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Al Wheeler und die Nackte

Al Wheeler und die Nackte

Titel: Al Wheeler und die Nackte
Autoren: Carter Brown
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sagte sie kalt. »Behaupten Sie bloß nicht, Virginia sei
immer noch damit beschäftigt, sich wieder anzuziehen?«
    »Sie ist im Badezimmer«, sagte
ich.
    »Und kann es gar nicht
erwarten, daß wir beide zu ihr unter die Dusche treten?« Ihre Oberlippe verzog
sich verächtlich. »Wissen Sie was? Ich möchte noch nicht mal tot im
Leichenschauhaus neben Ihnen liegen.«
    »Ich bin Lieutenant Wheeler«,
sagte ich vorsichtig. »Vom Büro des Sheriffs.«
    »Und ich bin die
Streifenbeamtin Knallkopf vom Nullten Bezirk«, erwiderte sie prompt. »Der Grund,
weshalb ich zugezogen wurde, ist der, daß heute noch niemand versucht hat, eine
Polizistin zu vergewaltigen, und wir uns fragen mußten, ob wir das vielleicht
nicht ernsthaft genug provoziert haben.«
    »Ist Virginia Reid mit Ihnen
verwandt?« fragte ich.
    »Nein, nur eine gute Freundin.«
Ihre weißen Zähne knabberten eine Weile auf der Unterlippe herum. »Was, zum
Kuckuck, ist hier eigentlich los?«
    »Setzen Sie sich lieber«,
schlug ich vor.
    Sie trat ein paar Schritte
weiter ins Wohnzimmer hinein und blieb dann plötzlich stehen, als sie die
Blutflecken auf dem Teppich sah.
    »Ist Virginia was zugestoßen?«
Ihre Augen weiteten sich, als sie zu mir aufblickte. »Sind Sie wirklich Polizeilieutenant ?«
    »Ja, wirklich. Und Sie haben recht.
Wollen Sie sich nicht vielleicht doch lieber setzen?«
    Sie schüttelte langsam und
abwehrend den Kopf. »Ist es schlimm, ja?«
    »Sehr schlimm«, bestätigte ich.
»Sie ist tot.«
    »Seltsam!« Sie fuhr mit der
Zungenspitze über die Lippen. »Ich dachte, sie hätte das alles hinter sich
gebracht, als sie sich einverstanden erklärte, nach Pine City zurückzukommen und Mike wiederzusehen. Es wird immer behauptet, man solle
sie ernst nehmen, wenn sie damit drohen, und ich hab’s wirklich ernst genommen.
Ich meine, ich darf gar nicht an all die Nächte denken, in denen ich am Telefon
auf sie eingeredet habe! Aber als sie sich bereit erklärte, es noch einmal zu
versuchen, habe ich mir irgendwie keine Sorgen mehr gemacht.«
    »Womit hat sie denn gedroht?«
erkundigte ich mich geduldig.
    »Mit Selbstmord natürlich —
womit sonst?« Ihre lavendelblauen Augen sahen mich verdutzt an. »Sie brach mit
Mike und ging nach Los Angeles, um ihn zu vergessen. Aber sie war dort
entsetzlich vereinsamt und konnte ihn nicht vergessen. Schließlich drohte sie,
sich umzubringen.«
    »Sie wurde ermordet«, sagte ich
sachlich.
    »Ermordet?« Sie schluckte
mühsam. »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Ja, es sei denn, sie hätte
sich rund fünfmal in den Leib gestochen und anschließend das Messer
verschluckt.«
    »Ich glaube, ich muß mich doch
setzen.«
    Sie ging zum nächsten Sessel
und ließ sich hineinsinken. Dann preßte sie den Handrücken gegen den Mund und
verharrte so eine ganze Weile.
    »Arme Virginia«, sagte sie
schließlich. »Es ist fast eine Ironie des Schicksals. In Los Angeles gab sie
den Gedanken, sich umzubringen, auf, und kam dann hierher, nur um sich ermorden
zu lassen. Ein Landstreicher oder so was? Oder ein Sexualverbrecher, der bei
ihr eindrang, als sie schlief?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte
ich. »Es gibt keinerlei Anzeichen für einen Kampf, und sie war nackt.«
    »Virginia schlief immer nackt«,
sagte sie schnell. »Vielleicht ließ er ihr gar keine Möglichkeit, sich zu
wehren?«
    »Das Bett war unberührt«, sagte
ich. »Ich vermute eher, daß sie den, der sie umbrachte, gekannt haben muß und
ihm vertraut hat.«
    »Das ist entsetzlich!«
    »Ich muß Sie bitten, die Tote
zu identifizieren«, sagte ich. »Im Augenblick liegt sie noch im Badezimmer.
Wenn es Ihnen lieber ist, können Sie warten, bis man sie ins Leichenschauhaus
befördert hat.«
    »Wenn es schon sein muß, dann
lieber jetzt, damit ich es hinter mir habe«, sagte sie in gepreßtem Ton. »Aber nicht gleich, Lieutenant. Lassen Sie mir erst noch zwei Minuten
Zeit.«
    »Es ist eine scheußliche Sache,
um die ich Sie da bitten muß«, pflichtete ich bei. »Lassen Sie sich Zeit, so
viel Sie wollen.«
    »Mir fallen dauernd meine
schnoddrigen Bemerkungen am Telefon vorhin ein«, sagte sie. »Mir wird ganz
übel, wenn ich daran denke.«
    »Sie konnten ja nicht wissen,
daß sie tot ist«, sagte ich. »Und ich konnte es Ihnen nicht gleich erzählen.«
    »Weil ich sonst vielleicht
überhaupt nicht aufgekreuzt wäre«? Sie nickte schnell. »Deshalb haben Sie wohl
auch alles daran gesetzt, meinen Namen zu erfahren?«
    »Klar«, sagte ich. »Wer ist
Mike?«
    »Mike Hardesty
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