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Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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es möglich ist, jedem Menschen ein Smedry-Talent zu verleihen.«
    »Es erschien auch unmöglich, Übersetzerlinsen herzustellen«, bemerkte Kaz. »Aber Attica hat es geschafft.«
    »Ja, schon«, sagte Grandpa. »Aber das ist etwas anderes.«
    »Vermutlich«, sagte ich, »aber…«
    Ich stutzte, dann blickte ich zur Seite. Im dritten Sessel vor dem Kamin saß auf einmal mein Onkel, Kazan Smedry. Er war höchstens eins fünfundzwanzig groß, und wie die meisten kleinwüchsigen Leute hasste er es, wenn man ihn einen Liliputaner nannte. Er trug eine Sonnenbrille, eine braune Lederjacke und darunter eine Tunika, die er in eine robuste Hose gestopft hatte. Und er war mit einem schwarzen, rußähnlichen Staub bedeckt.
    »Kaz!«, rief ich aus. »Du bist zurück!«
    »Ja, endlich!«, sagte er hustend.
    »Was…«, fragte ich und zeigte auf den Staub.
    »Ich habe mich im Kamin verirrt«, erwiderte Kaz schulterzuckend. »Ich war gute zwei Wochen in dem verdammten Ding.«
    Jeder Smedry hat ein Talent. Ein Smedry-Talent kann mächtig sein. Es kann unberechenbar sein und es kann verhängnisvoll sein. Aber es ist immer interessant. Nur wer als Smedry zur Welt gekommen ist oder einen geheiratet hat, besitzt so ein Talent. Doch mein Vater wollte jedem Menschen eines verleihen.
    Und allmählich kam mir der Verdacht, dass es auch meiner Mutter die ganze Zeit nur darum gegangen war. Die jahrelange Jagd nach dem Sand von Rashid, der Diebstahl des Buchs aus dem Königlichen Archiv (das keine Bibliothek ist)– das Ziel all dieser Bemühungen war, einen Weg zu finden, normalen Leuten Smedry-Talente zu verleihen. Die Absicht meines Vaters war wohl, unsere Kräfte mit allen Menschen zu teilen. Doch bei meiner Mutter hegte ich den Verdacht, dass sie Bibliothekarssoldaten mit Smedry-Talenten versehen wollte, um eine unbesiegbare Armee zu schaffen.
    Ich bin zwar nicht besonders helle, aber mir war klar, dass das Unheil bedeuten würde. Ich meine, was wäre, wenn Bibliothekare mein Bruchtalent hätten? Ich kann hier nur ein paar Dinge aufzählen, die wahrscheinlich geschehen würden:
Jeden Mittag, wenn ihr euer Essen auspackt– egal, was ihr mitgenommen habt–, würdet ihr feststellen, dass es in ein Essiggurken-Nacktschnecken-Sandwich verwandelt wurde, und zwar OHNE SALZ. Ihr würden es garantiert erbrechen. Sofern ihr es überhaupt runterbekommt.
Die Scheidungsstatistiken würden rasant ansteigen, da alle Bibliothekare zu Ehebrechern würden.
Jede Schulpause würde abgebrochen werden und stattdessen würde man euch Unterricht in komplexer Algebra erteilen. (Anmerkung: Auch, wenn ihr erst in der Unterstufe seid. Tut mir leid.)
Sämtliche Ein- und Schwerverbrecher würden aus den Gefängnissen ausbrechen und frei herumlaufen.
    Wie ihr seht, wäre es eine Katastrophe, wenn Bibliothekare das Bruchtalent hätten.
    »Kazan!«, rief Grandpa Smedry und lächelte seinen Sohn an.
    »Hallo, Paps.«
    »Du gerätst wohl immer noch in Schwierigkeiten?«
    »Ständig.«
    »Guter Junge. Du hast viel von mir gelernt!«
    »Du warst Monate weg, Kaz«, sagte ich. »Was hat dich so lange aufgehalten?«
    Kaz verzog das Gesicht. »Mein Talent.«
    Falls ihr es vergessen habt, mein Großvater besaß das Talent, zu allen möglichen Dingen zu spät zu kommen, während Kaz das Talent hatte, sich auf ganz erstaunliche Arten zu verirren. (Ich weiß nicht, warum ich das wiederhole. Schließlich habe ich all das bereits in Kapitel 1 erklärt. Aber egal.)
    »War das nicht sogar für Ihre Verhältnisse eine ziemlich lange Odyssee?«, fragte Bastille stirnrunzelnd.
    »Allerdings«, sagte Kaz. »So übel verirrt habe ich mich schon seit Jahren nicht mehr.«
    »Ach ja«, sagte Grandpa Smedry lächelnd. »Ich weiß noch, wie deine Mutter und ich einmal über zwei Monate lang verzweifelt nach dir gesucht haben, als du zwei Jahre alt warst. Und eines Abends lagst du plötzlich wieder in deinem Kinderbettchen.«
    Kaz sah nachdenklich aus. »Mich großzuziehen war bestimmt… interessant.«
    »Alle Smedry-Kinder sind interessant«, stimmte Grandpa zu.
    »Ach ja?«, fragte Bastille und setzte sich endlich in den vierten und letzten Sessel am Kamin. »Soll das heißen, dass es Smedrys gibt, die schließlich erwachsen werden? Könnte ich dann mal einem von denen zugeteilt werden? Das wäre eine angenehme Abwechslung.«
    Ich kicherte, aber Kaz schüttelte den Kopf. Er sah aus, als würde ihn etwas beschäftigen. »Ich habe mein Talent jetzt wieder unter Kontrolle«, versicherte er.
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