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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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Häuserblocks weiter unten an der Straße. Wir fanden eine Ecknische, und
ich bestellte die Drinks. Hardesty saß nur einfach da
und wischte sich nach wie vor das Gesicht ab, als die Gläser gebracht wurden.
    »Ich hatte sie seit einer Woche
nicht mehr gesehen«, sagte er. »Ich dachte, sie hätte mich endgültig
verlassen.«
    »Gab es dafür einen speziellen
Grund?«
    »Ich hatte eine Affäre mit
meiner Sekretärin«, sagte er in ausdruckslosem Ton. »Sie wünschte, daß ich sie
heiratete, und da ich meine Frau nicht verlassen wollte, ging sie nach Los
Angeles. Die Sekretärin, meine ich. Aber der Versöhnungsversuch mit meiner Frau
war nicht gerade ein Erfolg. Carol konnte mir nicht verzeihen — und vergessen
schon ganz und gar nicht.«
    »Hieß die Sekretärin Virginia
Reid?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich erzählte ihm, daß sie sich
im Hotel unter diesem Namen eingetragen hatte, und auch, was mir von Donna
Barnes berichtet worden war. Er nickte hin und wieder, trank dann einen Schluck
aus seinem Glas und zog eine Grimasse.
    »Ist das Whisky, Lieutenant?«
    »Scotch«, sagte ich.
    »Schmeckt scheußlich, nicht
wahr?« Er schauderte leicht. »Wissen Sie was? Das ist der erste Drink in meinem
ganzen Leben.«
    »Faszinierend«, brummte ich.
    »Die Sache sieht schlecht für
mich aus, wie?« In seinen weichen braunen Augen dämmerte plötzliche Erkenntnis
auf. »Meine Frau verläßt mich — was lediglich von mir behauptet wird —, und
dann beschließt meine ehemalige Geliebte plötzlich, nach Pine City zurückzukehren, um womöglich noch einmal einen Versuch zu unternehmen, mit
mir zusammenzuleben. Sie nimmt ein Hotelzimmer, in dem dann meine Frau tot
aufgefunden wird.«
    »Das ist eine klare
Zusammenfassung«, bestätigte ich.
    »Sie wurde gestern
nacht ermordet, und Virginia ist verschwunden«, fuhr er fort. » Gestern nacht schlief ich in meinem Bett.
Mutterseelenallein. Kein Alibi.« Er lächelte schwach. »Wollen Sie mich jetzt
verhaften, Lieutenant?«
    »Können Sie sich irgendeinen
Grund denken, aus dem heraus jemand Ihre Frau hätte umbringen wollen, Mr. Hardesty ?«
    »Hm, allerdings«, sagte er.
»Wenn ich sie umgebracht hätte, dann hätte ich die Möglichkeit gehabt, mit
Virginia da weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten — und sie am Ende
vielleicht auch zu heiraten. Virginias Gedanken könnten sich in ähnlicher
Richtung bewegt haben.«
    »Sind Sie vielleicht ein eingefleischter
Masochist?« brummte ich.
    »Nein, nur der geborene
Verlierer«, sagte er. »Und was ist eigentlich aus Virginia geworden?«
    »Eine gute Frage«, sagte ich.
»Als Ihre Frau Sie verließ, wohin ist sie da Ihrer Ansicht nach gegangen? Zurück
zu ihrer Familie, vielleicht zu einer Freundin?«
    »Sie hatte keine Familie. Ihre
Eltern waren tot, und sie war das einzige Kind gewesen. Ehrlich gesagt,
Lieutenant, ich habe gar nicht darüber nachgedacht. Sie hatte einen Haufen
Geld, über das sie frei verfügen konnte. Meiner Ansicht nach konnte sie überall
hingehen. Nach Acapulco? Nach Miami? Nach New York?« Er zuckte die Achseln.
»Sie hatte das Geld dazu, sie konnte praktisch an jeden Fleck der ganzen weiten
Welt reisen.«
    »Wer kriegt jetzt all das Geld?«
    »Ich. Es sei denn, sie hat in
den letzten paar Wochen ihre Absichten geändert.« Er lächelte erneut. »Es wird
immer schlimmer, was?«
    »Um wieviel Geld handelt es sich?«
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Sie
hatte es irgendwie angelegt, und ihr Einkommen lag schätzungsweise bei zehn-,
zwölftausend Dollar pro Jahr.«
    »Was wissen Sie über Donna
Barnes?«
    »Sie ist Virginias beste
Freundin.« Das Lächeln wurde allmählich zum Ritus. »Sie schätzt mich nicht
sonderlich.«
    »Sie sagte, sie hätte Virginia
Reid überredet, nach Pine City zurückzukehren, weil
sie so verzweifelt war und mit Selbstmord drohte.«
    »Vielleicht stimmt das. Ich
weiß es nicht. Ich habe von Virginia nichts mehr gehört, seit wir miteinander
Schluß gemacht hatten und ich zu Carol zurückgekehrt war.«
    »Ich werde Sie nach Hause
fahren«, sagte ich.
    »Danke. Das Glas trinke ich
nicht aus, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich habe nichts dagegen«,
sagte ich.
    »Und mir ist gerade
aufgegangen, daß Sie mich wohl kaum aus Großzügigkeit heraus heimfahren,
Lieutenant. Sie wollen in der Umgebung meines Hauses herumschnüffeln und
weitere Fragen stellen — stimmts ?«
    »Ja«, pflichtete ich bei.
    Es dauerte rund zwanzig
Minuten, bis wir in Vale Heights draußen waren. Das Haus stand
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