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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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des Hauses beschäftigt und...« Ihre
grünen Augen überprüften mit ungehemmten Interesse mein Gesicht. »Sie sind doch
der Mann, den ich vor einer Weile mit Mike Hardesty zusammen gesehen habe?«
    »Lieutenant Wheeler«, sagte
ich. »Vom Büro des Sheriffs.«
    »Ein Bulle?« Ihre Augen
weiteten sich eine Spur. »Ist es was Ernsthaftes?«
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Mit Vergnügen«, sagte sie.
»Sie sehen kräftig und vital aus, und das Gros der Männer ist ja heutzutage auf
dem absterbenden Ast.«
    Wir gingen ins Wohnzimmer, und
ich hatte keinerlei Zeit, mir die Einrichtung anzusehen. An einer Wand hing ein
Porträt, das Linda Walton in voller Größe darstellte. Ein Aktbild,
Vorderansicht — und nicht das winzigste Detail war ausgelassen.
    »Es stoppt grundsätzlich jede
Unterhaltung«, sagte sie leichthin. »Aber ich bewundere an Ihnen, daß Sie gar
nicht erst Ihr Interesse verbergen, Lieutenant. Die meisten Männer werfen einen
schnellen Blick darauf und tun dann so, als hätten sie es gar nicht bemerkt.
Hinterher sind sie vorwiegend damit beschäftigt, verstohlen hinzuschielen.«
    »Hat Ihr Mann das gemalt?«
    »Ganz recht. Wollen Sie sich
nicht setzen, Lieutenant?«
    Ich ließ mich im nächsten
Sessel nieder, und sie thronte auf der Armlehne der Couch mir gegenüber.
    »Um was dreht es sich,
Lieutenant?« fragte sie plötzlich.
    Ich erzählte ihr, um was es
sich handelte, und sie lauschte aufmerksam, bis ich geendet hatte.
    »Vermutlich müßte ich jetzt
sagen, daß sei ein Schock«, bemerkte sie dann bedächtig. »Es ist auch einer, aber
so groß ist er auch wieder nicht. Irgendwie hatte ich bei Carol immer ein so
seltsames Gefühl. Sie war von jeher Neurotikerin, und meiner Ansicht nach hatte
sie in den letzten Wochen eine ausgesprochene Psychose entwickelt. Wir wußten
über die Schwierigkeiten der beiden Bescheid — daß Mike ein Techtelmechtel mit
seiner Sekretärin hatte, das ganze Drama! Aber schließlich hatte er wenigstens
versucht, seine Ehe wieder zusammenzuflicken, und er strengte sich dabei
wirklich an. Aber Carol ließ ihn nie vergessen, daß er ihr untreu gewesen war.«
Sie lachte kurz. »Das ist ein altmodisches Wort, wie? Aber Carol war in vieler
Hinsicht eine altmodische Frau.«
    »Sie mochten sie nicht?«
    »Ist das so offensichtlich?«
Sie lächelte betreten. »Ich fand, sie behandelte Mike widerwärtig, und sie nahm
immer das Schlechteste von den Leuten an, vor allem von ihren Freunden.«
    »Zum Beispiel von Ihnen?«
    »Demnach, was sie über mich
verbreitete, war ich die größte Nymphomanin von Vale Heights, wenn nicht von
Kalifornien! Es gab Zeiten, in denen ich an mich halten mußte, um sie nicht
glatt zu erwürgen.«
    »Wann haben Sie sie zuletzt
gesehen?«
    »Vor zwei Tagen.« Sie zuckte
flüchtig die Schultern. »Ja, ich weiß, sie verließ Mike vor einer Woche, denn
seither haben wir sozusagen seine Hand gehalten. Es war gegen Mittag. Ich sah,
wie Carol die Zufahrt heraufkam und ging hinaus, um sie zu begrüßen. Sie
behauptete, sie käme nur vorbei, um ein paar Sachen abzuholen, die sie
vergessen hatte.«
    »Wie lange blieb sie?«
    »Vielleicht eine Viertelstunde.
Wir unterhielten uns nicht allzu lang. Sie ließ sehr deutlich durchblicken, was
sie von Mike, von uns und so ziemlich von jedem ihrer Bekannten in der Umgebung
hielt.«
    »Wohin sie ging, hat sie nicht
gesagt?«
    »Nein. Sie erklärte lediglich,
sie käme nie mehr zurück und habe vor, Mike ein für allemal fertig zu machen. Und dasselbe gälte für diese kleine Nutte, die Virginia
Reid.«
    »Sonst noch was?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Kennen Sie jemand, der einen
triftigen Grund hatte, Carol Hardestys Tod zu
wünschen?«
    »An Mikes Stelle hätte ich
jedenfalls einen gehabt.« Sie lächelte plötzlich. »Aber ich bin nicht an seiner
Stelle. Ich glaube, niemand hier in der Umgebung mochte Carol sonderlich, aber
ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand sie ausreichend gehaßt hat, um sie umzubringen.«
    »Danke, Mrs. Walton.« Ich stand von meinem Sessel auf. »Wenn Ihnen noch was Wichtiges
einfällt, wäre ich froh, wenn Sie mich anriefen.«
    »Natürlich, Lieutenant.« Ihr
strahlendes Lächeln entblößte die gleichmäßigen weißen Zähne und brachte die
Zimmertemperatur in die Nähe des Siedepunkts. »Glauben Sie, daß jetzt der
richtige Zeitpunkt ist, um Mike zu kondolieren?«
    »Warum nicht?« sagte ich.
    »Und es freut mich, daß Ihnen
mein Porträt gefällt«, sagte sie. »Garry hat eine wahre
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