkt sie auf dem Weg zurück zu den Duschkabinen. Fühlt sich wohl als Siegfried? Unbesiegbar?
    Es ist neun Uhr vorbei, als sich Alexa in ihrem Zimmer hastig anzukleiden beginnt.
    »Ist ja auch nicht die feinste Art, gleich zum ersten Frühstück zu spät zu kommen!«, murmelt sie vor sich hin. Ärgerlich über sich selbst, greift sie nach Reithose und T-Shirt, läuft in Strümpfen vor ihren Badezimmerspiegel, um sich wenigstens noch schnell die Zähne zu putzen und die Haare zu bürsten. Ein schmales Gesicht mit ebenmäßigen Zügen schaut sie an. Vom Chlorwasser leicht gerötete Bindehaut, stellt sie fest,während sie ihre Zähne schrubbt. Aber sonst nicht übel. Auf ihre grünen Augen ist sie besonders stolz – und auf ihre hohen Wangenknochen. Dadurch wirkt sie ein bisschen indianisch, findet sie. Nur der Mund gefällt ihr nicht so ganz. Er ist ihr zu weich, die Lippen zu voll. Sensibel, nennt ihre Mutter das und behauptet, volle Lippen drückten Großzügigkeit und Lebensfreude aus. Aber sie findet sie schlichtweg kindlich. Im Vergleich zu ihrem klar geschnittenen Gesicht viel zu üppig modelliert. Sie seufzt, nun ja, vielleicht tut sich da ja noch was. Doch dafür hat sie schöne Haare. Genussvoll bürstet sie ihre langen, rotbraunen Haare nach hinten und bindet sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Offen stehen sie ihr zwar besser, aber schließlich hat sie ja jetzt zu arbeiten. Sie zupft an einigen kurzen Haaren, die sich keck über ihre hohe Stirn kräuseln und da fällt ihr ein, dass sie schon wieder Zeit vertrödelt hat.
    Fünf Minuten später betritt sie die Wohnhalle. Wie sie schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher