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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Erträglichen gehenden Übungen, die Meuterei wegen der Mädchen, die Morde – noch immer ungeklärt –, der Irrsinn Porters, die Todesnähe neben dem sowjetischen U-Boot … das alles war jetzt plötzlich so weit weg, war viel weniger nervenzermürbend als diese letzten Stunden der langen Fahrt.
    Zu Hause! An Land gehen! Essen, saufen, lieben, schlafen! Links eine Flasche im Arm, rechts ein nacktes Weib, und die geradezu himmlische Gewißheit: Du kannst nicht absaufen, du siehst morgen früh wieder die Sonne, du siehst Bäume und Blumen, Gras und Büsche, du hörst Vögel und Automotoren, unter dir ist feste Erde und über dir ein herrlicher Himmel, und es ist völlig unwichtig, ob die Sonne scheint oder ob es regnet … Boy, du bist daheim! Jetzt endlich begreifst du, was es heißt: Du hast eine Heimat!
    »Alles klar zum Auftauchen!« sagte Nicholson in die Sprechanlage. Im Boot klingelte es. Dann kamen die Rückmeldungen.
    »Alles klar zum Auftauchen, Sir!«
    Nicholson saß am Okular des Sehrohres und blickte hinüber zum Bunker V. Dort brannte kein Licht. Schwarz hob sich der Klotz gegen die Uferanlagen ab. Erst viel weiter weg, ins Land hinein, begannen flackernde Lichter. Eine magere Straßenbeleuchtung. Hier war Sperrgebiet im Umkreis von acht Meilen, mit einem dreifachen Sicherheitsgürtel und Zäunen, starkstromgeladen und absolut tödlich.
    »Anblasen!« sagte Nicholson ruhig.
    »Aye, aye, Sir!«
    Die Preßluft rauschte in die Tanks und preßte das Wasser heraus. Das Boot hob sich zitternd und durchbrach mit dem mächtigen Turm die Wasseroberfläche. Es tauchte auf wie ein Urwelttier mit erschreckender Schönheit.
    Dann lag die POSEIDON über Wasser. Nicholson schraubte das Turmluk auf und betrat die Brücke. Surakki und Hynes folgten ihm. Fairbanks hatte das Kommando über die Mannschaften übernommen, die gleich wie zur Parade an Deck sich aufstellen sollten. Der Commander nahm das Telefon aus dem wasserdichten Kasten auf der Brücke.
    »Langsame Fahrt voraus.«
    »Langsame Fahrt, Sir.«
    Vorsichtig, lautlos fast, glitt das riesige Boot auf den Bunker zu. Die Einfahrt gähnte ihnen schwarz entgegen. Aber als sie näherkamen, sahen sie, daß die Betonplattform dort, wo sie gleich anlegen würden, von mattem Licht erhellt war.
    »Kommando an Deck!« sagte Nicholson laut.
    Die Deckluken klappten auf, die Matrosen in ihrer weißen Paradeuniform stellten sich auf. Am Mast, der aus dem Turm herausgefahren wurde, stieg langsam die amerikanische Fahne hoch. Ganz langsam glitt das Boot in den domhohen Bunker. Nicholson atmete tief auf. Er klammerte sich fest an das Haltegestänge und hielt plötzlich die Luft an. Ein unwiderstehlicher Drang, einfach loszuheulen, stieg in ihm hoch und war kaum zu unterdrücken.
    Ganz vorn an der Betonplattform stand allein Admiral Lewis Adam. Aber hinter ihm, zehn Schritte entfernt, standen sie in eine Reihe nebeneinander, auch sie in der weißen Paradeuniform. Und als der Admiral die Hand grüßend an die Mütze legte, schnellten auch ihre Hände empor.
    Bernie Cornell … Hendricks … Slingman … Tamaroo … Yenkins … Puckray … Smith … Williams … alle, alle standen sie da und grüßten mit Tränen in den Augen ihr Boot.
    »Sir …«, stammelte Surakki hinter Nicholson. »Sir, das ist ein Augenblick, den ich ganz bestimmt nicht vergessen werde.«
    Nicholson hob langsam seine Hand an die Mütze. »Halten Sie den Mund, Surakki«, sagte er zwischen den Zähnen. »Oder wollen Sie, daß Ihr Commander losheult?«
    Die Maschinen stoppten. Hynes gab die Kommandos. Das Boot kam längsseits der Plattform und stieß leicht gegen die dicken Kunststoffpolster. Vier Matrosen, die aus dem Halbdunkel auftauchten, nahmen die Leinen entgegen, die ihnen zugeworfen wurden. Sie vertäuten die POSEIDON an den Eisenpollern. Dann schoben sie die breite Gangway über das Stahldeck.
    Der Admiral setzte sich in Bewegung. Gleichzeitig kletterte Nicholson den Turm hinab. Ein Obermaat der Paradeformation beobachtete aus den Augenwinkeln die Gangway. Beim ersten Schritt des Admirals blies er in seine Trillerpfeife.
    Nicholson ging dem Admiral entgegen – hochaufgerichtet die blendende Erscheinung in der Uniform mit den Reihen der Ordensbändchen auf der Brustseite. Meine letzte Meldung, dachte er, und merkwürdig, sie fiel ihm nicht schwerer als jede andere Meldung.
    Der Admiral blieb auf dem Deck des Bootes stehen und blickte Nicholson mit seinen grauen Augen ausdruckslos an. Nichts deutete
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