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Alantua

Alantua

Titel: Alantua
Autoren: J. T. Bernett
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flach, Blut sickerte aus der Schädelwunde und
färbte den Waldboden rot. Sie wirkte so jung ... so
zerbrechlich...
    Ich
wurde wütend. Wieso hatte es zu diesem Kampf kommen müssen?
Wieso musste man immer kämpfen? Was trieb ein Mädchen, fast
noch ein Kind, dazu, mit einer Räuberbande Überfälle
auf wehrlose Farmer zu begehen? Der Schmerz in meiner Schulter wich
einem tiefen Stich in meinem Herzen. Ich hätte besser aufpassen
müssen. Ich war eine erfahrene Kämpferin. Die Bärin
hatte viele Zweikämpfe hinter sich. Ich hatte sie unter
Kontrolle. Ich hätte meine Angst nicht überhand nehmen
lassen dürfen.
    Das
Mädchen hob schwach die Augenlider. Seine Augen waren schwarz
und in ihnen lagen die Qualen des Sterbens. Die Lippen bewegten sich
tonlos. Ich verstand.
    Meine
Dolche lagen irgendwo weit weg an der Stelle, an der ich mich
verwandelt hatte. Berenbarrs hohe Gestalt trat in mein Blickfeld. Mit
wenigen Schritten war er bei mir. Er sprach hastig, beinahe besorgt.
Seine Worte drangen nicht zu mir durch. Ich erreichte das Messer, das
er im Schaft seines Stiefels trug.
    Das
Mädchen formte das Wort „Danke“. Blut lag auf ihren
Lippen, zum Husten fehlte ihr die Kraft.
    Ich
hielt das Messer in der linken Hand. Mit aller Kraft, die mir
geblieben war, stach ich zwischen die Rippen, dort, wo das Herz saß.
Dann schwand mir das Licht vor Augen. Die Bewusstlosigkeit erlöste
mich von meinem eigenen Schmerz.

    Das
nächste, woran ich mich dann erinnere, war Mareks warme Stimme,
die sanft aber bestimmt zu mir durchdrang. Ich fühlte mich
hinausgezogen aus der Schwärze, in der es weder Schmerz noch
Schmach gab. Ich wehrte mich, wollte keine Qual spüren, keinen
Gedanken verlieren an das, was ich getan hatte. Mareks Stimme und
seine wohltuenden Salben verliehen der Schwärze jedoch nur ein
warmes Licht und ließen mich im heilsamen Schlaf.
    Viele
Stunden später erwachte ich. Marek saß bei mir. Er wirkte
müde, doch er lächelte erleichtert. Eigentlich war er erst
in den Zwanzigern, wie ich selbst damals. In diesem Moment aber
wirkte er viele Jahre älter. Marek war sowieso schon von hagerer
Gestalt. Nun lagen dunkle Schatten unter seinen günbraunen Augen
und eine tiefe Falte war auf seiner Stirn zu sehen. Sein hellrotes
Haar stand zu allen Seiten ab. Er selbst hatte wahrscheinlich viele
Stunden nicht geschlafen. Er wollte nach meiner Hand greifen. Ich
wich zurück, lächelte aber. Mein Kopf schmerzte, die
Kratzer in meinem Gesicht brannten und meine rechte Schulter pochte.
Aber ich lebte und die Wunden würden heilen.
    „Wie
schlimm war es?“ wollte ich mit rauer Stimme wissen. Meine
Lippen waren trocken wie Sand.
    „Du
hast viel Blut verloren. Berenbarr hat dich noch rechtzeitig zu mir
gebracht. Ich konnte die Wunden reinigen und nähen. Bisher liegt
keine Infektion vor, aber du musst dich schonen, sonst brechen die
Nähte auf. Und du musst sie mich kontrollieren lassen, damit
auch wirklich kein Wundbrand entsteht.“
    Wir
befanden uns in meiner Kammer, ich lag in meinem eigenen Bett. Die
Sonne stand tief und tauchte den kleinen gemütlichen Raum mit
den hölzernen Wänden und der schlichten Einrichtung in
warmes Licht.
    Ires
kam leise herein. Sie brachte einen Krug Wasser und etwas Brot.
Sofort knurrte mein Magen. Dankbar trank und aß ich, bis ich
mich gestärkt genug fühlte, um die nächste Frage zu
stellen.
    „Wo
ist der König?“
    „In
der großen Halle. Lord Murro und Jarro sind bei ihm. Sie haben
den Rat einberufen.“
    Gut,
man musste beratschlagen, wie auf die Überfälle weiter
reagiert werden sollte. Und man musste untersuchen, welche Ursache
ihnen zugrunde lag. Ich sollte an der Ratssitzung teilnehmen. Der Rat
sollte hören, was ich zu sagen hatte.
    Vorsichtig
stand ich auf. Marek wollte Einspruch erheben, doch ich schüttelte
den Kopf.
    „Mir
geht es gut genug. Nun ist es Zeit, dass du dich selbst ausruhst,
Marek. Lass dich von Ires pflegen.“
    Meine
blonde Kampfgefährtin mit den geschickten Händen half mir
auch beim Ankleiden. Ich trug meine weichen Lederbeinkleider, ein
ungefärbtes Leinenhemd und ein ledernes Wams. Über meine
Unterarme und damit über die Tätowierungen an meinen
Handgelenken – einen einfachen Ring um mein rechtes Handgelenk
und einige Schutzrunen auf der Innenseite meines linken Handgelenks -
trug ich lederne Armschienen. Ires flocht meine braune Lockenmähne
zu einem festen Zopf. Ich schaffte es, meine Stiefel alleine
anzuziehen. Die Dolche ließ ich zurück. Im
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