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Alantua

Alantua

Titel: Alantua
Autoren: J. T. Bernett
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nichts
zu tun! Sie sollen sich von unserer Grenze fern halten!“
    „Tallgard
liegt zwischen den Gilden und dem Meer zum Osten“, gab der
König zu bedenken. „Das Reich der Gilden ist groß,
einen Zugang zum Meer haben sie aber nicht. Und dadurch weder zum
Fischfang, noch zum direkten Handel mit Alantua, Kantú und
Südland.“
    „Das
darf uns nicht kümmern!“ warf einer der Lords ein. „Wann
waren die Gilden uns gegenüber gnädig? Niemals! Erst mit
der Hilfe Alantuas konnten wir unsere Grenzen sichern.“
    „Das
Volk will keinen neuen Krieg“, sprach Priesterin Runa.
    König
Berenbarr erhob sich. „Wenn wir einen Krieg verhindern können,
sollten wir das tun. Lord Grandor, wählt einen Trupp Männer
und Frauen aus, die Euch begleiten. Ich entsende Euch mit weißer
Fahne zu den Gilden. Gleichzeitig werden wir die Truppen entlang des
Flusses verstärken. Wir müssen unsere Bauern und Farmer
schützen. Gibt es weitere Vorschläge?“
    Die
Ratsmitglieder sahen sich an. Warteten sie auf etwas? Sie sahen aus,
als hätten sie etwas während unserer Abwesenheit
besprochen, dessen Ergebnis sich nun niemand getraute, dem König
mitzuteilen. Priester Eldand erhob sich schließlich.
    „Es
reicht nicht, nur mit den Gilden auszukommen. Wir müssen die
Ursache für die Trockenheit herausfinden.“
    „Die
Ursache kennen allein die Götter.“
    Genau
darum schien es dem Priester zu gehen.
    „Euer
Hoheit, es gibt etwas, das uns schon lange beschäftigt. Ihr
wisst, die Königshäuser von Tallgard, Alantua und Kantú
stammen von den Göttern ab. Die Könige und Königinnen
herrschen über unsere Länder im Auftrag der Götter ...
seit Jahrtausenden. Doch mit der Zeit wird das göttliche Blut
dünner. Und so gibt es bestimmte Rituale...“ Der Priester
hielt inne und schaute in die Runde. Doch er wagte es nicht, den
König selbst anzuschauen.
    Priesterin
Runa ergänzte für ihn: „Das Land kann nur durch die
Götter fruchtbar bleiben.“
    Berenbarr
wusste, wovon sie sprachen. Es herrschte Stille. Sie alle warteten
auf seine Reaktion. Nach außen blieb der König ruhig.
Langsam ließ er sich auf seinen Thron sinken.
    „Die
Hohe Hochzeit“, stimmte er leise zu.
    Ich
erstarrte. Wie konnten sie das von ihm verlangen?! Vor fünfzehn
Jahren hatte er seine geliebte Frau und seinen Sohn an ein Fieber
verloren. Berenbarr war damals noch sehr jung gewesen, gerade zwanzig
Sommer. Der Kummer hatte ihn beinahe ertränkt. Ich lebte zu
dieser Zeit noch nicht in Tallgard, doch ich hatte die Geschichte
gehört.
    Einmal
im Jahr besucht Berenbarr das Grab seiner Frau Beldra und des
Säuglings. Oft hatte ich in gebührlichem Abstand Wache
gehalten, wenn er zu dem Geist seiner Geliebten sprach. Sein Schmerz
ist nie vergangen, und seither hat er keine neue Königin an
seine Seite berufen.
    Das
Ritual der Hohen Hochzeit verlangte, dass sich ein Mann und eine
Frau, beide königlichen Geblüts, vor den Göttern und
in deren Namen vereinigten. Sie erneuerten damit den göttlichen
Segen und brachten Frieden und Fruchtbarkeit über ihr Land.

    Mir
wurde kalt. Plötzlich fühlte ich wieder die Anstrengung der
letzten Stunden. Meine Schulter schmerzte. Tallgard, Alantua und
Kantú; drei Länder, eine Religion, ein Ursprung.
    Weder
in Tallgard, noch in Kantú gab es derzeit Töchter
königlichen Geblüts.
    Berenbarr
hob den Blick. Seine blauen Augen richteten sich auf mich. Wir
dachten das Gleiche: Alantua.

Sonnhafen

    Sie
fiel.
    Unter
ihr brodelte die heiße Lava.
    Der
Mann mit dem kurzen schwarzen Haar und der Narbe an der Unterlippe
stand oben auf der Klippe und lachte.
    Sie
wollte schreien, doch kein Ton drang aus ihrer Kehle. Ihr Hals war
trocken. Sie spürte die Hitze der Lava brennend auf der Haut,
brennend überall. Ihr schönes schwarzes Kleid fing Feuer.
    Sie
würde sterben.

    Anyún
erwachte. Ihr dünnes Baumwollhemdchen klebte an ihrem
schweißgebadeten Körper. Sie keuchte. Ihr Hals war
trocken. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die
Dunkelheit.
    Sie
saß auf ihrem Bett mit den strahlendweißen Laken. Dort,
in der Ecke neben der Tür, stand die Truhe aus Dejia mit ihren
Habseligkeiten. Unter dem Fenster stand der kleine Schreibtisch, den
Vater ihr gezimmert hatte.
    Sie
war zuhause. Und sie lebte.
    „Nur
ein Albtraum ...“, keuchte sie. Egal wie echt er sich angefühlt
hatte.
    Noch
immer meinte sie, die Hitze der Lava zu spüren. Das Gesicht des
Mannes mit der Narbe war ihr ebenso gegenwärtig.
    Sie
stand auf, um die
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