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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Autoren: Ann Benson
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Leben mit Philomène. Sie hatte ebenfalls Medizin studiert, sie waren also nicht nur durch ihre Liebe, sondern auch durch ihre Arbeit miteinander verbunden.«
    »Eine Frau der Wissenschaft?«, rief Chaucer überrascht.
    »Ja, in der Tat, eine Frau der Wissenschaft; de Chauliac war auch ihr Lehrer gewesen, das hielt er jedoch geheim.«
    »Sie waren demnach füreinander bestimmt.«
    »Gewiss.« Sie deutete auf das Buch in Chaucers Händen. »Mitunter befiel ihn Traurigkeit, aber er liebte sie von ganzem Herzen, und ihre Verbindung war sehr glücklich. Es steht alles in diesem Buch, einschließlich der Ereignisse auf unserer zweiten Flucht aus England. Ich bitte Euch, es mitzunehmen, wenn Ihr das nächste Mal dorthin zurückkehrt, und es der Tochter Sarah zu übergeben, und wenn sie nicht mehr dort ist, dann
ihrer Tochter. Wenn Ihr keine von ihnen findet, dann behaltet es als Zeichen meiner ewigen Freundschaft. Ich habe es tausend Mal gelesen und kenne jedes Wort auswendig, es wird mir also nicht fehlen. Bittet Sarah, welche von ihnen Ihr auch immer antrefft, die Einträge in das Tagebuch meines Vaters zu übertragen, falls es noch existiert.«
    Er machte Anstalten, Philomènes Tagebuch aufzuschlagen, hielt dann jedoch inne. »Darf ich?«, fragte er.
    »Nur zu«, erwiderte Kate, »lest es, wenn es Euch beliebt. Ich muss allerdings vor Einbruch der Nacht nach Hause zurückkehren, sonst ist Guillaume in Sorge.«
    Chaucer blätterte die Seiten behutsam um, las hier und da einen Eintrag, während Kate zusah, wie seine Miene sich mit jedem Bericht aus dem Leben des Juden Alejandro Canches, verfasst von dessen liebender und treuer christlicher Gattin Philomène de Felice, veränderte.
    Unsere wunderschöne Tochter wächst und gedeiht. Sie fängt nun an zu sprechen, und mein Gemahl besteht darauf, sie jede Sprache zu lehren, die wir beherrschen, und zwar unverzüglich, obschon sie noch kaum laufen kann! Jetzt sei es an der Zeit, so sagt er, dass sie all dies in sich aufnimmt. Und so sprechen wir mit ihr Französisch, Bretonisch, Lateinisch mit ein paar Brocken Griechisch dazwischen, Englisch und, versteht sich, Hebräisch. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt sprechen kann, bei all den seltsamen Wörtern, mit denen er sie jeden Tag überhäuft …
    »Eine Tochter! Wie wunderbar! Wie ist ihr Name?«
    »Merielle. Ihre kleine Amsel.«
    »Reizend«, sagte Chaucer. Er las weiter.
    Guillaume ist ein feiner junger Mann! Wir staunen jeden Tag darüber, wie gut und rasch er sich entwickelt. Doch
hat er etwas an sich, ein Verlangen nach Einsamkeit vielleicht, das ihn dazu veranlasst, sich von anderen abzusondern. Alejandro glaubt, er habe in einem geheimen Winkel seiner Seele Angst davor, ein weiteres Mal seiner Familie entrissen zu werden, oder dass man ihm jemanden entreißt, den er liebt. Jeden Tag bete ich darum, dass er diese Empfindungen verliert, falls es sich so verhält.
    Chaucer seufzte und blätterte einige Seiten weiter.
    Heute hat Avram Canches diese Welt verlassen. Mein Gemahl war an seiner Seite, als der ehrwürdige alte Mann den letzten Atemzug tat und seine letzte Reise antrat. Morgen werden wir seinen Leib dem Feuer übergeben. Das verstößt gegen den jüdischen Glauben, aber in Nantes gibt es keinen jüdischen Friedhof, und wir wagen es nicht, uns zu erkennen zu geben, indem wir uns in der Umgebung danach erkundigen … Gott weiß, dass wir angemessen um ihn trauerten; und das allein ist von Bedeutung …
    Erneut blickte Chaucer von dem Tagebuch auf. »Er wurde also mit seinem Vater wiedervereint.«
    »Ja. De Chauliac brachte ihn mit, als er von einer seiner Reisen nach Avignon zurückkehrte. Ein glücklicher Tag!«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Chaucer. Er las weiter. »Und es folgte weiteres Glück!«
    »Nun ja, einiges …«, sagte Kate. »Aber auch einiges Leid.«
    Die Cyrurgia ist vollendet! Wir reisten nach Paris, um dieses Ereignis mit Vater Guy zu feiern. So viel Mühe wurde auf die Entstehung dieses Werks verwandt, aber es wird sich über die Zeit hinweg behaupten, davon bin ich fest überzeugt! Noch in vielen Jahrhunderten werden sich Ärzte der Weisheit und der Schönheit zuwenden, die auf diesen Seiten zu finden ist.

    Doch während wir in Paris weilten, rief Gott Guy de Chauliac zu sich. Mein Gemahl war über den Verlust seines treuesten Freundes untröstlich. Wir konnten nicht an seiner Beerdigung teilnehmen, und das bereitete uns großen Kummer, aber wir hörten, es sei ein großes Ereignis
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